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Vali

Vali

Titel: Vali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Weiß
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Jonah musste lächeln, als er an den gequälten Gesichtsausdruck des Mannes dachte. Angst war ein guter Verbündeter, wenn es um die Gefügigkeit der Gefolgsleute ging. Viel zu leichtfertig ließen sie sich verführen, und dann war es zu spät. Es gab kein zurück. Die Strafe für Befehlsverweigerung war der Tod.
    Ebenso wie die Strafe für Ungehorsam. Eigentlich kam man überhaupt nicht mehr lebend aus einer Vereinbarung mit Lucius heraus.
    So war das mit den Schäfchen. Die Frage war nur, in welchem Alter sie die Schlachtbank erreichten.
    Jonah hatte keinerlei Mitgefühl für die Seelen, die leichtfertig den Pakt mit dem Teufel schlossen. Viele von ihnen arrangierten sich mit ihrem neuen Leben, und leisteten hervorragende Dienste. Andere hofften einfach darauf vergessen zu werden. Aber früher oder später wurden sie alle verpflichtet ihren Teil der Vereinbarung einzuhalten.
    Er schaltete die Schreibtischlampe ein, und schlug den Deckel der Akte auf. Sein Büro lag unter der Erde und war wie der Rest dieses alten Gemäuers dunkel und kalt. Bis auf einen Schreibtisch und zwei Stühle, von denen einer vor dem Schreibtisch stand, fehlte jede weitere Ausstattung.
    Jonah hatte sich nicht die Mühe gemacht, das Büro mit Bildern und ähnlichen Dingen auszustatten. Das waren nur sinnlose Investitionen. Er brauchte nur seinen Laptop, darin speicherte er alle Informationen, die er brauchte. Für den Rest waren die anderen Kadermitglieder zuständig. Als rechte Hand reiste er zuviel von einem Quartier zum nächsten. Jonah brauchte keine eigene Wohnung, oder irgendwelche Besitztümer. Alles was er besaß, passte in eine Sporttasche und der Rest konnte jederzeit ersetzt werden. Das Leben eines Söldners hatte keinen Platz für persönliche Besitzungen.
    Aufmerksam betrachtete er das Bild der jungen Frau, dass in der Innenseite des Pappordners festgetackert war.
    Es war nur eine schwarzweiß Aufnahme, aber er hatte die passenden Farben noch lebhaft in Erinnerung.
    Die braunen Haare, die Rehaugen. Sarah Meinhard war eine attraktive Frau, daran bestand kein Zweifel, aber ihn interessierten tatsächlich mehr ihre inneren Werte.
    Die erste Seite war die Geburtsurkunde, und er starrte lange ungläubig auf das abgedruckte Geburtsdatum.
    Sein Laptop stand arbeitsbereit neben ihm, und er öffnete die Datei, die er über Esther angelegt hatte, während sie sich in Lucius Händen befand.
    Er war nicht wirklich überrascht, als das gleiche Datum zum Vorschein kam. Zwillinge! Es mussten Zwillinge sein.
    Aber warum zum Teufel war ihnen das bei der ersten Recherche entgangen? Bei der Suche nach der Frau die sein Meister ausgewählt hatte, hatte er zuerst nur ein Bild besessen.
    Die Internetrecherche hatte ihn schnell auf die Spur von Esther Sander gebracht. Wie befohlen hatte er sie zu Lucius gebracht, und der war mehr als verärgert gewesen, als sie sich, selbst nach der stundenlangen Folter, geweigert hatte ihm zu helfen.
    Damals hatte Jonah heimlich die Standhaftigkeit bewundert, die Esther an den Tag gelegt hatte. Wie sich jetzt herausstellte, hatte sie tatsächlich gar nichts für Lucius tun können. Sie hatte nicht die Fähigkeit besessen, nach der sein Meister gesucht hatte. Es musste in Wirklichkeit Sarah sein, die Lucius brauchte!
    Seite für Seite arbeitete er sich durch die Blättersammlung, und stieß schließlich auf den Umstand, warum sie zuerst nicht auf Sarah aufmerksam geworden waren. Durch die Adoption hatte Esther einen anderen Nachnamen bekommen. Sarahs Spur hatte sich durch die vielen Pflegestellen verloren.
    Jonah schloss die Akte, als er keinen Zweifel mehr an seiner Theorie hatte. Mit der Akte unter dem Arm machte er sich auf den Weg zum inneren Heiligtum. Seine Schulter war noch nicht ganz verheilt, und im Grunde hatte er keine Bedarf Lucius schon wieder gegenüber zu treten. Wenn er sich allerdings nicht grundlegend irrte, dann würde dieses Treffen schmerzfrei verlaufen.
    Bevor er letztendlich das Heiligtum betrat, beauftragte er noch zwei seiner Männer mit der Durchsuchung von Sarahs Wohnung. Er würde mehr Informationen brauchen, wenn er diese Frau finden wollte.
    „Wenn du Recht hast, dann brauchen wir sie unbedingt lebend.
    Tue alles was nötig ist. Ich werde meinen Kontakt beim Orden befragen, und sobald ich hilfreiche Informationen habe, lasse ich sie dich wissen.“
    Damit hatte Lucius das Gespräch beendet, und Jonah atmete erleichtert auf. Seine Männer hatten in der Zwischenzeit auch das Auto der Frau

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