Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
Vom Netzwerk:
Licht ein. Im ganzen Haus war kein Mucks zu hören.
    Da der Hof schon gut hundert Jahre alt war, war das Wohnzimmer nicht besonders groß. Sebastian hatte den rechteckigen Raum mit modernen, bequemen Veloursledersofas, Ledersesseln und Vitrinenschränken voller Bücher ausgestattet. Auf dem Ahornholzboden lag ein teurer Perserteppich. An den elfenbeinfarben und gold gestreiften Wänden hingen abstrakte Kunstwerke. Dank der Klimaanlage war es angenehm kühl. Auf der Lehne von Sebastians schwarzem Lieblingssessel lag ein Buch.
    Ich seufzte. Sein Zuhause wirkte viel erwachsener und nobler als meins. Wenn wir zusammenzogen, würde mein ganzer Krempel garantiert sofort auf dem Flohmarkt landen, wo er auch hergekommen war.
    „Und?“, sagte Mátyás und ließ sich auf die Couch plumpsen. „Keine Zeichen für einen Einbruch?“, fragte er. „Vielleicht ist er ja doch im Schlafzimmer?“
    Ich ging zur Treppe. „Sebastian?“, rief ich nach oben. „Hallo? Jemand zu Hause?“
    Die Spitzenvorhänge an dem Fenster über dem Treppenabsatz bauschten sich, obwohl es geschlossen war. Ein kalter Hauch umwehte mich.
    „Ich meine, außer dir, Benjamin!“
    Als Mátyás die Beine hochlegte und den gläsernen Couchtisch mit seinen Stiefeln beschmutzte, konnte ich Benjamin förmlich knurren hören. Mit einem Ruck flogen Mátyás’ Füße vom Tisch. Er setzte sich etwas aufrechter hin und sah sich hektisch nach dem Missetäter um. Dann funkelte er mich wütend an, als hätte ich Benjamin dazu angestiftet. Ich zuckte nur unschuldig mit den Schultern - ich konnte schließlich nichts dafür, wie Benjamin seine Sympathie verteilte.
    Ich hörte Sebastians Anrufbeantworter ab, um zu prüfen, ob er vielleicht zu Hause eine Nachricht hinterlassen hatte, weil er gedacht hatte, ich käme hier vorbei. Doch es gab nur eine Nachricht von der Werkstatt wegen des Mustangs und eine von der Gartenbauvereinsvorsitzenden, die ihre außerordentliche Enttäuschung darüber zum Ausdruck brachte, dass Sebastian nicht zu der Veranstaltung erschienen war. Und sie schlug keinen Nachholtermin vor. Oje! Ich notierte die Anrufe automatisch auf dem Block neben dem Telefon,
wie wir es uns angewöhnt hatten.
    Mátyás saß immer noch etwas angespannt da, als befürchtete er, Benjamin könnte noch einmal auf ihn losgehen. Ich lehnte mich an das Treppengeländer. Mátyás fühlte sich sichtlich unwohl. Als er das letzte Mal in diesem Haus gewesen war, hatte er sich heimlich mit den Mördern des Vatikans verbündet, die die alchemistische Rezeptur seines Vaters zur Erschaffung von Vampiren hatten haben wollen. Sie zu schützen hatte uns fast das Leben gekostet. Mátyás hatte uns zwar nicht umgebracht, aber versucht hatte er es schon.
    „Habt ihr euch wieder vertragen, du und Sebastian?“, fragte ich so freundlich, wie es mir eben möglich war.
    Mátyás drehte sich nicht einmal zu mir um und kicherte nur spöttisch. „Wie wahrscheinlich ist das?“
    Nun, in meinen Augen war es zumindest nicht unmöglich. Ich wusste, dass die beiden sich im Grunde liebten; auf ihre eigene Art und trotz ihrer verqueren Familiengeschichte. Aber ich sagte nichts, denn ich wollte mir nicht anmaßen, mich zu ihrer Beziehung zu äußern.
    „Ja“, kommentierte er mein Schweigen. „Ganz genau.“
    „Warum bist du dann hier? Wozu bist du zurückgekehrt?“ Ich hoffte, mein Ton verriet nicht, was ich dachte. Vielleicht verfolgte Mátyás ja wieder irgendeinen geheimen Plan. Viel leicht war Sebastians Verschwinden gar keine Überraschung für ihn. Möglicherweise war er zurückgekehrt, um das zu Ende zu bringen, was er begonnen hatte.
    Er kniff die Augen zusammen. „Ach, jetzt bin ich schuld an seinem Verschwinden?“
    „Das habe ich nicht gesagt“, entgegnete ich, dann schob ich nach: „Bist du es denn?“
    „Nein“, antwortete Mátyás barsch und, wie mir schien, ein wenig gekränkt. „Enttäuscht?“
    Eher nicht so ganz überzeugt, dachte ich. „Sag schon, warum bist du hergekommen?“
    „Um dich zu quälen, natürlich.“
    Damit stand er auf und ging zur Küchentür. Ich folgte ihm und schaltete die Deckenlampe ein. Es war unheimlich, dass er gar kein Licht zu brauchen schien, um sich zurechtzufinden. Ich hatte fast den Eindruck, er könne im Dunkeln sehen. Aber wahrscheinlich bildete ich mir das nur ein. Er kannte sich wohl einfach nur gut im Haus aus. Ich wusste nicht genau, wie viel Übermenschliches in Mátyás steckte. Immerhin war er ein Dhampir.
    Ein Dhampir ist eine

Weitere Kostenlose Bücher