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Vali

Vali

Titel: Vali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Weiß
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auszutauschen. Würde er auch nie haben, dachte er sich.
    „Sie geht dir unter die Haut, oder?“ Thore konnte ihn immer schon lesen wie ein offenes Buch.
    Das war allerdings kein Grund für Vali gleich zu kapitulieren.
    „Blödsinn. Sie steht auf der Abschussliste des Kaders, also ist es meine Pflicht sie zu beschützen. Ich brauche nur eine Mütze voll Schlaf. Dann nehme ich mir den Penner vor, der sie gestern Nachmittag besucht hat.“
    Der Kerl den er in der Klinik überwältigt hatte, würde ihm die Antworten liefern, die sie brauchten.
    Er legte seine Hand dafür ins Feuer, dass der Typ es beim ersten Versuch schlicht vermasselt hatte.
    „Sie ist keine Komplizin Thore, sie ist lediglich zwischen die Fronten geraten.“ Dessen war er sich jetzt sicher. Außerdem würde sein Herz keine andere Erklärung zulassen.
    Thore nickte aber das war nicht, was er hatte hören wollen.
    Vali war auf dem besten Weg sein Herz zu verlieren, und vielleicht auch seinen Verstand. Er hatte gesehen, wie sein bester Freund die Frau in seinen Armen gehalten hatte. Wie seine Hand automatisch immer wieder über ihren Arm gestreichelt war um sie zu beruhigen. Allerdings würde Vali es nicht zugeben, noch nicht, verbesserte er sich in Gedanken und wandte sich mit einem Seufzer zum Gehen.
    „Hau dich hin. Ich passe auf, dass es ihr gut geht.“, sagte er über die Schulter.
    Er würde die kleine Raubkatze nicht aus den Augen lassen. Sie hatte Grischa die Nase gebrochen und Vali… er verzog kurz das Gesicht. Mann der Tritt musste wirklich weh getan haben, zumindest, wenn sie ebenso hart getroffen hatte wie bei Grischa. Der Kleine erholte sich gerade mit einem Eisbeutel auf der Couch und jammerte Tomasz die Ohren voll.
    Somit hatte sie mehr Treffer gelandet in dieser Nacht, als Lucius kompletter Angriffstrupp. Das verdiente durchaus Respekt.
    Vali streckte sich auf dem Bett aus und schloss die Augen. Sofort erschien ein Bild von Sarah, und er fluchte leise als er ins Traumland driftete.

Kapitel 10
     
    Am anderen Ende der Stadt fuhr ein schwarzer Transporter in eine Einfahrt, die sich zwischen einem türkischen Gebrauchtwagenhändler, und einem heruntergekommenen Imbiss hindurch zwängte. Der Fahrer ließ das Fenster herunter und sah direkt in die Linse einer Überwachungskamera, von der nur wenige wussten, dass sie dort montiert war.
    Das alte verrostete Tor glitt mit einer Leichtigkeit zur Seite die man ihr, rein von der Optik, nicht zugetraut hätte. Rost und abgeblätterte Farbe, ein halb abgerissenes Firmenschild, das war die Tarnung, die dieses Areal mit seiner Umgebung nahtlos verschmelzen ließ. Jonah setzte sein Gefährt wieder in Bewegung und das Tor schloss sich leise in einer fließenden Bewegung hinter ihm. Langsam durchfuhr er die wassergefüllten Schlaglöcher und parkte vor einem zweistöckigen Fabrikgebäude aus rotem Backstein.
    Die Natur hatte sich dieses Stück der Landschaft zurückgeholt, das der Mensch hier schlicht vergessen hatte. Gras wuchs aus Ritzen im alten Pflaster, und Efeuranken hatten sich an die Fassade gekrallt. Von den Fenstern des Gebäudes waren nur noch wenige intakt. Der Einblick den sie boten, zeigte deutlich die Spuren die Zeit, Witterung und Vandalismus zurückgelassen hatten. Nicht mal die Obdachlosen der Stadt wollten hier in den zugigen Räumen der alten Fabrik hausen. Genau dieser Umstand machte es perfekt für die Zwecke des Kaders.
    Jonah gehörte seit Jahrzehnten zum inneren Zirkel des Kaders, und hatte sich in dieser Zeit als äußerst zuverlässig erwiesen. Vielleicht betrachtete man ihn deshalb in der Hierarchie als rechte Hand des Meisters. Er wusste es besser.
    Im Grunde hatte er es bisher lediglich geschafft am Leben zu bleiben. Dafür war es jedoch unerlässlich den Launen von Lucius aus dem Weg zu gehen. Weiträumig. Lucius war eine Naturgewalt, der sich nichts in den Weg stellen durfte. Wenn es doch jemand wagte, dann verschwand derjenige buchstäblich vom Angesicht der Erde. Man hatte Glück wenn es schnell zu Ende ging. Der arme Teufel, der als letztes hatte dran glauben müssen, hatte sich selbst mit einem Messer in handliche Streifen geschnitten, bevor der Schmerz und der Blutverlust ihn in die Bewusstlosigkeit trieben. Danach war nur noch ein Häufchen Asche von ihm übrig geblieben. Jonah war bei Weitem kein Weichei, er hatte selbst schon oft im Auftrag seines Meisters gefoltert und getötet, aber Lucius war eine ganz eigene Liga. Was er ihm jetzt berichten musste, konnte

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