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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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Kundin kam durch die Sperre, die den Kassenbereich vom restlichen Laden trennte, und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Ich versuche, ihn zu lockern.“
    In diesem Moment schlenderte William um die Ecke und sah die Bescherung. „Ach du heilige Scheiße!“, sagte er und lief zum Telefon.
    Mir wurde schwarz vor Augen, und ich hatte das Gefühl, dass ich jeden Augenblick ohnmächtig wurde, Lilith begann in meinem Bauch zu toben wie eine gewaltige Feuersbrunst.

VENUS
    Schlüsselwörter:
Besitz, Partner und Moral
    Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Boden. Die Frau mit den flachen Laufschuhen sagte mir, ich solle mich nicht aufregen, sondern versuchen, ruhig zu bleiben.
    Ein Hispano-Amerikaner in Sanitätermontur verband mir den Hals. Er hatte ein schüchternes Lächeln und einen platten Kopf. „Seltsam“, meinte er zu William. „Das sieht fast aus, als wäre es kauterisiert worden. Sie braucht nicht genäht zu werden, aber ich denke, wir sollten sie trotzdem ins Krankenhaus bringen.“
    „Mir geht es gut!“, krächzte ich und rappelte mich mühsam auf, doch von der Bewegung bekam ich pochende Schmerzen im Hals. Ich versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen, aber der Sanitäter durchschaute mich und schüttelte nur missbilligend den Kopf. Seine Kollegin, eine Frau mit langem blondem Haar, das sie zu einem strengen Zopf zusammengebunden hatte, stand mit verschränkten Armen vor mir. Sie sah aus, als würde sie mich sofort am Kragen packen und ins
Krankenhaus schleifen, falls ich zu fliehen versuchte.
    Der Sanitäter lächelte William verschwörerisch an. „Das sagen sie immer.“
    „Du solltest mitfahren“, drängte William. „Dein Hals sieht ziemlich übel aus. So was kann sich leicht entzünden.“
    „Aber der Laden ...“, begann ich zu protestieren.
    „Ich habe mich schon um alles gekümmert“, sagte William. „Marlena kommt gleich.“
    Ich ergab mich und ließ mich an den Gaffern vorbei zum Krankenwagen führen.
    Ein paar Stunden später saß ich auf einem mit Papier abgedeckten Stahltisch, und mein Arzt erzählte mir, wie viel Glück ich gehabt hatte. Wenige Millimeter mehr, und der Draht hätte
meine Drosselvene oder irgendeine andere wichtige Arterie durchtrennt. Er verschrieb mir etwas gegen die Schmerzen und riss eine Menge dummer Witze über Gefahrenzulagen für Geschäftsführer von okkultistischen Buchläden.
    Nachdem ich ihm für seine Bemühungen gedankt hatte, ging ich in die Eingangshalle. Ich hatte das Gefühl, mit dem dicken, weißen Verband um den Hals ziemlich aufzufallen. Ich seufzte. Wenn ich nicht genug Kleingeld für den Bus in meiner Handtasche fand, würde ich wohl oder übel zu Fuß nach Hause gehen müssen. Ich hatte gerade einen Tampon, zwei kaputte Kulis und dreiundvierzig Cents hervorgekramt, als jemand meinen Namen rief. Als ich aufsah, kam William auf mich zu. Er winkte dem Latino-Sanitäter zum Abschied, der ihm, wie mir auffiel, mit sehnsüchtigem Blick nachsah.
    „Ich dachte, du brauchst vielleicht einen Chauffeur“, sagte William, als er bei mir war.
    „Er mag dich“, bemerkte ich mit einem Lächeln in Richtung des Sanitäters, der in diesem Moment zur Tür hinausging.
    „Wer?“, fragte William und drehte sich um. Die Tür fiel gerade zu. „Jorge?“ Als ich nickte, errötete er. „Oh. Ja, ich glaube auch.“
    Ich hätte zwar gern gewusst, was William von Jorges Interesse an seiner Person hielt, doch kam mir eine Frage von noch größerer Dringlichkeit in den Sinn. „Wer ist denn jetzt im Laden?“
    „Marlena“, sagte William, sichtlich erleichtert darüber, dass ich das Thema gewechselt hatte. „Es war nichts los, und sie hat schon öfter den Laden geschlossen; auf sie ist Verlass.“ Vermutlich hatte ich ein bisschen skeptisch geguckt, denn William fügte rasch hinzu: „Wir können natürlich auch kurz da anhalten und nach dem Rechten sehen.“
    Als ich nickte, zerrte die Bewegung unangenehm an meiner Halsmuskulatur. Ich fasste mir an den Verband. Meine Haut unter dem kühlen Gewebe fühlte sich heiß und versengt an.
    „Bist du sicher, dass du nicht direkt nach Hause willst?“, fragte William.
    Ich seufzte. In dieser Woche hatte ich so wenig gearbeitet, dass mein Gehaltsscheck ziemlich dürftig ausfallen würde. „Ich schaue besser noch mal im Laden vorbei und kontrolliere die Haken, an denen die Windspiele hängen. Ich kann nicht verstehen, wie so etwas einfach abbrechen kann.“
    „Da ist ja auch nichts abgebrochen“, entgegnete

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