Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
Vom Netzwerk:
schwammigen Züge und die glänzenden braunen Augen einzuordnen, zeigte die Frau schüchtern auf sich und sagte: „Marge. Von dem neuen Zirkel?“
    „Ach, natürlich“, sagte ich und stellte die Küchenrolle und den Bioreiniger weg, die ich zum Abwischen der Bücherregale gebraucht hatte. „Tut mir leid. Was kann ich für dich tun?“
    „Ich wollte nur ... Na ja, ich war neugierig ...“
    Ich wartete geduldig ab, bis Marge ihren Mut zusammengenommen hatte, um ihr Anliegen zu äußern. Möglicherweise war sie es gewohnt, unterbrochen zu werden, denn als ich nicht ungeduldig nachhakte oder zu erraten versuchte, was sie wollte, seufzte sie.
    „Lilith“, sagte sie schließlich. „Da ich ja mit IHR zu tun haben werde, habe ich mich gefragt, ob du vielleicht ein paar Bücher dahast.“
    „Aber sicher“, entgegnete ich lächelnd und zeigte ihr das entsprechende Regal. Es war irgendwie süß, wenn auch ein wenig gaga, dass sie sich Kenntnisse über meine persönliche
Göttin anlesen wollte. Ich fühlte mich sehr geschmeichelt. „Sag mir Bescheid, wenn du noch was brauchst.“
    „Mache ich“, antwortete sie dankbar.
    Ich widmete mich wieder dem Saubermachen und Grübeln. Dann hielt ich ruckartig inne und suchte Marge. Sie saß im Schneidersitz auf dem Boden und hatte ein Buch im Schoß. „Hey“, sagte ich leise, aber sie zuckte trotzdem zusammen.
    „Du hast mich erschreckt“, erwiderte sie ein wenig atemlos und klappte das Buch zu.
    „Ja, tut mir leid, aber darf ich dich mal was fragen?“
    „Mich?“ Sie zeigte wieder auf sich, als glaubte sie nicht, dass sie irgendetwas wusste, was mich interessieren könnte. „Alles, was du willst!“
    „Hast du Sebastian zufällig gesehen?“
    Sie sah mich verwirrt und etwas ängstlich an. „Du meinst, seit unserem Treffen?“
    Ich nickte. Eigentlich hatte ich keinen Grund zu vermuten, dass sie ihn gesehen hatte, doch inzwischen war ich einigermaßen verzweifelt. „Ich weiß, es hört sich komisch an, aber ...“ Ich zuckte mit den Schultern. „Er hat gestern einen wichtigen Termin versäumt, und ich bin ein wenig
in Sorge um ihn.“ Göttin, warum erzählte ich ihr das? Ich kannte sie doch kaum, und ich hatte mir ja noch nicht einmal richtig eingestanden, wie sehr mich Sebastians Verschwinden beunruhigte.
    Marge starrte mich betreten an, dann sah sie sich um, als suchte sie nach dem nächstbesten Ausgang. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass ich irgendwie zu mitteilsam gewesen war.
    „Tut mir leid“, sagte ich rasch - warum entschuldigte ich mich nur ständig bei Marge? „Vergiss es!“
    Ich verzog mich und putzte eifrig weiter. Ich kam mir ziemlich töricht vor, denn ich hatte zum ersten Mal, seit Sebastian verschwunden war, das Gefühl, dass ich überreagierte. Ich hielt den Kopf gesenkt, bis ich die Türglocke hörte und Marge den Laden verließ.
    Während ich wie eine Wahnsinnige die Eichentheke polierte, murmelte ich vor mich hin, wie lächerlich es doch war, dass ich mich so aufregte. Als die Tür aufging, sah ich unwillkürlich auf, in der Hoffnung, dass es Sebastian war, der mit einem Haufen Entschuldigungen und wilden Geschichten von allen möglichen Missgeschicken hereingeschlendert kam, aber es war nur eine Kundin. In der warmen Brise, die in den Laden wehte, begannen die Windspiele über meinem Kopf zu klimpern.
    Mit einem Mal regte sich Lilith, was ich merkwürdig fand, denn sie reagierte eigentlich nur auf Reize von außen.
    Ich fuhr fort, die Theke zu wienern.
    Plötzlich fielen mir Drähte, Glas und Perlen auf den Kopf. Einer der Stränge legte sich wie eine Schlinge um meinen Hals, und ich drehte und wand mich, um mich davon zu befreien. Irgendwie zog sich der mit Perlen verzierte Silberdraht jedoch durch meine Bewegungen zusammen, und als
ich versuchte, etwas dagegen zu unternehmen, schnitt er mir so fest in den Hals, dass ich keine Luft mehr bekam. Ich geriet in Panik. Alles, was ich tat, schien meine Lage nur noch zu verschlimmern. Ich wollte nach William rufen, doch ich brachte keinen Ton heraus. Die Kundin, eine Frau mit grau meliertem Haar und flachen Schuhen, kam auf mich zugerannt. Ich bat sie röchelnd und gestikulierend, mir zu helfen.
    „Nicht bewegen!“, rief sie. „Sonst schneidet Ihnen der Draht den Hals durch!“
    Bei der Vorstellung, von einem Windspiel garottiert zu werden, geriet ich nur noch mehr in Panik. Und, was noch schlimmer war, am Rande meines Gesichtsfeldes begannen kleine Sterne zu tanzen.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher