Vampir à la carte (German Edition)
auch widerwillig – zu dem freien Sessel und drückte sich in die äußerste Ecke, damit sie von Marguerite so weit wie möglich entfernt war.
»Zunächst einmal sollst du wissen, dass du dich vor nichts fürchten musst«, versicherte Marguerite ihr mit ruhiger Stimme. »Niemand hier wird dir etwas tun. Wir trinken nicht von Sterblichen, was uns außerdem auch verboten ist. Stattdessen ernähren wir uns von Blutkonserven.«
Alex merkte, wie sie sich ein wenig entspannte, doch dann fiel ihr etwas ein, und sie verkrampfte sich sogleich wieder innerlich. »Sam …«
»Wir tun ihr nicht weh«, antwortete Marguerite. »Du wirst gesehen haben, wie sie auf dem Bett gelegen und um sich geschlagen hat. Uns ging es nur darum zu verhindern, dass sie sich selbst verletzt.« Sie legte den Kopf schräg und fragte: »Du hast doch bestimmt Mortimers liebevollen Gesichtsausdruck gesehen, oder nicht? Er würde niemals zulassen, dass jemand ihr etwas antut.«
Tatsächlich war ihr das aufgefallen, und sie hatte es als sehr verwirrend empfunden. »Was ist denn mit ihr los?«
Einen Moment lang zögerte Marguerite, dann sagte sie: »Bevor ich dir das erklären kann, musst du zunächst einmal verstehen, wer und was wir sind.«
»Ich weiß, was ihr seid«, gab Alex schroff zurück. »Ihr seid Vampire.«
»Das sind wir eben nicht«, beharrte sie. »Wir sind Unsterbliche.«
»Ihr habt Fangzähne«, hielt Alex dagegen, dann wurde sie nachdenklich. »Na ja, zumindest hat Cale Fangzähne.«
»Alle Unsterblichen haben Fangzähne«, erklärte Marguerite.
»Alles klar«, meinte Alex spöttisch. »Ihr habt alle Fangzähne, und ihr trinkt Blut, um zu überleben, aber Vampire seid ihr keine. Na klar.«
Marguerite schnalzte ungeduldig mit der Zunge. »Ja, ich weiß, es gibt gewisse Ähnlichkeiten. Die Vampire aus der Mythologie haben Fangzähne und ernähren sich von den Lebenden. Aber Vampire sind demnach auch verfluchte und seelenlose Tote, die zum Leben wiedererweckt wurden. Ich kann dir versichern, ich bin weder verflucht noch seelenlos, und tot bin ich auch ganz sicher nicht.«
»Aber was …?«
»Ich werde es dir erklären, aber ich muss dich warnen, dass du womöglich Schwierigkeiten damit haben wirst, diese Dinge zu akzeptieren.«
»Mehr Schwierigkeiten als mit der Erkenntnis, dass es Vampire wirklich gibt?«, gab Alex ironisch zurück. »Erzähl es mir ruhig. Ich glaube, im Augenblick komme ich mit allem klar.«
»Ich wünschte, du würdest aufhören, uns weiterhin mit diesem unerfreulichen Begriff zu titulieren«, seufzte Marguerite frustriert, fuhr dann aber fort: »Hast du schon mal von Atlantis gehört?«
Alex zog die Brauen hoch. »Ja. Das ist ein Kontinent aus der Mythologie, angeblich eine untergegangene Zivilisation, die dem Rest der Welt um Lichtjahre voraus war.«
»Ja … und es ist nicht bloß ein Mythos. Es war ein Land an der Spitze eines Kontinents, zu drei Seiten umgeben vom Ozean und durch eine hohe und sehr unwegsame Gebirgskette von den Nachbarvölkern abgeschnitten. Dadurch war Atlantis isoliert vom Rest des Kontinents und technologisch erheblich weiter fortgeschritten als der Rest der Welt. So fortgeschritten, dass die Wissenschaftler von Atlantis mit der Entwicklung von etwas begannen, das heute als Nanos bezeichnet wird. Es scheint, dass einer der beteiligten Forscher fand, man könnte sie zu medizinischen Heilungszwecken einsetzen. Er schuf dann Nanos, die den klar definierten Auftrag hatten, Verletzungen sowie jede Form von Erkrankung im menschlichen Körper zu heilen.
Seine Idee bestand darin, diese Nanos in den Blutkreislauf zu injizieren, damit sie sich überall im Körper verteilen und problemlos dorthin gebracht werden können, wo sie gebraucht werden. Aus diesem Grund konzipierte er sie so, dass sie das Blut benutzen, um sich von der Stelle zu bewegen und um sich zu regenerieren, damit sie selbst schwierigste Aufgaben wie beispielsweise einen von Krebs befallenen Körper bewältigen können.«
Alex sah sie ungläubig an. »Und wann soll das gewesen sein?«
»Lange vor Christi Geburt, meine Liebe«, erwiderte Marguerite in feierlichem Tonfall.
»Okay, das ist jetzt ein bisschen abenteuerlich«, kommentierte Alex diese Ausführung. »Aber was hat das mit Vamp… mit Unsterblichen zu tun?«, berichtigte sie sich im letzten Moment.
Die andere Frau lächelte daraufhin erfreut. »Nun, diese Nanos sollten sich nach Erledigung ihrer Aufgabe auflösen und aus dem Körper ausgeschieden werden.
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