Vampir à la carte (German Edition)
zerrte er einen der Beutel aus der Tasche und presste ihn an seine Zähne, während er fast beiläufig die beiden Männer zurück zu ihrem Wagen schickte und mit einem einzigen Gedanken dafür sorgte, dass sie ihn und das zu Schrott gefahrene Fahrzeug am Rand der Ausfahrt vergaßen. Als die zwei abfuhren, hatte Cale bereits den zweiten Beutel ausgetrunken, und sein Körper wurde seitdem von heftigen Krämpfen heimgesucht.
»Cale?«
Nein, das war kein Sterblicher, dachte er und seufzte erleichtert, da er Brickers Stimme erkannte. Er wollte »Hier!« rufen, doch es kam nur ein raues Krächzen über seine Lippen. Aber das war nicht weiter schlimm, denn offenbar musste Bricker ihn auch so gehört haben, da er plötzlich neben ihm auftauchte. Seine große Silhouette wurde vom ersten Licht des neuen Tages eingerahmt, das zwischen den kahlen Ästen hindurch in die Baumgruppe fiel.
»Himmel, du siehst ja schrecklich aus«, murmelte Bricker und kniete sich neben ihm hin, um ihn genauer anzuschauen. Als sein Blick auf Cales Beine fiel, fragte er: »Ist das bei dem Unfall passiert?«
Cale gab ein bestätigendes Brummen von sich, woraufhin der andere Mann sein Gesicht musterte.
»Ich habe die Spuren im Schnee gesehen. Du hast verdammt viel Blut verloren.«
Das erklärte, warum seine Heilung nicht so weit fortgeschritten war, wie es eigentlich der Fall sein sollte: Er verlor im gleichen Maß Blut, wie er welches zu sich nahm. Vermutlich waren so viele Adern in seinen Beinen zerfetzt worden, dass sie gar nicht schnell genug geschlossen werden konnten, um die Blutungen zu stoppen. Das hieß, er benötigte noch viel mehr Blut. Am besten legte er sich gleich in eine ganze Badewanne voll damit.
»Russell und Francis kümmern sich gerade darum, die Blutspur zu beseitigen und den Wagen abzuschleppen«, ließ Bricker ihn wissen. »Sie hatten eben ihre Schicht beendet, als ich mich auf den Weg zu dir machte, da habe ich die beiden kurzerhand mitgenommen.«
Wieder konnte er nur brummen.
»Ich habe Fußspuren von zwei Personen entdeckt. Wen hast du dazu gebracht, dich hierherzutragen?«
»Sterbliche«, brachte Cale heraus.
»Und wo sind die Leichen?«, fragte Bricker mit einem Augenzwinkern, während er sich vorbeugte, um seine Arme unter Cale zu schieben.
Der stöhnte gequält auf, als er hochgehoben wurde.
»Keine Sorge, Kumpel«, sagte der jüngere Unsterbliche mitfühlend. »Ich habe Blut in meinem SUV, und außerdem sind wir im Handumdrehen zurück im Haus.«
»Alex«, keuchte Cale, als sie den Schutz der Bäume verließen.
»Sie ist auch im Haus. Mit ihr ist alles in Ordnung. Außer dass sie vielleicht ein bisschen durchgedreht ist«, ergänzte er amüsiert. »Aber es geht ihr gut.«
Cale hätte gern gewusst, wie er diese Äußerung verstehen sollte, doch ihm fehlte die Kraft, um die Frage zu formulieren. Die Augen fielen ihm zu, und dann sank er dankbar in eine tiefe Bewusstlosigkeit.
15
Alex schaute während des Händewaschens in den Spiegel. Mit der Alufolie um den Kopf gewickelt sah sie absolut lächerlich aus … dabei hatte diese Konstruktion nicht mal funktioniert. Missmutig riss sie sich ihren »Helm« vom Kopf. In Anbetracht ihres Versuchs, Bricker zu Tode zu löffeln, wie er es ausgedrückt hatte, war es eigentlich das größte Wunder, dass er sich nicht buchstäblich totgelacht hatte. Es gab keinen Zweifel: Sie war eine miese Buffy.
Seufzend trocknete sie sich die Hände ab und zwang sich, nach nebenan ins Schlafzimmer zurückzukehren. Lieber hätte sie sich für alle Zeit in diesem kleinen Raum hier verschanzt, aber damit würde sie erst recht nichts erreichen.
Marguerite hatte sich in einen der beiden Sessel am anderen Ende des Zimmers gesetzt und lächelte Alex zu, als diese aus dem Bad kam. »Komm und setz dich zu mir«, sagte sie und tippte mit den Fingern auf die Armlehne des zweiten Sessels.
»Lieber nicht«, erwiderte Alex und blieb an der Badezimmertür stehen.
»Ach, komm schon«, forderte Marguerite sie auf. »Ich beiße auch nicht.«
Alex schnaubte aufgebracht. »Du bist eine Vampirin.«
»Nein, bin ich nicht«, versicherte Marguerite ihr ernst. »Ich bin eine Unsterbliche.«
Sie sah die andere Frau unschlüssig an. »Was soll das sein?«
»Du wirst schon näher kommen müssen, wenn du das erfahren willst«, kam die nachdrückliche Antwort. »Ich habe keine Lust, mich quer durchs Zimmer mit dir zu unterhalten.«
Sie zögerte einen Moment lang, dann überwand sie sich und ging – wenn
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