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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman
Autoren: Sharon Ashwood
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rankten. Er stank nach altem Leder, das entschieden zu lange in einer Dachbodentruhe gelegen hatte. Ein schwarzer Zopf, der ihm bis zu den Hüften reichte, schwang beim Gehen hin und her – wie ein dunkles Pendel vor dem Rotgold seiner Tunika.
    Wächter Bran war eine selten beängstigende, hässliche Tunte.
    Schatten fraßen sich über das Deckengewölbe und die Mauern der angrenzenden Korridore, so dass man hätte glauben können, jenseits des Kampfschauplatzes gäbe es keine Realität mehr. Das einzige Geräusch verursachte das Schaben ihrer Füße auf dem Steinboden. Fackelschein tanzte auf Brans Kurzschwert und erinnerte Mac daran, dass der Wächter bewaffnet war, er hingegen nicht.
    Klares Denken war gefragt, nur leider rauschte Macs Puls in seinem Kopf, der die Angst Herzschlag für Herzschlag minimierte. Er fühlte sich wie betrunken, high, vollkommen, sogar erleichtert. Er war bereit, diesen Grunzer zu Brei zu prügeln und es zu genießen.
Töten oder sterben.
Die zerfetzten Überreste des Dämons in ihm hatten sich endlich von der Leine losgerissen.
    Mac sprang los. Bran war schnell, blockierte Mac und hieb nach seinen Rippen. Doch Mac war übernatürlich wendig und tänzelte beiseite, ehe die Klinge ihn erreichte.
    Sie wichen auseinander und begannen aufs Neue, sich zu umkreisen.
    »Schön, dich zu sehen!«, sagte Mac mit einem hämischen Grinsen. Ohne Vorwarnung wechselte er die Richtung, aber Bran folgte ihm mit der Körperbeherrschung eines Turners. Mac benetzte sich die Lippen, weil sein Mund vom heftigen Atmen ausgetrocknet war. »Interessante Tattoos. Stehst immer noch auf den Bronzezeit-Look, was?«
    »Sei still!« Bran kräuselte die Oberlippe, was ihm mit den weißen Zähnen und der fahlen Haut etwas von einem Vampir verlieh. »Ich habe dich gefunden, Flüchtling. Keiner entkommt zweimal.«
    »Wow, das würde ich an deiner Stelle nicht so laut sagen! Du willst doch nicht dein Schicksal herausfordern.«
    Sie stürzten sich schlagend und knurrend aufeinander. Bran trat Mac die Beine weg, worauf sie beide zu Boden gingen, Mac allerdings oben landete. Macs Sicht wurde erst weiß, dann rot eingefärbt vor Blutdurst und Rage. Sein Knie auf Brans Kehle gestemmt, rammte er die Schwerthand des Wächters auf die Steinplatten, bis Brans Finger am Ende das Heft freigaben.
    Bran bog den Rücken durch und warf Mac ab. Dieser rollte sich herum und hob seine Beine rechtzeitig, um Bran einen ziemlich saftigen Tritt gegen die Brust zu versetzen. Der Wächter torkelte atemlos. Mac sprang auf, rannte zwei Schritte und hieb Bran die Faust in den Magen. Der Mann war hart wie Granit, aber kein Gegner für Mac. Bran krümmte sich zusammen. Derweil schnappte Mac sich das Schwert und schlug mit dem Heft zu. Er erwischte den Wächter hinter dem linken Ohr. Bran plumpste wie ein nasser Sack mit dem Gesicht voran vor Macs Füße.
    Das dumpfe Klatschen seines Aufpralls hallte durch die Dunkelheit. Mac beugte sich nach unten und fühlte nach Brans Puls. Der Wächter lebte noch, wäre jedoch eine ganze Weile ausgeknipst.
    Als er sich aufrichtete, spürte Mac sein eigenes Blut pumpen, das Kribbeln und Rauschen von menschlichem Leben in jedem seiner Gliedmaßen. Dahinter pulsierte der Dämon, lüstern, munter, in der Hoffnung auf noch mehr Gewalt.
Hunger.
Das Gewicht des Schwerts war wie eine Anregung, das Heft fest und vollkommen in seiner gierigen Faust. Es gab so viele Arten zu töten. Ein schneller Stich ins Rückgrat. Die qualvolle Todespein einer Bauchwunde.
    Mac biss die Zähne zusammen und wich zurück.
Ich bin immer noch zu sehr ein Cop, als dass ich einen Mann umbringe, der wehrlos am Boden liegt. Nicht mal diesen.
Er klammerte sich an den Gedanken, hielt ihn wie einen Talisman, der seine schwindende Menschlichkeit bewahren möge.
    Leider bedeutete in der Burg jeder Moment, dass man kämpfte oder starb. Hier brauchte Mac seine Dämonenseite, wollte er überleben. Menschlich zu bleiben hieße, einen Kampf zu verlieren.
Ich muss hier raus, oder ich verliere meine Seele wieder.
    Ein Flackern, das er im Augenwinkel bemerkte, ließ ihn misstrauisch aufblicken.
    Mac entdeckte ein Gesicht, das ganz aus großen Augen und spitzem Kinn zu bestehen schien. Es war eine Frau, eigentlich eher ein Mädchen, dem das dichte mitternachtsschwarze Haar bis weit über die Taille fiel. Ihr zarter Körper wirkte von oben bis unten erschrocken.
    Alles war still bis auf Brans schwaches, langsames Atmen. Die Frau starrte einfach nur zu ihm, die
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