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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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Schatten eines Windschutzes aus dichten Kiefern fiel in einem langen Streifen auf die Straße. Ich dachte schon, ich hätte Mátyás endlich mundtot gemacht und er würde für den Rest der Fahrt Ruhe geben, doch da sagte er: „Aber meine Mutter trägt immer noch seinen Verlobungsring.“
    Mein Kopf flog so schnell zu ihm herum, dass ich mich fast übergeben hätte. „Was?“
    Mátyás schenkte mir ein schmieriges Grinsen. „Ich glaube, du hast mich ganz gut verstanden, doch ich sage es gern noch einmal. Also, ganz langsam, zum Mitschreiben: Meine Mutter hat noch den Ring am Finger, den Sebastian ihr geschenkt hat. Ein Familienerbstück.“
    Ich schaute unwillkürlich auf den Ring an meiner Hand. Der Diamant glitzerte, und das Gold glänzte, aber - und ich hasste mich dafür, dass ich so etwas überhaupt dachte – es war eben ein klassischer Verlobungsring, fast ohne jede persönliche Note. Parrish, mein Vampir-Ex, hatte mir einmal einen Ring geschenkt, weil das FBI glauben sollte, ich wäre seine Verlobte. Er war aus Gold aus den Black Hills, alt und schon getragen, jedoch eindeutig kostbar. Als Parrish ihn mir
gegeben hatte, wusste ich sofort, dass der Ring ihm etwas bedeutete, dass er eine Geschichte hatte.
    Ich ballte die Hand zur Faust, als ich merkte, dass Mátyás mich beobachtete. „Tja, aber Sebastian hat deine Mutter nie geheiratet, nicht wahr?“ Es freute mich, dass ich zur Abwechslung auch mal austeilen konnte. „Neuer Ring, neues Glück, verstehst du?“
    Das klang doch sehr einleuchtend. Ich glaubte jedenfalls fest daran. Mátyás nahm es mir anscheinend auch ab, denn er verfiel endlich in Schweigen, und wir redeten erst wieder
miteinander, als er in einer Querstraße anhielt, von der man schnell in die State Street gelangte.
    Ich stieg aus und schloss die Tür. Dann beugte ich mich vor und rief durch das offene Fenster: „Hey, danke fürs Fahren!“ Mátyás sah mich zwar immer noch nicht an, doch ich hielt trotzdem das kleine schwarze Buch hoch, um es ihm zu zeigen. „Ich sage dir Bescheid, wenn ich Sebastian finde.“
    Mátyás schaute durch den Vorhang aus dunklen Haaren vor seinen Augen zu mir herüber. Die Verletzlichkeit, die in seinem Blick aufglomm, ließ ihn einen Moment lang so jung erscheinen, wie er aussah. „Tu das“, meinte er, dann schloss er das Beifahrerfenster so schnell, dass er mir fast die Finger eingeklemmt hätte, und brauste mit aufheulendem Motor davon.
    Die State Street ist eine von Ahornbäumen und Zitterpappeln gesäumte Fußgängerzone, in der nur Busse fahren dürfen und die im Sommer glatt als eine ruhige New Yorker Straße durchgehen könnte.
    Auch heute liefen die Leute geschäftig auf und ab und erledigten ihre Besorgungen. In jeder freien Nische hockten Tauben und Straßenmusiker und gurrten leise um die Wette. Alle zehn Schritte traf man auf einen Obdachlosen, der um Kleingeld bettelte. Punker und Skateboarder saßen auf den zahlreichen Bänken in der Sonne und surften im Internet. Die Gerüche von thailändischem, indischem und afghanischem Essen vermischten sich in der morgendlichen
Wärme. Doch als ich vor dem Laden ankam, überlagerte das Aroma von Sandelholz- Räucherstäbchen alles andere, sogar den Dieselgestank der vorbeifahrenden Busse.
    Ich atmete tief durch und straffte die Schultern. William sah von der Kasse auf, als ich hereinkam. „Tut mir leid, dass ich zu spät bin“, sagte ich und verstaute rasch meinen Rucksack unter der Theke. „Ich habe verschlafen.“
    „Verschlafen?“ William klang irgendwie enttäuscht.
    „Ja.“ Ich absolvierte die allmorgendlichen Rituale zum Arbeitsbeginn, zog meine Magnetkarte durch den Scanner und meldete mich am Computerterminal an.
    „Nur verschlafen? Sonst nichts? Keine Geister oder Superzombies oder so? Ich meine, normalerweise ist immer etwas Übernatürliches im Gange, wenn du zu spät kommst.“
    Ich musste einfach lachen. Ich hörte auf herumzuhantieren und lehnte mich mit der Hüfte gegen die Kassentheke. „Ja, okay, Sebastian ist irgendwie verschwunden, und ich kann ihn auf der Astralebene nicht finden. Mátyás ist wieder da, und ich muss Sebastians Blutspender anrufen. Oh, und ein Wolf oder so was hat mich verfolgt.“
    „Ein Werwolf? Hast du nicht mal gesagt, es gibt keine Werwölfe?“ William kam natürlich gleich auf den Punkt.
    „Ich habe nicht geglaubt, dass es sie gibt.“
    „Aber jetzt hast du einen gesehen?“
    „Ich habe einen Wolf gesehen ... oder etwas ähnlich Großes. Mitten

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