Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
Vom Netzwerk:
der durch die Lüftungsschlitze kam, fragte ich: „Wohin fahren wir eigentlich?“
    Mátyás drehte die Musik etwas leiser und sagte: „Nach Hause. Du wohnst doch auf dem Hof, oder?“ Die Verwirrung, die sich in seinem Gesicht malte, wirkte echt.
    Wie war es nur möglich, dass Mátyás es immer schaffte, genau die Themen anzuschneiden, die für mich heikel waren? „Nein“, antwortete ich leise.
    Ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel. „Oh, mein Fehler. Sorry.“
    Ich schnaubte. Das meinte er doch sowieso nicht ehrlich. „Da wir schon fast am Ziel sind, können wir auch nachsehen, ob Sebastian vielleicht inzwischen zu Hause gelandet ist.“
    Mátyás drehte die Musik wieder lauter und summte fröhlich mit, bis der Hof in Sicht kam.
    Als wir auf den Bauernhof zufuhren, hielt ich nach Sebastians Auto Ausschau, doch die Einfahrt war leer. „Er ist nicht da“, sagte ich, und mir schlug das Herz bis zum Hals.
    Mátyás grinste von einem Ohr zum anderen. „Diese Blutspenderin muss ja wirklich ein Knaller sein.“
    „Halt die Klappe!“, fuhr ich ihn an. „Ich hin allmählich wirklich beunruhigt. Machst du dir keine Sorgen?“
    „Er ist ein tausendjähriger Vampir, Garnet“, meinte Mátyás und stellte den Motor ab. „Den bringt so schnell nichts um.“
    „Wenn du das sagst“, entgegnete ich und löste meinen Sicherheitsgurt.
    „Wo willst du hin? Sein Auto ist doch nicht da.“
    „Das sehe ich auch.“ Ich öffnete die Wagentür. „Aber ich will trotzdem mal nachsehen. Weißt du, vielleicht gibt es Zeichen für einen Kampf oder so etwas.“
    Er lachte. „Bist du Miss Marple, oder was?“
    „Wie du gerade sagtest: Er ist tausend Jahre alt. Meinst du nicht, dass er sich in so einer langen Zeit vielleicht Feinde gemacht hat?“
    Mátyás schüttelte ungläubig den Kopf, löste aber seinen Sicherheitsgurt. „Okay, Inspektor Clouseau, nach Ihnen!“
    Nachts mutete prinzipiell jedes alte Gehöft unheimlich an. Sebastians Bauernhof bildete da keine Ausnahme, vor allem weil er das Haus mit Schutzbannen versah, damit es von außen völlig verlassen und heruntergekommen wirkte. Die Veranda hing zwar aufgrund ihres stolzen Alters ein wenig durch, doch wegen der Banne sah sie im Dunkeln komplett baufällig aus.
    Im Haus brannte kein Licht, und die Fenster reflektierten nur tiefschwarze Finsternis.
    Ich musste mir die Augen reiben, um das durch Sebastians Schutzbanne erzeugte Bild zu vertreiben, aber selbst ohne die Illusion wirkte der Hof düster und unheilvoll. Das Wohnhaus lag ein gutes Stück abseits der Straße, und der Sandsteinkies in der Einfahrt knirschte bei jedem Schritt unter meinen Schuhen. Eine Straßenlaterne erhellte den Friedhof nebenan mit seinen moosbedeckten, schiefen Grabsteinen. Die umliegenden Maisfelder raschelten leise im Wind, und in den Straßengräben quakten die Ochsenfrösche.
    Ich hastete über die dunkle Veranda und legte die Hand auf den Türknauf.
    „Schatz, wir sind wieder da!“, rief Mátyás von hinten und erschreckte mich beinahe zu Tode. Als er sah, wie ich zusammenzuckte, grinste er und wies mit dem Kinn in Richtung Friedhof. „Trautes Heim, Schreck allein, hm? Aber ich kann dich verstehen. Ich meine, hier spukt es ja wirklich.“
    Ich verzog nur genervt den Mund. Als Sebastian den Hof gekauft hatte, hatte er gratis einen Geist dazubekommen. Er sagte immer, dass Benjamin wohl der Grund für den günstigen Kaufpreis gewesen sei, doch ich wusste, dass er eigentlich gern mit einem Poltergeist zusammenwohnte. Ich für meinen Teil hätte mich wesentlich wohler in dem Haus gefühlt, wenn
Benjamin seine Frau nicht mit der Axt im heutigen Gästezimmer im ersten Stock ermordet hätte. Das Zimmer hieß allerdings nur Gästezimmer, denn seit dem Mord hatte dort nie wieder jemand übernachtet, und Benjamin ließ nicht zu, dass irgendetwas darin verändert wurde.
    Sebastians Vorschlag, zusammen etwas Neues zu kaufen, war vielleicht doch nicht so schlecht. „Lass uns nachsehen, ob er zu Hause ist“, sagte ich zu Mátyás. Es ärgerte mich, dass er es geschafft hatte, mir ein Haus madig zu machen, in dem ich mehr als die Hälfte meiner Zeit verbrachte.
    Ich versuchte, den Türknauf zu drehen, und war regelrecht erleichtert festzustellen, dass die Tür abgeschlossen war – und mir nicht entgegenfiel oder so. Die Zeitung von heute lag zusammengefaltet daneben. Ich hob sie auf und nahm die Post aus dem Briefkasten. Dann schloss ich mit meinem Schlüssel auf und schaltete im Flur das

Weitere Kostenlose Bücher