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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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etwas schuldig. Er hat mir einmal einen Gefallen getan und war übrigens auch ausgesprochen höflich mir gegenüber. Darum will ich euch trotz dieses aufgeblasenen Trampels hier noch einmal davon in Kenntnis setzen, dass die Hakonssons hierher unterwegs sind und noch heute Abend eintreffen werden. Das war’s dann auch schon. Lebt wohl und viel Glück.«
    Er wandte sich zum Gehen, aber Leif packte ihn am Kragen und knurrte: »Sei so gut und werde etwas ausführlicher. Woher weißt du das überhaupt? Wie kann das sein? Die Schlucht ist zugeschneit. Niemand kann um diese Jahreszeit aus dem Untertal zu uns heraufsteigen!«
    »Zwanzig Mann ist es trotzdem gelungen. Ich habe sie gesehen.«
    »Ausgeschlossen!«
    »Tja, dann scheinst du besser Bescheid zu wissen als ich. Lass dich bloß nicht in deiner Überzeugung verunsichern, wenn dich Hord draußen im Hof aufhängt.«
    Leif wurde puterrot vor Zorn und schüttelte den Alten kräftig. »Du Hund! Mach endlich das Maul auf, sonst wirst du gleich selbst aufgehängt, das kann ich dir versichern!«
    Nun hatte Hal genug. »Lass ihn sofort los! Er ist ein Gast unseres Hauses!«
    »Stimmt! Und wenn du mich noch fester schüttelst, fallen mir womöglich die letzten Lumpen vom Leib«, setzte Snorri hinzu. »Willst du vielleicht, dass ich nackig vor den ganzen Frauen und Kindern hier oben stehe und alle meine Rippen zählen können?«
    Fluchend ließ Leif ihn los. »Dann red endlich!«
    »Bitte, Snorri«, warf Hal ein, »es ist sehr wichtig, dass alle hier erfahren, was du mir bereits erzählt hast.«
    Snorri rieb sich den Nacken und fragte verstimmt: »Krieg ich dann noch mehr zu essen?«
    »So viel du willst!«
    »Krieg ich es auch wieder von dieser reizenden Alten serviert? Die mir die Wunden verbunden hat?«
    »Welche reizende Alte? Ach so, du meinst Katla. Großer Sven! Aber ja. Das lässt sich einrichten. Wenn du jetzt bitte...«
    »Na schön.« Snorri ließ den Blick über seine gespannten Zuhörer schweifen. »Hal zuliebe will ich es euch erzählen. Vorgestern, der Nachmittag ging bereits dem Ende zu und zwischen den Grabhügeln an der Straße stieg der Nebel auf, war ich dabei, in einem abgelegenen Winkel meiner Felder Ratten zu verscharren. Dort unten bei mir liegt noch ziemlich viel Schnee. Als ich so vor mich hin buddelte, sah ich im Nebel auf einmal irgendwelche sonderbaren, verschwommenen Gestalten mit Helmen auf den Köpfen und Schwertern an den Hüften. Erst dachte ich, die Geister wären aus den Gräbern gestiegen und wollten mir meine Rüben klauen. Da hab ich natürlich mein Messer gezogen – ebenjenes, das mir Hal damals geschenkt hat – und wollte mein Leben so teuer wie möglich verkaufen. Doch zu meinem Erstaunen kamen Sterbliche aus den Nebelschwaden, müde, reifverkrustete Reiter, mit Eiszapfen in den Bärten und steif gefrorenen Pferdeschwänzen. Ihre Helme sahen ganz ähnlich aus wie der hinter mir.« Er deutete mit dem verkrümmten Zeigefinger auf Svens zerbeulten Helm an der Wand. Die Menge hob die Blicke und alle rangen gleichzeitig nach Luft.
    »Die Helme waren aber erst kürzlich geschmiedet worden«, fuhr Snorri fort, »und über den Jacken trugen sie Kettenhemden. Trotz der Eiskruste konnte man erkennen, dass das Gewirk dicht und kräftig war. Jeder trug ein Schwert am Gürtel und die Bündel auf ihren Schultern waren gefroren. Unter ihren Mänteln blitzte scharlachrote Kleidung hervor – das Rot der Hakonssons!«
    Ob es die Worte des Alten waren oder sein eindringlicher Ton, jedenfalls lauschten ihm die Versammelten in Svens Halle völlig gebannt. Nicht einmal ein Flüstern war zu vernehmen.
    Snorri zog die Lumpen über der eingefallenen Brust zusammen, legte die Hand auf den Messerknauf und erzählte weiter: »So kräftig ich auch bin, gegen zwanzig Mann komme ich nicht an. Sie haben mich gefesselt und in meine Hütte geschleppt, die sie einfach beschlagnahmten. Anfangs dachte ihr Anführer – Hord Hakonsson, wie ich inzwischen weiß -, dass ich zu eurem Haus gehöre, und wollte mich an Ort und Stelle abmurksen. Erst als ich beteuerte, dass ich euch zutiefst verabscheue, hat er mich verschont. Ich musste den Männern ein gutes Essen zubereiten und sie scharten sich um mein Feuer. Ich hab mich still verhalten und ihrer Unterhaltung gelauscht. So hab ich mitbekommen, dass sie die Schlucht allein heraufgestiegen sind, ohne Pferde, über die uferlosen blauen Eiswände der gefrorenen Wasserfälle.Vier Tage haben sie dafür gebraucht und es hätte

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