Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
Vom Netzwerk:
und ich hatte mir natürlich jede Bemerkung dazu verkniffen, aber ich hätte mir gewünscht, er säße bei mir auf der Rückbank. Ich hatte noch keine Gelegenheit gehabt, ihm zu sagen, wie sehr er mir gefehlt hatte.
    „Sollen sie doch die Bullen rufen! Wir sind ja nicht diejenigen, die jemanden lebendig begraben haben“, entgegnete Mátyás.
    Als er fragte, wohin wir wollten, sahen Sebastian und ich uns kurz an. Wir waren uns einig, ohne auch nur ein Wort zu wechseln: Abgesehen von einem heißen Bad brauchten wir vor allem ein bisschen Zeit für uns. Deshalb bat ich Mátyás, uns bei mir zu Hause abzusetzen. Da er auf dem Land übernachtete, schien mir meine Wohnung die bessere Alternative zu sein - trotz der Baustelle. Außerdem würde derjenige, der mir oder Sebastian nach dem Leben trachtete, uns dort nicht unbedingt vermuten.
    Ach, du liebe Zeit! Ich musste Sebastian ja erst einmal berichten, was in der Zwischenzeit alles passiert war. Und so erzählte ich ihm während der restlichen Fahrt von den magischen Angriffen und von Kojote.
    „Ich habe Hunde schon immer gehasst“, knurrte Sebastian. „Mann, ist ja nicht zu fassen! Deine Wohnung ist beschädigt? Eine Schande! Ist mit Barney alles in Ordnung?“
    „Ich liebe dich so sehr!“
    Mátyás machte Würgegeräusche. „Wir sind da“, sagte er dann und stieß beim Anhalten leicht mit dem Reifen gegen den Bordstein. „Ich fahre noch bei William vorbei und erzähle ihm, was passiert ist.“
    „Oh, Mátyás“, freute ich mich, „das wäre wirklich wahnsinnig nett!“ Ich nannte ihm Williams Adresse.
    „Ja, schon gut, gewöhn dich nicht dran“, brummelte er und fuhr davon.
    Sebastian und ich krochen unter dem Absperrband durch und tappten auf Zehenspitzen die Treppe hoch. Ich glaubte zwar nicht, dass die Nachbarn schon wach - oder überhaupt zu Hause - waren, aber weil es mir vorkam, als täten wir etwas Verbotenes, konnte ich gar nicht anders, als auf leisen Sohlen zu schleichen. Es war nach acht Uhr, doch es war Sonntag, also arbeiteten die Handwerker heute nicht.
    „Es ist, als würde man in seine alte Highschool einbrechen“, flüsterte ich Sebastian zu.
    Er nickte, aber ich wusste, dass ihm im Grunde jeder Bezug zu solchen Dingen fehlte. Hatte es zu seinen Lebzeiten überhaupt schon weiterführende Schulen gegeben?
    Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen, als ich an dem Loch vorbeiging, das in der Wohnzimmerwand klaffte. Sebastian hingegen schien regelrecht fasziniert von dem Chaos zu sein. „Wow!“, sagte er und beugte sich über die kaputte Couch, um nach unten in den Garten zu schauen. „Guck dir das mal an!“
    „Nein, danke“, entgegnete ich und zog mich in den Durchgang zwischen Wohn- und Esszimmer zurück. Eigentlich kannte ich keine Höhenangst. Was mir Unbehagen bereitete, war nicht der Abstand zum Boden, sondern vielmehr so etwas wie eine Vorahnung, wie es sich anfühlte hinunterzuspringen. Es war, als könnte ich mich nicht darauf verlassen, dass ich nicht sprang, wenn ich zu nah an das Loch herantrat.
    Während Sebastian immer noch den Schaden bestaunte, den der Baum auf der materiellen Ebene angerichtet hatte, beschloss ich, ihn aus der magischen Perspektive zu betrachten - was ich eigentlich sofort hätte tun sollen. Ich weckte meine magischen Sinne.
    Das Loch in der Wand war pechschwarz und unheilvoll. An den Rändern wimmelten Tausende bleistiftdünne, schwarze rauchartige Würmer. Sie krochen über die Mauerkanten und verschwanden in sämtlichen Ritzen.
    „Geh da weg, Sebastian!“, rief ich, obwohl sie ihn gar nicht zu bemerken schienen. Er hatte keine Aura und wurde von ihnen sicherlich nicht als Lebewesen wahrgenommen.
    „Etwas ist immer noch hier, nicht wahr?“, sagte er und trat langsam von der Couch zurück. „Magische Überbleibsel oder so.“
    Ich nickte. „Oder so. Ich wünschte, du könntest sie sehen.“
    „Ich kann sie spüren“, sagte er. „Und das Gefühl kommt mir bekannt vor.“
    „Erinnern sie dich an die Magie, die dich ausgeknockt hat? An Kojotes Magie?“
    Sebastian schüttelte nachdenklich den Kopf. „Nein, fühlt sich irgendwie vertrauter an.“ Er wich noch weiter zurück. „Du solltest auf jeden Fall mit der Baufirma sprechen.“
    Ich lachte. „Worüber? Über Maßnahmen gegen magische Verseuchung?“
    „Nein, aber ich wette, dass es zu Verzögerungen bei den Renovierungsarbeiten kommt, wenn du nicht ein Reinigungsritual oder so etwas durchführst. Was immer hier zurückgeblieben ist, es

Weitere Kostenlose Bücher