Vampiralarm (German Edition)
morgen anweisen werde … Ja, auf Wiederhören, Mrs. Louis."
Colleen zuckte erschrocken zusammen, als ihr Grandpa den Telefonhörer zurück auf die Gabel knallte. "Verdammt!", stieß er hervor. "Wenn jetzt kein Wunder geschieht, kann ich wirklich dichtmachen!" Dann hörte sie, wie sich seine Schritte entfernten, und schließlich das Zuknallen einer Tür.
Grübelnd ließ Colleen sich auf ihr Bett sinken. Ihre Lust, mit Lara und Pris zum Schwimmen an den See zu gehen, war ihr gründlich vergangen. Was hatte das alles zu bedeuten? Steckte das Kino ihres Großvater in finanziellen Schwierigkeiten? Sie musste ihm unbedingt helfen, soviel stand fest. Er hatte sie so freundlich bei sich aufgenommen, dass sich Colleen in Jaspers Landing schon beinahe wie zu Hause fühlte. Außerdem fand sie die Vorstellung, dass das Palace von einem dieser modernen Multiplexkinos verdrängt werden sollte, schon vom Prinzip her schrecklich.
Doch so sehr sie auch hin und her überlegte, es wollte ihr einfach nichts einfallen, wie sie ihrem Grandpa unter die Arme greifen konnte. Geld hatte sie keines, und selbst wenn, hätte es ganz sicher sowieso nicht gereicht, um das Kino vor dem Konkurs zu retten. Außerdem war sie sich ziemlich sicher, dass ihr Großvater ohnehin nichts von ihr annehmen würde.
Aber es musste doch einen Weg geben, das Palace vor dem Untergang zu bewahren!
Während sie noch stumm vor sich hinbrütete, klopfte es an der Zimmertür. Es waren Pris und Lara, die schon gerätselt hatten, wo Colleen so lange abgeblieben war.
"Was ist los? Du bist ja völlig durch den Wind", wunderte sich Priscilla. "Hast du einen Geist gesehen, oder was?"
Colleen schüttelte den Kopf. "Das nicht, aber ich habe gerade etwas Furchtbares erfahren." Sie berichtete den Zwillingen von dem Telefongespräch, das sie versehentlich mit angehört hatte. Als sie geendet hatte, zuckte sie ratlos mit den Schultern. "Was soll ich denn jetzt bloß tun? Ich will nicht, dass mein Grandpa das Palace verliert!"
Lara nickte ernst. "Das kann ich gut verstehen. Großer Gott, Japsers Landing ohne das Palace , das ist wie … Na ja, wie auch immer, wir müssen das auf jeden Fall irgendwie verhindern. Wenn das Kino schließt, haben wir Kids ja hier überhaupt keine Unterhaltung mehr! Und außerdem … " Sie schwieg einen Augenblick, und ein verträumtes Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. "Habe ich schon erwähnt, dass ich in diesem Kino zum ersten Mal einen Jungen geküsst habe …?"
Genervt verdrehte ihre Schwester die Augen. "Na so was aber auch! Jetzt komm mal wieder runter von deiner rosaroten Wolke und überleg lieber mal, was wir unternehmen können. Wenn uns nämlich nichts Vernünftiges einfällt, wird hier im Palace bald überhaupt niemand mehr geküsst!"
"Ist ja schon gut, Schwesterherz", sagte Lara und kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum. "Irgendwie müssten wir es hinbekommen, dass wieder mehr Zuschauer die Vorstellungen besuchen", sagte sie dann mit einem triumphierenden Grinsen. "Mehr Zuschauer, höhere Einnahmen – ist doch ganz logisch!"
"Du Schlaumeier!" Ihre Zwillingsschwester schüttelte missbilligend den Kopf. "Und jetzt verrate uns doch bitte auch noch, wie wird das anstellen sollen, ja? Keine Ahnung? Hab ich mir fast gedacht!"
Beleidigt verschränkte Lara die Arme vor der Brust. "Na, dann mach doch selbst einen Vorschlag, wenn du sowieso alles besser weißt."
Doch damit konnte Priscilla leider auch nicht dienen. Die drei Mädchen überlegten, bis ihnen die Köpfe qualmten, doch keine von ihnen hatte auch nur den Hauch einer Idee.
Irgendwann seufzte Colleen frustriert. "Wahrscheinlich können wir überhaupt nichts tun", sagte sie und sprach damit aus, was die Zwillinge insgeheim wohl auch befürchteten. "Vielleicht ist es ja auch gar nicht so schlimm, wie es sich im ersten Augenblick angehört hat …"
"Willst du nicht mal mit deinem Grandpa darüber sprechen?", fragte Pris. "Könnte doch sein, dass ihm etwas einfällt, wie wir ihm ein bisschen helfen könnten."
Colleen schüttelte den Kopf. "Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Wenn Grandpa wollte, dass ich von seinen Problemen weiß, hätte er von sich aus mit mir darüber gesprochen. Wer weiß, vielleicht ist es ihm nicht einmal recht, dass wir uns hier den Kopf über seine finanzielle Situation zerbrechen."
Auf das gemeinsame Schwimmen hatte keines der Mädchen mehr besonders große Lust. Das ungewisse Schicksal des Palace hatte ihnen allesamt die Stimmung
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