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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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»Ich glaube, diesmal hat der Wind einen größeren Stein von einem Hügelgrab gefegt. Der Stein ist über den Boden gerollt, und das hat sich angehört, als ob sich jemand anschleicht.«
    »Das glaubst du selber nicht, oder?«
    »Nein.Wie schnell kannst du hüpfen?«
    »Mal sehen.«
    Aud humpelte weiter und Hal unterstützte sie, so gut er konnte. Das Bündel schlug unsanft gegen seinen Rücken, Aud atmete keuchend. Zweimal wären sie beinahe hingefallen, ein anderes Mal versank Aud in einer zugeschneiten Mulde. Die Finsternis schwappte ihnen entgegen wie ein Hochwasser führender Fluss, aber die Gräber wollten und wollten nicht daraus auftauchen.
    Da scharrte es auf einmal ganz in ihrer Nähe.
    Beide blieben wie angewurzelt stehen. Hal flüsterte Aud ins Ohr: »Ich hol jetzt die Waffen raus!«
    »Mach das.«
    Hal nahm sein Bündel ab, ließ es in den Schnee plumpsen und machte sich daran, die Schnur aufzuknoten. Da seine Finger vor Kälte taub waren, seine Hände vor Angst zitterten und er zudem nichts sah, dauerte es ziemlich lange. Außerdem hatte sich der Knoten zugezogen.
    Ein Stück neben ihnen ertönte ein scharfes Scharren, dann krachte es spröde, als zerbröckelte mürbes Gestein unter dem Aufprall eines schweren Gewichts.
    »Komm weiter, Hal!«, zischelte Aud.
    »Dieser verflixte Knoten!«
    Da, noch näher... Der Schnee knirschte leise wie unter verstohlenen Schritten.
    »Was ist denn mit dem Knoten? Du hast die Schnur doch selber zugebunden, oder nicht? Jetzt bind sie halt wieder auf!«
    »Drängel mich nicht! So, jetzt... O nein, jetzt hab ich ihn wieder zugezogen!«
    »Mann, Hal...«
    Wieder ein Geräusch, diesmal hinter ihnen: aufstiebender, harscher Schnee. Es klang nach etwas Flinkem, Entschlossenem …
    »Mist, jetzt hab ich mir einen Nagel eingerissen.«
    Aud drängte sich dicht an ihn. »Sag mir bitte, dass das Bündel jetzt auf ist!«
    »Ja, zum Glück.Was willst du? Die Sichel oder das Messer?«
    »Ganz egal, Hauptsache, es ist scharf. Mach schon!« Stoff raschelte, dann hörte man es klirren.
    »Da!« Hal hielt ihr das Messer mit dem Griff voran hin. Er spürte Aud blindlings umhertasten, dann streiften ihre Finger den hölzernen Griff. Sie riss die Waffe an sich und stieß einen Schmerzensschrei aus.
    »Aua, meine Hand!«
    »Dann nimmst du es eben in die Linke.« Er hatte die Sichel gefunden und richtete sich wieder auf. Die Waffe lag gut in der Hand, er ließ sie einmal probeweise durch die Luft sausen. Zu seiner Rechten hörte er etwas durch den Schnee huschen. »Lehn dich an meinen Rücken, damit du nicht umfällst«, sagte er zu Aud. »Und sei ganz still. Dann hören wir, wenn es näher kommt.«
    »Und dann?«
    »Dann stößt du zu, so fest du kannst.«
    Ihr schmaler, schlanker Rücken drückte sich an seinen. Er stemmte die Füße fest in den Schnee, bis seine Stiefelsohlen auf dem gefrorenen Gras besseren Halt fanden. Dann machte er die Augen zu und horchte. Es tappte und scharrte, erst links, dann direkt vor ihm... Es bewegte sich flink, umkreiste sie und rückte dabei immer näher. Dass es stockfinster war, schien es nicht zu stören. Es konnte sie sehen, das stand für Hal fest.
    Dann zog sich das Tappen auf einmal zurück und verklang. Hal hörte nichts mehr.
    »Alles in Ordnung, Aud?«, raunte er.
    »Ja, und bei dir?«
    »Einigerma…« Da brach mit einem Mal ein kleiner Tumult los: Unter hastigen Tritten stob der Schnee, knirschte das vereiste Gras, Aud schrie erstickt auf. Sie presste sich so fest an seinen Rücken, dass er durch die beiden dicken Mäntel hindurch spürte, wie sich ihr Schulterblatt auf und ab bewegte – sie hatte mit dem Messer ausgeholt. Dann ein Stoß, als wäre die Klinge auf etwas Hartes getroffen. Hal hätte fast das Gleichgewicht verloren. Rechts und links hörte man Schneebrocken prasseln, dann ertönte ein grässliches Knurren. Etwas tappte davon.
    Stille. Aud ließ den Kopf auf Hals Schulter sinken.
    Hal fasste erschrocken nach ihrem Haar und der Kapuze. »Aud?«
    »Ich hab es erwischt, aber jetzt ist das Messer weg«, antwortete ein Stimmchen.
    »Hat es dir was getan? Sag schon, bist du verletzt?«
    »Nein, nein. Es hat mich gepackt... es war eiskalt. Ich hab es getroffen, aber dann habe ich das Messer fallen lassen.«
    »Macht nichts.Vielleicht hast du es ja damit verscheucht.« Hal sah sich um, konnte aber nirgends etwas erkennen.Vor seinen Augen tanzten irgendwelche eingebildeten Lichter. Was hatte sich Sven doch gleich auf dem Troldfelsen

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