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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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geredet. Er wusste, was SIE mit den Vatikanagenten gemacht hatte und wie grauenhaft das Ganze für mich gewesen war. Es hätte ihn eigentlich nicht überraschen dürfen, dass SIE ziemlich gruselig war.
    „Ich weiß nicht“, entgegnete er, setzte den Blinker, warf einen Blick über die Schulter und legte einen Fahrspurwechsel wie aus dem Lehrbuch hin. „Ich glaube, ich habe SIE mir göttinnenhafter vorgestellt. Unnahbar. Distanziert.“
    „Wie kommst du darauf, dass Göttinnen so sind? Die frühesten Skulpturen von Göttinnen stellen schwangere Frauen dar und sind so klein, dass man sie bei sich tragen und in der Hand halten kann - das hat absolut nichts Entrücktes oder Distanziertes. Die Göttin wachte in den Zeiten über die Frauen, in denen sie besonders angreifbar und am engsten mit ihrer Weiblichkeit in Verbindung standen - während der Monatsblutung und der Geburt, was doch sehr lebensnah
ist.“
    William sah mich verdutzt an. „Wow! So habe ich dich ja noch nie über die Göttin reden hören, Garnet. Du gerätst ja regelrecht ins Schwärmen!“
    Ich machte Anstalten, mit den Schultern zu zucken, doch von der Bewegung schmerzte mir der Hals. „Du hast einfach den richtigen Knopf gedrückt. 'Unnahbar' war das Reizwort; so stellen sich die Leute den christlichen Gott vor“, sagte ich.
    „Ja, wahrscheinlich.“ William dachte darüber nach, während er auf einen Parkplatz fuhr, der einen Block vom Laden entfernt war. „Trotzdem finde ich Lilith furchterregend.“
    „Ist SIE ja auch“, pflichtete ich ihm bei. „Absolut.“
    Auf dem Weg zum Laden sagte William nichts mehr. Als wir hereinkamen, sah Marlena schuldbewusst von einer Zeitschrift auf. Marlena Ito war eine zierliche kleine Halbasiatin mit lockigem braunem Haar und grünen Augen, die sie weit aufriss, als sie meinen Verband sah. „Oh, Garnet!“, rief sie. „Du siehst ja furchtbar aus!“
    So etwas hört eine Frau natürlich gern ...
    Den Rest des Tages verbrachten wir wie üblich mit dem Verkauf von Büchern, Räucherstäbchen und Schmuck. Als wir nach Geschäftsschluss das Bargeld in der Kasse zählten, sagte William: „Ach, und vergiss nicht das Treffen heute Abend bei mir.“
    Das hatte ich allerdings völlig vergessen. Nachdem Sebastian verschwunden und Mátyás aus heiterem Himmel aufgetaucht war und ich um ein Haar stranguliert worden wäre, hatte ich überhaupt nicht mehr daran gedacht. Ich wollte eigentlich nur nach Hause, ein schönes, heißes Bad nehmen und eine Nachricht von Sebastian auf meinem Anrufbeantworter vorfinden, die das ganze Rätsel auflöste. Ich hatte überhaupt keine Lust auf dieses Treffen, aber es ging schließlich um meinen Zirkel. Um meinen und Sebastians. Abgesehen davon wusste vielleicht jemand von den anderen, wo er steckte.
    „Ich bin pünktlich da“, versprach ich. Wenn ich mich beeilte, blieb mir trotzdem noch genug Zeit für ein schnelles Bad.
    Die Heimfahrt mit dem Rad brachte mich fast um. Ich hätte William wohl besser gebeten, mich nach Hause zu fahren, denn jeder noch so kleine Hubbel auf der Straße erinnerte mich nicht nur an meine Halsverletzung, sondern auch an die Blessuren, die ich mir zuvor bei meinem Sturz mit dem Rad zugezogen hatte. Als ich zu Hause ankam, war ich völlig am Ende. Mein wunder Hals und die Schrammen in meinen Handflächen brannten von dem Schweiß auf meiner Haut. Erschöpft schleppte ich mein Fahrrad in den Flur, und als ich mit letzter Kraft die Treppe zu meiner Wohnung in Angriff nahm, fühlte ich mich, als bestiege ich den Mount Everest.
    Auf meinem Anrufbeantworter war keine Nachricht von Sebastian, und Barney strich mir miauend um die Beine, weil sie etwas zu fressen haben wollte. Nachdem ich ihre Schüssel mit Trockenfutter gefüllt hatte, griff ich zum Telefon und wählte Sebastians Handynummer. Ich sprach ihm auf die Mailbox, dass ich mir allmählich ernste Sorgen machte, und bat ihn, mich sofort zurückzurufen.
    Es war unangenehm still in meiner Wohnung. Ich ließ mir ein Bad ein und schaltete das Radio an, um mich nicht so allein zu fühlen. Es war noch auf KCOW eingestellt, Sebastians Lieblingscountrysender. Ich wollte schon einen anderen Sender suchen, doch da wurde Bubba Shot the Jukebox gespielt. Es war ein alberner Song, den ich durch Sebastian mögen gelernt hatte, und ich sang automatisch mit und stellte mir vor, er wäre bei mir und sänge auch mit.
    Als die Badewanne voll war, schaltete ich auf Wisconsin Public Radio um. Die ruhigen Stimmen waren Balsam

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