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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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Beine. Als ich sah, wie spät es war, zog ich hektisch die Sachen aus, in denen ich eingeschlafen war, und warf mir das Erstbeste über, das ich im Kleiderschrank fand. Dabei fluchte ich die ganze Zeit vor mich hin, denn jede noch so kleine Bewegung zerrte unangenehm an meiner Halsmuskulatur. Ich rief William an, um ihm zu sagen, dass ich so gut wie unterwegs war, schüttete in Windeseile Trockenfutter in Barneys Napf, schnappte mir einen Müsliriegel und einen Proteinshake und verließ das Haus.
    Als ich die Hälfte der Strecke hinter mich gebracht hatte, fing es an zu regnen. Das Wasser spritzte mir zwar vom Hinterreifen auf den Rücken, aber ich hätte mir gewünscht, es gäbe ein ordentliches Gewitter, damit endlich die Luftfeuchtigkeit sank.
    Ich stellte mein Rad in der Gasse hinter dem Laden ab und betrat ihn durch die rückwärtige Tür. Dann verschwand ich erst einmal auf der Mitarbeitertoilette, brachte meine nassen Haare wieder in Form und frischte mein Make-up auf. Da sich der Verband im Regen weitgehend von meinem Hals gelöst hatte, nahm ich ihn ganz ab. Die Brandmale waren zwar noch rot und runzlig, aber furchtbar schlimm sahen sie nicht mehr aus. Dank einer Blutübertragung von meinem Vampir-Ex Parrish heilten Wunden bei mir etwas schneller als bei anderen. Ich rückte meinen Kragen zurecht, um die roten Striemen zu verbergen, so gut es ging. Dann atmete ich noch einmal tief durch. Jetzt war ich startklar. Beschwingten Schrittes ging ich nach vorn ins Ladenlokal - und lief Eugene in die Arme, dem Besitzer, der mit sauertöpfischer Miene auf mich wartete.
    So ein Mist! Ich hatte ganz vergessen, dass ich ihn gebeten hatte vorbeizukommen, weil ich ihm den Laden eventuell abkaufen wollte. Tja, mit zweieinhalb Stunden Verspätung machte ich wirklich einen sehr verantwortungsbewussten Eindruck ... So imponierte man seinem Chef!
    Wir schlenderten plaudernd durch den Laden, und Eugene sortierte alle möglichen Artikel nach seinem Geschmack um. Ich verkniff es mir, sie wieder an ihren Platz zurückzustellen, während wir über die Kosten sprachen (Oh Gott, wirklich? So viel?), über Finanzierungsmöglichkeiten und Vertragsangelegenheiten.
    Mit seinem gestreiften kurzärmeligen Hemd und einem unmöglichen Beinkleid, das man nur als Männerrock oder vielleicht als Hosenrock bezeichnen konnte, sah Eugene eher wie ein Kunde aus als wie der Besitzer des Ladens. Und die dunklen Kniestrümpfe, die er zu seinen Hanfsandalen trug, waren schon ziemlich komisch. Am Ende unseres Gesprächs waren wir in der Ecke mit den Grußkarten angekommen und tatsächlich zu einer vorläufigen Vereinbarung gelangt.
    Nachdem ich Eugene mehrmals die Hand geschüttelt und zur Tür gebracht hatte, freute ich mich, dass der Tag sich doch noch zum Besseren gewendet hatte. Doch da sah ich Mátyás an unserem Aufsteller für Buttons und Aufkleber mit politischen Sprüchen lehnen - über seinem Kopf ein Poster mit der Aufschrift: Mein Zweitwagen ist ein Besen.
    „Wir müssen reden“, sagte er, fasste mich am Ellbogen und schob mich zur Tür. „Sofort.“
    Ich sah mich nach William um, der sich in irgendeine Ecke verzogen hatte, als Eugene angefangen hatte, den Laden umzuräumen. Ich wollte ihm Bescheid geben, dass ich ein paar Minuten weg sein würde, doch er war nirgends zu sehen. „Kein Grund, handgreiflich zu werden“, sagte ich und wand meinen Arm aus Mátyás’ Griff. „Ich könnte nämlich jetzt sehr gut einen dreifachen Espresso gebrauchen; besonders, wenn du bezahlst.“
    Mátyás sah mich verdutzt an, dann antwortete er: „Ja, stimmt, sorry.“
    Sorry? Hatte Mátyás sich etwa gerade für seine Unhöflichkeit entschuldigt? „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte ich erstaunt.
    Mátyás schüttelte den Kopf. „Ganz und gar nicht. Deshalb müssen wir ja reden.“
    Als wir das an den Laden angrenzende Café Holy Grounds betraten und mir das Aroma von französischer Röstung in die Nase stieg, bekam ich vor Verlangen fast Kopfschmerzen. Bis zu diesem Moment hatte ich ganz vergessen, dass ich meine gewohnte morgendliche Dosis Koffein noch gar nicht bekommen hatte, aber nun wurde es deutlich spürbar. Die Verhandlung mit Eugene hatte ich praktisch allein unter dem Einfluss von Adrenalin geführt - und nun wollte er tatsächlich verkaufen? Schluck! -, doch jetzt machte sich mein Schlafmangel wirklich bemerkbar. Ich brauchte jede Menge Koffein, und zwar auf der Stelle.
    Trotz der großen Fenster und der hohen Decken wirkte das Café

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