Vampiralarm (German Edition)
schön, Kleines. Es war ein anstrengender Tag für dich."
Ja, es war wirklich ein anstrengender Tag gewesen. Und doch bekam Colleen, auch nachdem ihr Großvater das Zimmer verlassen hatte, noch eine ganze Weile kein Auge zu. Sie musste ständig an Jake denken.
Und als sie irgendwann schließlich doch einschlief, schlich sich der gut aussehende Junge sogar in ihre Träume …
Im Vergleich zu den riesigen Multiplex-Tempeln in L. A. wirkte das Palace Light Theatre mit einem einzigen Kinosaal regelrecht winzig. Doch zu ihrer Überraschung stellte Colleen fest, dass es ihr deshalb keineswegs weniger gefiel. Im Gegenteil! Die bequemen, bordeauxroten Plüschsitze, die stuckverzierte Decke und die mit roten Samtvorhängen versehenen Wände machten es in ihren Augen sogar zu etwas ganz Besonderem.
Mit einem leisen Seufzen ließ sie sich in einen Sitz in der Mitte des Kinosaales sinken. Schade eigentlich, dachte sie, dass es nur noch so wenige Filmtheater wie dieses hier gibt. Die großen Kinozentren mochten ja mit dem besseren Sound und gestochen scharfer Bildqualität aufwarten, aber was die Atmosphäre anging, konnten sie dafür längst nicht mithalten. Zudem waren sie meistens sogar viel teurer als die kleineren Kinos.
"Und? Kannst du uns den Film empfehlen?"
Erschrocken zuckte Colleen zusammen. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie überhaupt nicht mitbekommen hatte, dass sie nicht mehr allein im leeren Kinosaal war.
"Pris! Lara!" Theatralisch griff sie sich ans Herz und brach gleich darauf in prustendes Gelächter aus. "Mein Gott, seid ihr wahnsinnig, euch so an mich heranzuschleichen? Ich hätte eine Herzattacke kriegen können!"
Breit grinsend stiegen die Zwillinge die flachen Treppenstufen zu ihr herunter. "Wir wären unseres Lebens nicht mehr froh geworden", erklärte Pris. "Aber mal im Ernst – wir wollten dich eigentlich fragen, was du hier überhaupt treibst."
"Wieso?"
"Na ja, hast du heute schon mal einen Blick aus dem Fenster geworfen? Es ist ein herrlicher Tag – und den willst du doch wohl nicht einfach verplempern, oder?"
"Und? Was haben sich meine persönlichen Animateure heute für mich einfallen lassen?", fragte Colleen lachend. "Eine Stadtrundfahrt hatte ich aber gestern schon, damit braucht ihr mir also gar nicht zu kommen!"
"Stadtrundfahrt?" Lara rümpfte die Nase. "Na, die kann aber nicht allzu lange gedauert haben … Aber keine Sorge, wir hatten uns sowieso etwas anderes überlegt. Wie wär’s zum Beispiel mit Schwimmen?"
"Gibt’s denn hier in der Nähe denn ein Schwimmbad?"
"Nein, aber einen hübschen See, wenn du kein Problem damit hast, dir das Wasser mit ein paar Forellen zu teilen. Na? Wie sieht’s aus? Hast du Lust?"
Da musste Colleen nicht lange überlegen. "Klar hab ich Lust! Wartet, ich hole nur rasch meine Schwimmsachen!"
Sie ließ die Zwillinge stehen und sprintete, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf, das direkt über dem Kino lag. Fluchend durchwühlte sie ihre Koffer, doch es dauerte eine Weile, bis sie ihren nagelneuen Bikini und das große Strandlaken gefunden hatte. Sie war am Vorabend einfach zu müde gewesen, um noch ihre Koffer auszupacken.
Sie stopfte die Sachen in ihre Tasche und wollte gerade gehen, als sie plötzlich ihren Grandpa im Nebenraum sprechen hörte. Überrascht stutzte sie – es klang beinahe so, als würde er direkt neben ihr stehen. Sie konnte so gut wie jedes Wort, das gesprochen wurde, mit anhören – ob sie es nun wollte oder nicht.
Es war ein Telefongespräch, das war nicht schwer zu erkennen. Und, obwohl Colleen eigentlich wirklich nicht lauschen wollte, ließen die Worte ihres Großvaters sie innehalten.
"Ja, Mrs. Louis, ich weiß, dass auch Sie Verpflichtungen haben, die Sie einhalten müssen", sagte er mit gepresster Stimme. "Ich hoffte nur, dass Sie mir noch einen kleinen Zahlungsaufschub … Wie? Da ist nichts zu machen? Ich weiß, dass ich schon seit Wochen mit den Zahlungen im Rückstand bin, Mrs. Louis, aber das ist nur eine vorübergehende Flaute. Ich bin sicher, dass …"
Für einen Moment herrschte angespannte Stille, dann stieß Jock ein abfälliges Schnaufen aus. Seine Stimme klang verbittert, als er weitersprach. "Ja, ich bin mir darüber im Klaren, dass das neue Multiplexkino in Springdale eine große Konkurrenz für mich darstellt, aber das ist noch lange kein Grund … Natürlich, natürlich, Sie können sich darauf verlassen, dass ich die fällige Zahlung gleich
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