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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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und ich noch am Leben waren. Aber obwohl die Kongregation unseren Tod wollte, hatte er es niemandem gesagt. Mehr Barmherzigkeit konnte man von Mátyás nicht erwarten. „Also gut“, gab ich nach. „Und jetzt? Hast du vor, uns diesmal zu verraten?“
    Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, und seine Finger schlossen sich fester um die Bierflasche. „Nein.“
    Ich sah ihn durchdringend an und überlegte, ob ich ihm glauben sollte.
    Mátyás schaute auf die Uhr an der Wand. „Er ist erst ein paar Stunden weg. Vielleicht sollten wir uns mit den Schuldzuweisungen noch ein bisschen zurückhalten. Er könnte jede Minute nach Hause kommen - mit beschwingtem Gang und Blut an den Lippen.“
    „Hör auf!“, sagte ich, obwohl mir klar war, dass diese Möglichkeit nicht ganz ausgeschlossen war.
    „Wenn er bis morgen früh nicht wieder da ist, kannst du mich fertigmachen, okay?“
    Bis morgen früh nicht wieder da? Mein Herz setzte einen Schlag aus. „Du liebe Göttin, Mátyás, du glaubst doch nicht ...? Bis dahin ist er doch bestimmt wieder zurück, oder?“
    „Ja, natürlich“, antwortete Mátyás, wich aber meinem Blick aus. Dann zog er sein Handy aus der Tasche. „Vielleicht sollten wir es noch mal probieren.“
    Ich nickte und sah ihm angespannt zu, wie er die Nummer eintippte. In der Stille war das Rufzeichen deutlich zu hören. Beim dritten Tuten wusste ich, dass Sebastian nicht rangehen würde. Mátyás starrte an die Decke, als die Mailbox ihn bat, eine Nachricht zu hinterlassen. Er sagte ein paar kurze Sätze in einer mir unbekannten Sprache - nicht dass ich viele Sprachen kenne, aber Spanisch war es auf jeden Fall nicht, denn wie das klang, wusste ich von der Sesamstraße, die ich in meinen prägenden Jahren geguckt hatte.
    Als Mátyás das Handy wieder zuklappte, kam ich auf die Idee, dass Sebastian sich vielleicht deshalb nicht meldete, weil er die Nummer seines Sohnes auf dem Display sah. „Wir sollten es auch von hier versuchen“, schlug ich vor.
    „Willst du damit sagen, er geht nur bei meinen Anrufen nicht ran?“
    Mátyás klang wirklich verletzt, also sagte ich beschwichtigend: „Es ist doch besser, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, nicht wahr?“
    Aber ich hatte auch kein Glück. Als ich den Hörer wieder auf die Gabel legte, fiel mir ein, dass ich die Mailbox meines Handys eigentlich auch per Fernabfrage abhören konnte. Ich machte mich auf die Suche nach der Gebrauchsanweisung. Sebastian bewahrte sie bestimmt irgendwo in diesem Haus auf, denn er hatte mich immer damit aufgezogen, dass ich sie sowieso nur verlegen würde. Was natürlich auch stimmte. Ich wühlte in den Papieren in seiner Kramschublade und
wünschte, er wäre da und könnte mir sagen, wo er das verdammte Ding versteckt hatte.
    Als ich Mátyás in der Küche mit der Flasche klirren hörte, musste ich unwillkürlich an die Wertstofftonnen meiner Nachbarn denken. Ich ging noch mal zum Telefon und hörte den Anrufbeantworter in meiner Wohnung ab. William hatte angerufen, um mir zu sagen, dass er ein paar Rezepte für vegane Pasteten gefunden hatte, die er bei dem morgigen Treffen servieren wollte. Danach hatte jemand aufgelegt, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Das kam häufiger vor, weil meine Nummer sich nur unwesentlich von der eines Friseursalons unterschied, aber diesmal klang es irgendwie ominös. Ich hörte mir das rasche Klick-Klick drei Mal an und versuchte, Sebastians Atemzüge oder irgendwelche Hintergrundgeräusche zu erkennen. Klang es immer so, wenn Sebastian auflegte? Als ich meine Bemühungen schließlich aufgab, kam Mátyás ins Wohnzimmer geschlendert.
    Ich sah schon an seinem Gang, dass er wieder einen auf cool und unnahbar machte. „Immer noch nichts Neues, hm? Sie nimmt ihn aber ziemlich in Beschlag!“
    Ich kniff die Augen zusammen. „Macht es dir wirklich so viel Spaß, mich zu ärgern?“
    „Ja.“ Mátyás lehnte sich lächelnd mit der Hüfte gegen die Rückenlehne der Couch. „Du bist eine hervorragende böse Stiefmutter.“
    „Und du bist demnach Aschenputtel?“
    „Ich bin der Märchenprinz.“ Er grinste.
    „Oh, du bist der Prinz, aber natürlich!“
    „Endlich sind wir mal einer Meinung“, sagte Mátyás mit gespielter Verzweiflung, doch er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen - das ich zu meiner Überraschung erwiderte.
    Als ein Sattelschlepper die Straße entlangfuhr, klirrten leise die Fensterscheiben, und im ersten Moment dachte ich, ein Auto käme die Einfahrt hoch.

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