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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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stockdunkel, denn das Licht der Straßenlaternen konnte das dichte Blätterkleid nicht durchdringen. Als er in einen helleren Bereich kam, sah ich, wie sich Micah noch einmal zu mir umdrehte, und einen Augenblick später erblickte ich einen Kojoten, der mit der Nase auf dem Boden davontrottete.
    Ich war so beschäftigt mit den Fragen, die Micah mir gestellt hatte, dass ich fast an meinem blinkenden Anrufbeantworter vorbeigegangen wäre.
    Ich drückte die Wiedergabetaste, und mir stockte der Atem, als ich Sebastians Stimme zu hören glaubte. Sicher war ich nicht, denn was da an mein Ohr drang, war ein seltsames Stimmengewirr, das wie zu langsam abgespielt klang, und ich verstand kein Wort. Das Ganze erinnerte mich sehr an den Exorzist. Ich brauchte einen Moment, bis mir klar wurde, dass mein Anrufbeantworter die alten Nachrichten nicht ge löscht, sondern die neuen einfach darüber aufgenommen hatte. Während Sebastian mir also etwas mitzuteilen versuchte, hörte ich gleichzeitig einen alten Anruf von meiner Zahnarztpraxis, die mich an einen Termin erinnern wollte.
    Ich bekam vor Frustration einen Schreianfall. Gut, ich war ein Geizkragen und verwendete meine alten Mikrokassetten immer wieder, aber haben Sie mal versucht, die kleinen Scheißdinger irgendwo zu bekommen, seit alles digital geworden ist? Warum ausgerechnet jetzt? Warum musste das blöde Gerät ausgerechnet jetzt den Geist aufgeben?
    Ich nahm den Anrufbeantworter und knallte ihn gegen das Bücherregal.
    „Blöd, blöd, blöd!“ Mit jedem Wort schlug ich ihn noch einmal dagegen, aber wen beschimpfte ich da eigentlich – mich oder die Maschine? Ich hatte meine helle Freude daran, wie die Plastikteile durch die Gegend flogen, denn ich wusste, dass ich mir gleich am nächsten Tag ein neues Spitzengerät (in meiner Preisklasse) kaufen würde, das - rums! - keinen - rums! - Nachrichtensalat - knirsch! - produzierte.
    In der Küche hörte ich Barney niesen und würgen, als wollte sie einen Haarballen loswerden. Ich bedachte die Überreste des Anrufbeantworters mit einem vernichtenden Blick, warf sie auf den Tisch und schaute nach meiner Katze. Barney saß artig vor ihrem leeren Futternapf und sah mich mit großen, traurigen Augen an. „So ein Theater, nur weil du was zu fressen willst?“
    Sie blinzelte unschuldig mit den Augen. Nachdem ich ihr Schüsselchen gefüllt hatte, setzte ich mich an den Küchentisch, auf dem noch meine Astrologiebücher und Papiere lagen. Als ich plötzlich das Bild vor meinem geistigen Auge sah, wie Sebastian in die Küche kam, stiegen mir die Tränen in die Augen.
    Er hatte versucht, mich zu erreichen. Zumindest wusste ich jetzt, dass er noch lebte ... oder jedenfalls zum Zeitpunkt des Anrufs noch gelebt hatte.
    Mir tat der Nacken weh, und ich fasste mir geistesabwesend an den Verband an meinem Hals. Meine Haut juckte schon von dem Pflaster, und ich zupfte genervt daran herum. Göttin, was für ein Tag!
    Während ich mit dem Finger die Buchstaben auf Dane Rudyards Buch Astrologie heute nachzog, dachte ich über den Schicksalsbegriff nach. Ich suchte doch immer in den Gezeiten des Schicksals nach einem Muster. Und ich glaubte daran, dass alles aus einem bestimmten Grund geschah. Vielleicht passierte ja gerade etwas in der Welt der Sterne, und wenn ich wusste, was es war, konnte ich dem entgegenwirken.
    Obwohl mir vor Übermüdung die Augen brannten, brütete ich zwei Stunden lang über meinem Geburtsbild, den Ephemeriden-Tabellen und meinen Astrologiebüchern. Ich fand nichts. Meine Berechnungen ergaben lediglich, dass ich eigentlich in einer guten, positiven Phase war. Ich überprüfte auch die Durchgänge und zog Sebastians Diagramm aus meinem Notizbuch hinzu, außerdem unser Beziehungsdiagramm und alles andere, was mir irgendwie hilfreich erschien. Aber es nützte alles nichts. Ich fand keinen brauchbaren Hinweis. Irgendwann verschwamm mir alles vor den Augen, und ich konnte nicht mehr.
    Ich gab auf und schleppte mich ins Schlafzimmer. Ich machte mir nicht einmal die Mühe, meinen Schlafanzug anzuziehen, und kaum hatte ich mein müdes Haupt auf das Kissen gebettet, war ich auch schon eingeschlafen.
    Der Wecker klingelte nicht, und ich verschlief zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen. Ich hätte wahrscheinlich bis zum Abend durchgeschlafen, wenn Barney nicht einen Stapel
Taschenbücher vom Nachtschränkchen geworfen hätte, weil sie fand, dass sie lange genug auf ihr Futter gewartet hatte. Der Krach brachte mich rasch auf die

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