Vali
dagegen verstieß wurde hart bestraft. In diesem Glauben waren sie alle erzogen worden. Ein Angriff auf einen Bruder des Ordens war gleichbedeutend mit einer Unterschrift unter dem eigenen Todesurteil.
Achill hatte Glück gehabt, dass wusste er. An einem guten Tag war Vali kaum zu stoppen, an einem schlechten Tag wäre jetzt nur noch ein Aschehäufchen von ihm übrig. Das war schon damals in der Ausbildung ein Problem gewesen. Valis Zorn war eine eigene Kraft, und wenn er so völlig in Rage war, dann setzte bei ihm alles aus. In diesen Momenten kannte er weder Freund, noch Bruder. Seine Unkontrollierbarkeit war ein Risiko gewesen, dass der Orden in Kauf genommen hatte, weil man die ungeheuren Kräfte Valis zum Guten nutzen wollte. Für diesen Wunsch hatten sie einen hohen Preis bezahlt, aber dann hatte Vali gelernt sich zu kontrollieren, seine Wut im Zaum zu halten, zu lenken und er war schneller im Rang der Wächter gestiegen, wie jeder andere vor ihm. Dann war Sarah aufgetaucht, und Vali war plötzlich nicht mehr derselbe.
Tomasz war der erste der sich wieder zu Wort meldete.
„Was machen wir jetzt?“, eigentlich war er immer derjenige der eine Antwort parat hatte. Die Stirn hatte er tief in Falten gezogen, und sein Mund bildete nur einen schmalen Strich.
„Ich weiß es nicht.“, sagte Elias und lehnte sich schwerfällig in seinem Stuhl zurück.
„Wir müssen das dem Orden melden.“, regte sich Grischa in seinem Stuhl, und als er die entsetzten Blicke der beiden anderen auf sich spürte, beeilte er sich klarzustellen:
“Mir gefällt die Vorstellung auch nicht, aber der Codex muss eingehalten werden.“
„Vergiss es Kleiner.“ Tomasz griff sich seine Teetasse, als bräuchte er etwas, um das er seine Hände legen konnte.
“Was mich angeht so ist hier rein gar nichts passiert.“
„Das rein gar nichts könnte dich deinen Kopf kosten.“, gab Elias zu bedenken, und musterte Tomasz mit einem nachdenklichen Blick.
„Und wenn schon, ohne Vali wäre ich schon lange nicht mehr hier.“, Tomasz sprach leise, als würde er um Fassung kämpfen.
“Ich für meinen Teil werde nicht über einen Bruder richten, der mir mehr als einmal den Arsch gerettet hat. Der Codex kann bleiben wo er will, und die alten Säcke die darauf sitzen ebenfalls, was das angeht.“ Achill war mit Thore und Sarah aus der Küche zurückgekehrt.
Elias räusperte sich, aber es kam kein Wort über seine Lippen.
„Sei vorsichtig Bruder, das ist Blasphemie.“ sagte Grischa und heizte damit Achills Stimmung noch ein bisschen an.
„Wer will es ihnen verraten, du?“ Achill baute sich drohend vor Grischa auf.
„Selbstverständlich würde er das nicht.“, lenkte Elias ein. Grischas Kopf wirbelte in Elias Richtung. „Aber Bruder Elias,…“
Elias hob die Hand und unterbrach den jungen Krieger.
„Er hat mich nicht angegriffen, sondern er hat sie verteidigt.“ sagte Elias jetzt mit einem kurzen Blick auf Sarah, die sich hinter Thore zu versteckte.
„Wenn er das nicht getan hätte, dann wäre sie nicht mehr unter den Lebenden.“ Er schüttelte betrübt den Kopf.
Thore setzte sich auf einen freien Stuhl, achtete aber darauf seinen Körper zwischen Elias und Sarah zu behalten.
Fragend musterte er Bruder Elias, der auf seinem Stuhl saß, wie ein allwissendes Orakel.
„Ihr droht keine Gefahr von mir. Das schwöre ich dir.“ Thore entspannte sich etwas. „Ich weiß nicht einmal, was mich da vorhin überkam. Vali hat mich vor einem großen Fehler bewahrt. Es tut mir leid Sarah.“
„Umso vorsichtiger müssen wir sein.“ Grischa meldete sich erneut zu Wort, es wurde immer deutlicher, dass er die ganze Sache nicht auf sich beruhen lassen würde. „Sie hat euch doch schon alle um den Finger gewickelt.“
Thore begann zu knurren, das Geräusch kam so tief aus seiner Kehle, dass Sarah die Vibrationen spüren konnte. „Worauf willst du hinaus, Kleiner? Und sei besser selbst ganz vorsichtig jetzt.“
Grischa hob abwehrend die Hände, und senkte etwas seine Stimme, als wolle er einen Löwen beruhigen. Was der Realität im Grunde auch ziemlich nahe kam.
“Was ich meine ist, dass Vali nicht mehr rational handelt, seit sie hier aufgetaucht ist.“ Thore sog hörbar die Luft ein, aber Grischa ließ sich nicht unterbrechen.
“Sagt mir wenn ich falsch liege, und ihr kennt ihn viel länger als ich, aber er ist im Moment nicht er selbst.“
Das wiederum brachte ihm zustimmendes Gemurmel von Tomasz und Achill entgegen. Also
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