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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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düster und höhlenartig, wenn man von draußen hereinkam.
    Ich bat Mátyás, uns einen Tisch zu suchen, und ging die Getränke bestellen. Meine Freundin Izzy arbeitete hinter der Theke. Nachdem sie ein paar Monate mit ihren Haaren herumexperimentiert hatte, ließ sie der Natur inzwischen wieder freien Lauf. Mit ihrem krausen Afrolook sah sie ein bisschen wie Beyonce in diesem Film von Austin Powers aus - nur dass Izzy majestätischer wirkte, irgendwie edler.
    Ich zeigte auf ihren Kopf. „Sieht ja süß aus!“
    Sie zeigte auf meinen Hals. „Sieht ja scheußlich aus! Verdammt, Schätzchen, was ist dir denn wieder passiert?“
    Ich fasste mir reflexartig an den Hals, um die Brandmale zu verdecken. „Ein Windspiel hat versucht, mich umzubringen“, entgegnete ich leichthin.
    „Ein brennendes Windspiel? Dein Hals sieht nämlich ziemlich versengt aus.“
    „Ist er auch“, sagte ich. „Lilith hat den Draht irgendwie geschmolzen.“
    „Hm. SIE sollte ein bisschen vorsichtiger mit dem Körper umgehen, den SIE bewohnt.“ Izzy stellte meinen „Turbo-Latte“ und Mátyás’ Eistee auf die Theke.
    Ich nickte und dachte an das, was Micah zu mir gesagt hatte. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass Izzy mich wegen der Sache mit dem Windspiel ausquetschen würde, aber vielleicht hatte sie sich schon so an die Verrücktheiten in meinem Leben gewöhnt, dass sie gar nicht genau wissen wollte, was vorgefallen war.
    „Und wer ist das neue Leckerchen da hinten?“, fragte sie, als sie mir auf meinen Zwanziger herausgab.
    Ich drehte mich erstaunt um. Von wem redete sie? War Micah etwa gerade hereingekommen?
    Sie wies mit dem Kinn in Mátyás’ Richtung. „Der Typ, mit dem du gekommen bist!“
    Ich sah ihn entgeistert an. Wie konnte Izzy ihn nur sexy finden? „Das ist Mátyás von Traum, Sebastians Sohn“, erklärte ich und bemühte mich, nicht ganz so entsetzt zu klingen.
    Izzy schnurrte regelrecht vor Begeisterung. „Dann bist du also nicht scharf auf ihn?“
    „Auf gar keinen Fall!“
    „Ist er Single?“
    Ich war platt. „Keine Ahnung.“
    „Wenn du es herausfindest, bekommst du den nächsten Latte umsonst!“
    „Okay.“ Ich meine, ich musste schließlich sehen, wo ich blieb, oder? Aber trotzdem, wollte ich meine Freundin wirklich dabei unterstützen, etwas mit dem Sohn meines Verlobten anzufangen? Warum sah ich plötzlich äußerst unangenehme Vierer-Dates auf mich zukommen?
    Mátyás hatte einen Tisch im hinteren Teil des Cafés ausgesucht, wo die bequemen Sofas standen: erstklassige Trödelware und eigentlich immer besetzt. Dass sie frei waren, bewies nur, wie schlecht das Geschäft im Sommer zu dieser Tageszeit lief. Ich konnte nur hoffen, dass nebenan im Mercury Crossing genauso wenig los war; ich musste William wirklich bei Gelegenheit ein paar Stunden freigeben.
    Anscheinend hatte ich unbewusst auf die Uhr geschaut, denn Mátyás fragte: „Halte ich dich von irgendetwas ab?“
    „Na ja, von der Arbeit“, entgegnete ich trocken.
    „Es geht um Papa!“
    Der Laden konnte warten. „Hast du etwas von ihm gehört? Was ist passiert?“
    „Ich glaube, Papa ist in der Hölle“, entgegnete er ernst.
    „Kann nicht sein!“, sagte ich, ohne auf eine Erklärung für diese sonderbare Verlautbarung zu warten. „Ich hatte gestern Abend eine Nachricht von ihm auf dem Anrufbeantworter. Zumindest bin ich ziemlich sicher, dass er es war.“ Verdammt, dachte ich und schaute noch einmal auf die Uhr. Die Zeit lief mir davon, und ich hatte mir doch in der Mittagspause einen neuen Anrufbeantworter besorgen wollen.
    „Vielleicht ist er zur Hölle gefahren, nachdem er dich angerufen hat“, sagte Mátyás so locker, als sprächen wir über das letzte Spiel der Badgers. „Ich bin ziemlich sicher, dass er dort ist.“
    Ich nahm nachdenklich einen Schluck von meinem Latte mit extra viel Espresso. Er war, wie er sein sollte: mild im Geschmack, aber stark in der Wirkung. Mein Gehirn schaltete einen Gang höher, was recht hilfreich war, denn Mátyás wollte offenbar weiter in Rätseln sprechen. „Wovon redest du eigentlich? Meinst du wirklich, er ist in der Hölle? Und wenn ja, woher weißt du das?“
    Mátyás sah zu dem Gemälde am anderen Ende des Raumes. Der Künstler, der in diesem Monat seine Bilder im Café ausstellte, versuchte offenbar, die dunkle Seite des Unterbewusstseins zu ergründen. Von düsteren Leinwänden starrten mich große gelbe Augen mit hungrigem Blick an. Sie waren glänzend und ausdrucksvoll und

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