Vali
gut dass er den Kerl in seine Einzelteile zerlegen würde, bevor sie auch nur das Geringste erfahren hatten.
Weiter hinten auf dem Flur lag Sarahs Zimmer. Er öffnete leise die Tür und blieb im Rahmen stehen. Sie schlief noch immer tief und fest. Ihre Schmerzen schienen wesentlich besser zu sein, denn ein kleines Lächeln zeigte sich auf ihren leicht geöffneten Lippen.
Kapitel 12
Im Hauptquartier des Kaders kündigte sich die Ankunft des Meisters an. Die Raumtemperatur stieg um mehrere Grad, und nicht nur dieser Umstand trieb Jonah Schweißperlen auf die Stirn.
Die Luft vor dem Altar flimmerte als schwebe sie über Wüstensand, und einen Herzschlag später stand Lucius vor ihm.
Jonah hielt seinen Blick gesenkt und verharrte in seiner Position. Niemand sprach den Meister an, ohne dazu aufgefordert worden zu sein. Es gehörte zu den ungeschriebenen Gesetzen des Kaders.
Lucius sah hinunter auf Jonahs gebeugtes Haupt, und ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen. Er genoss seine Auftritte zutiefst. Genauso wie es sein sollte, dachte er sich. Die Menschen im Staub vor seiner Macht und seiner Herrlichkeit, nur darauf bedacht ihm zu dienen. Er verlangte nicht viel von seinen Anhängern, nur unbedingten Gehorsam und absolute Loyalität. Sie mussten ihn anerkennen als ihren Gott, dann gab er ihnen in seiner grenzenlosen Gnade was sie sich wünschten, Macht, Reichtum. Manchmal wollten sie so etwas Lächerliches wie Gesundheit, aber diese Sorte machte es nie lange.
Macht und Geld waren scheinbar eine viel größere Motivation, und deshalb waren ihm diese Schäfchen die Liebsten.
Jonah war eine Ausnahme gewesen. Er wollte nicht ein langes Leben oder Reichtum. Er wollte schlichtweg nicht in das Gefängnis, als Lucius ihn fand und für seinen Kader rekrutierte. Die Gewalttätigkeit und die Unbarmherzigkeit die er beim Mord an seinen Eltern gezeigt hatte, hatten Lucius imponiert. So hatte er beschlossen, dass Potential zu nutzen, das sich ihm in dem jungen Mann bot.
Mittlerweile war das 70 Jahre her, und bisher hatte sich Jonah wirklich als guter Griff erwiesen. Man sah ihm seine 86 Jahre nicht an, und das würde auch so bleiben. Zumindest solange er für Lucius von Nutzen war.
„Nun, was hast du mir zu berichten?“, er erwartete, dass man seinen Auftrag ausgeführt hatte.
„Meister, Malachi ist tot.“, sagte Jonah, immer noch sah er nur auf den Boden vor seinem Knie, aber seine Stimme klang fest. „Aber er war nicht allein. Er hatte eine Frau bei sich und die ist noch am Leben. Als wir diesen Fehler bereinigen wollten, ist sie uns entwischt.“
Lucius war wirklich überrascht, denn Jonah hatte in den langen Jahren nie versagt.
„Wie genau hat sie das zu Stande gebracht?“, seine Neugier war größer, als das Verlangen Jonahs Versagen auf der Stelle zu bestrafen.
„Sie wurde von Vali und seinen Wächtern beschützt. Ich war gezwungen zu handeln, aber ich habe versagt mein Meister.“ Bei den letzten Worten hörte Lucius echtes Bedauern, und auch das war ein seltenes Geschenk, denn die meisten seiner Anhänger hielt er schlicht mit Terror bei der Stange.
„Die Wächter? Diese Frau muss von einigem Wert sein, wenn die Wächter sie beschützten.“ Malachis Tod war unvermeidbar gewesen, der Älteste des Ordens hatte nach einem Artefakt gesucht, das die Kräfteverteilung empfindlich zu seinen Gunsten ändern konnte. Das hatte ihm seine Quelle aus dem Orden verraten. Lucius musste dieses Überbleibsel seiner Rasse als Erster in seinen Händen halten, wenn er seinen Plan weiter verfolgen wollte.
„Finde heraus wer sie ist, und dann bringe sie zu mir, Jonah. Nimm so viele Männer wie du brauchst. Wenn Vali selbst nach diesem Artefakt sucht, dann ist dessen Wert tatsächlich noch höher, als mir mein Diener im Orden berichtet hat.“ Er legte seine langen Finger aneinander und säuselte in einem Singsang von dem Jonah wusste, dass er Schmerz verhieß. “Ich werde dir weiter meine Unterstützung gewähren, wenn du mich nicht enttäuschst, und ich weiß dass wirst du nicht.“ Während er die letzten Worte sprach legte er Jonah die Hand auf die Schulter und er konnte deutlich das Zittern spüren, dass durch den menschlichen Körper ging. Er würde ihn am Leben lassen, aber Versagen konnte er nicht einfach tolerieren. Lucius sandte eine Hitzewelle aus und ließ sie geballt auf Jonahs Haut treffen. Der Geruch von verbranntem Stoff mischte sich schnell mit dem von verbranntem Fleisch. Jonah verlor das
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