Vampirblut (German Edition)
irgendwie, brauchen sie doch ihr Herz. Ein zu kleines Loch könnten sie zu schnell wieder heilen.“ Er starrte noch immer angestrengt in die Baumreihe hinter uns. Ich folgte seinem Blick, konnte aber nichts erkennen. Dann sprang William wie vom Pferd getreten auf, sprang über die Bank und postierte sich direkt vor mir in Angriffsstellung.
Aus dem Dunkel traten zwei Männer auf uns zu. „Bleib hinter mir, Vampire“, zischte William.
Langsam und bedächtig kamen die zwei Männer auf uns zu. Erst waren es nur zwei schwarze Silhouetten in der Dunkelheit, doch dann traten sie in das Licht der Straßenlaterne, die neben der Bank stand, auf der ich bis eben noch mit William saß. Ich war etwas verärgert, dass die Beiden es sich wagten, unsere romantische Zweisamkeit zu stören.
Beide Männer sahen wirklich gut aus, so gut, dass ich mich kaum verängstigt fühlte, eher angezogen – interessiert. Beide waren dunkelhaarig und gekleidet wie ganz normale Touristen. Ich konnte nicht erkennen, woran William ausmachte, dass das Vampire waren. Einer, der weniger muskulös gebaute, hielt sich etwas hinter dem Anderen. Seine Position glich der von William; leicht geduckt, die Arme etwas vom Körper weggebeugt.
„Hallo, William“, begrüßte der Vordere der Beiden – ich nahm an, er war so etwas wie der Anführer – William, mit zynischem Unterton.
„Was wollt ihr?“, gab William trocken zurück, immer noch bereit uns zu verteidigen.
„Wir? Wir wollen nichts von dir, aber Echnaton wünscht deinen Besuch.“ Wieder antwortete nur der erste der Vampire. Seine Stimme klang verzerrt, sein Blick voll Abscheu.
Langsam wurde mir doch etwas mulmig zumute. Eindeutig hatten die Beiden keine freundschaftlichen Absichten. Und ganz offensichtlich hatten sie es auf meinen Retter abgesehen, was die Frage aufwarf, ob William es mit zwei Vampiren gleichzeitig aufnehmen konnte. Ich schluckte schwer, und hoffte jemand würde uns zu Hilfe kommen. Leider war der Park, bis auf uns, verlassen.
„Echnaton? Ich dachte der wäre ... abhandengekommen?“, spottete William.
„Er ist wieder ... aufgefunden worden“, gab der Vampir bestimmt zurück, und nahm damit Williams Scherz auf. „Wir sollen dich zu ihm bringen, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, was er gerade von einem wie dir will“, sagte der Vampir mit Verachtung und verzog das Gesicht zu einer Fratze des Abscheus.
„Nun, sagt Echnaton, ich bin leider anderweitig beschäftigt“, antwortete William.
„Das können wir sehen“, gab der Vampir höhnisch mit einem Nicken in meine Richtung zurück. „Aber, der Meister hat klare Anweisungen erteilt. Das heißt, du hast also keine Wahl.“
Dann sprangen beide Vampire mit einem Satz auf William zu.
William wehrte den ersten Angreifer mit einem Fußtritt ab, den zweiten mit einem Pflock, der aus dem Ärmel seiner Jeansjacke hervorschoss. Fast augenblicklich zerfiel der Vampir zu Staub.
Der übrig gebliebene Vampir war durch den Tritt ein Stück durch die Luft geflogen und dann auf den Boden aufgeschlagen. Mit einer einzigen Bewegung schwang er sich wieder auf die Füße, stürzte auf William zu und stach mit einem Messer – so vermutete ich, es ging einfach zu schnell, um es genau erkennen zu können – auf William ein. William taumelte rückwärts, griff nach dem Gegenstand in seinem Bauch und rammte ihn seinem Angreifer ins Herz, der starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, und zerfiel zu Staub.
„William“, flüsterte ich panisch, als er vor mir zu Boden sank. Ich rannte um die Bank herum und kniete mich neben ihn.
Seine Augen waren geschlossen, er reagierte nicht auf mein Schütteln seiner Schultern. Ein großer roter Fleck bildete sich auf seinem weißen T-Shirt. Vorsichtig zog ich das Shirt aus seiner Hose und schob es nach oben. Der Vampir hatte ihm das Messer in den Bauch gestochen.
5.Kapitel
Ich war aufgeregt, unfähig irgendetwas zu tun. Angestrengt überlegte ich, was ich machen sollte. Dann tastete ich seinen Hals nach einem Puls ab, weil mir nichts anderes einfiel. Doch da war kein Puls. „Oh, nein. Bitte nicht“, stieß ich tonlos hervor. Ich legte ihm meinen Kopf auf die Brust, um nach seinem Herzschlag zu lauschen, aber in seiner Brust war nur Stille. Nur langsam drang die Information in meinen Kopf vor. William war tot. Verzweifelt kramte ich in meinem Gedächtnis; Wiederbelebung,
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