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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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zu sagen hatte.
    Hal stand mitten auf dem Podest, sah sich um und erwiderte die Blicke, dann sagte er: »Einige von euch haben Leif einen Feigling genannt. Das ist ungerecht. Bei der Rauferei in Ruriks Halle, als Hord auf unsere Mutter losgehen wollte, hat Leif ihn niedergeschlagen. Er hat tapfer gekämpft. Er ist genauso mutig wie jeder andere hier.«
    Kurze Pause. Allgemeines Schweigen. »Was mich betrifft«, fuhr Hal fort, »so würden mir viele gern die Schuld für das Ganze in die Schuhe schieben. Zum Teil stimmt das auch. Ich habe die Hakonssons aufgesucht, weil ich meinen Onkel Brodir rächen wollte. Dabei ist Olaf ums Leben gekommen, und sein Hof ist abgebrannt, was Hord nun als Vorwand dafür benutzt, uns zu überfallen. Doch das ist nicht die ganze Geschichte. Ehe ich in Olafs Schlafzimmer ging, hatte ich mich in der Halle der Hakonssons versteckt und habe mit angehört, wie Hord und Ragnar von einem Überfall wie diesem hier gesprochen haben. Hord hat seiner Verachtung für den Rat Ausdruck verliehen, seiner Unzufriedenheit mit den Gesetzen und dem Wunsch, seinen Besitz zu vergrößern. Er hat auch erwähnt, dass er seinen Schmieden irgendeinen Auftrag erteilt hatte – ich nehme an, es handelte sich um die Schwerter und Rüstungen, die uns Snorri beschrieben hat. Mit anderen Worten, meine Freunde, Hord hat von langer Hand einen Überfall vorbereitet.Vielleicht galt sein Plan nicht von Anfang an unserem Haus, und vielleicht bin ich tatsächlich daran schuld, aber damit ist es unsere Aufgabe, die Hakonssons in die Schranken zu weisen, so wie unser großer Ahn Sven es mit dem Helden Hakon getan hat. Ich bin sicher, dass es sich hier weniger um ein Unglück als viel eher um eine Ehre handelt, es geht nicht um Furcht, sondern um Stolz. Ich glaube, dass wir uns dem Feind entgegenstellen und ihn mit Mut und Klugheit besiegen können.«
    Hal machte eine Pause und ließ seine Worte durch den Qualm von der Feuerstelle über die Köpfe der Versammelten treiben. Die nachfolgende Stille war ganz anders als die Stille nach Leifs Ansprache. Es war eine nachdenkliche Stille, in der die Zuhörer alles, was er gesagt hatte, verdauten, überdachten und abwogen. Hal sah etliche Leute – auch den Schmied Grim – bedächtig nicken, dann machte sich zustimmendes Raunen breit.
    »Das mag ja alles sein«, sagte Leif mühsam beherrscht, »aber mit Stolz allein können wir uns nicht verteidigen.«
    »Wir haben nichts zu befürchten.« Hal schaute zu Aud hinüber. »Es gibt Schlimmeres, als gegen sterbliche Feinde anzutreten. Zudem haben wir die Auswahl unter den verschiedensten Möglichkeiten.Wie sieht es beispielsweise mit dem Wetter aus? Ich war heute noch nicht draußen.«
    Die Gerberin Unn hob die große braune Hand. »Wir haben dichten Nebel, der sich einfach nicht verziehen will.«
    »Gut. Wenn der Nebel anhält, kommt uns das zugute. Denn wir kennen uns hier aus.«
    »Aber heut Nacht haben wir Vollmond!«, wandte eine Frau ein.
    »Auch das können wir uns zunutze machen.«
    »Moment!« Leif schien äußerlich gefasst, aber seine zitternde Hand verriet ihn. Dafür sprach er in einigermaßen ruhigem Ton. »Wir haben uns noch nicht entschieden, ob wir fliehen oder kämpfen wollen. Meiner Meinung nach ersetzen Hals wohlklingende Worte keine Schwerter. Darum sage ich:Wir müssen fliehen.«
    »Und ich sage:Wir bleiben und kämpfen!«, sagte Hal.
    »Und ich sage«, rief jemand von der Tür her, »dass ihr Hals Vorschlag annehmen solltet.« Alle drehten sich um und sahen die hochgewachsene, schlanke Gestalt Astrids, der Schiedsherrin des Hauses, vor dem Vorhang stehen. Ihr Gesicht war überirdisch blass, das Haar fiel ihr über die Schultern wie ein goldener Umhang, ihr Kleid leuchtete weiß wie Schnee. Seit Wochen hatte sie sich nicht mehr in der Öffentlichkeit blicken lassen. »Euer Oberhaupt«, fuhr sie fort, »liegt im Sterben. Vielleicht ist es schon heute so weit, vielleicht erst morgen, aber lange kann es nicht mehr dauern, und es wird hier geschehen. Es kommt nicht infrage, dass mein Mann auf der Flucht aus seinem eigenen Haus stirbt. Ihr könnt meinetwegen fliehen, aber Arnkel und ich kommen nicht mit. Meine Söhne haben euch zwei annehmbare Vorschläge gemacht. Entscheidet selbst, welchen ihr annehmen wollt. Ich sage nur eins dazu:Wie hätte sich Sven wohl entschieden? Und jetzt muss ich wieder zu meinem Mann. Gudny, meine Liebe, wir brauchen frisches Wasser. Bringst du uns bitte welches?«
    Der Vorhang schwang zurück,

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