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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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Nägeln ab. Die Aussicht auf Freiheit war verlockend, aber auch beängstigend. Constance schmeckte die Angst auf ihrer Zunge, bitter wie ein neuer Penny.
    Achte nicht auf sie! Geh weiter! Du tust es für Sylvius.
    »Constance.«
    Sie rang nach Atem und drehte sich um. Dann erkannte sie ihn.
Lor!
    »Wo in aller Welt kommst du her? Was tust du hier?«, fragte sie, während sich jedes Haar an ihrem Körper vor Schreck aufrichtete. »Ich dachte, du wärst fort. Entkommen. Du und dein ganzes Rudel.«
    Sie musste an sich halten, um ihn nicht zu schlagen, weil er sie zu Tode erschrocken hatte.
    Ein Jahr war es her, dass sie Sylvius’ Freund aus Kindertagen zuletzt gesehen hatte, doch Lor hatte sich kein bisschen verändert. Sein dunkles Haar war immer noch lang und zottelig, sein Gesicht kantig wie bei allen Höllenhunden und sein Teint eher bronzefarben. Der junge Alpha sah gesund und kräftig aus und bewegte seinen schmalen muskulösen Körper mit einer lebendigen Geschmeidigkeit. Allerdings hatte seine Kleidung sich verändert, denn sie war heute sauberer und besser geflickt, als Constance es von früher in Erinnerung hatte.
    Er lehnte sich an die Mauer und beugte seine große Gestalt, um Constance ins Gesicht zu sehen. »Wieso wartest du an der Tür, Großmutter?«
    Bei dieser Bezeichnung verzog sie das Gesicht. Es war ein Titel, der größten Respekt zeigen sollte, aber Lor wusste, wie sehr sie ihn hasste. Auf ihre angewiderte Miene hin zeigte er ein rares, sehr breites Grinsen. Wie alle Hundeartigen konnten auch Höllenhunde bisweilen nicht umhin, diejenigen zu necken, die sie mochten.
    »Wie bist du wieder hier reingekommen?« Vorsichtshalber senkte sie ihre Stimme zu einem Flüstern.
    »Als wir aus der Burg entkamen, haben wir unsere Magie zurückbekommen.« Er sprach langsam und mit einem leichten Akzent. Die Höllenhunde verständigten sich in einer eigenen Sprache und unterhielten sich selten mit anderen Spezies. »Eines unserer Talente ist, dass wir Türen öffnen können. Ich darf mich nur nicht so lange in der Burg aufhalten, dass ihre Magie meine dämmt, aber ansonsten kann ich hinein- und hinausspazieren, wie ich will.«
    »Warum bei den Zehennägeln der heiligen Margaret wolltest du zurückkommen?«
    Er betrachtete sie eine Weile schweigend, und Constance bemerkte, wie sich die Schatten auf seinen Zügen im Fackelschein vertieften.
    Unweigerlich schlang Constance die Arme um ihren Oberkörper. »Verzeih, das war unhöflich!«
    Einem Höllenhund stellte man tunlichst nicht zu viele Fragen. Im Gegensatz zu anderen Geschöpfen konnten sie nicht lügen. Und noch schwerer fiel es ihnen, einer direkten Frage auszuweichen.
    »Mir ist nicht wohl dabei, hier im Freien zu stehen«, fügte Constance hinzu.
    Lor fasste behutsam ihren Ellbogen und zog sie um die Ecke in den Schatten. »Du solltest mich nicht fragen, warum ich hier bin.«
    Auf noch mehr Schuldgefühle konnte Constance wahrlich verzichten. »Ich bin durchaus imstande, ein Geheimnis zu wahren.«
    »Atreus …«
    »Atreus verliert den Verstand. Es wird mit jedem Tag, jeder Stunde schlimmer.«
    Lors Miene wirkte angespannt. »Dennoch …«
    »Verflucht noch eins, Lor, du kennst mich! Du warst wie ein großer Bruder für Sylvius.«
    Er benetzte sich die Lippen. Constance sah es ihm an, als er beschloss, ihr zu vertrauen. »Die meisten meines Rudels konnten entkommen, aber einige wurden zurückgelassen. Sie sind Sklaven oder Soldaten der Warlords und Hexer. Ich löse sie einen nach dem anderen aus und bringe sie in die Freiheit.«
    »Auslösen?«
    »Du trägst Rosenöl. Was glaubst du, woher es kommt?«
    »Josef gab es mir, bevor er ging.«
    »Und woher hatte er es?«
    Constance blinzelte. Allmählich fügten sich die Puzzleteile zusammen. Türen. Schlüssel. »Es kam von der Außenwelt.«
    »Wie andere vor mir entdeckte ich, dass die Burgbewohner eine Vorliebe für Luxusgüter haben.«
    »Du schmuggelst!«
    Lor lachte tief. »Kleider, Bücher und Tabak. Dort draußen sind diese Güter günstig und im Übermaß zu haben.« Er nickte zur Tür. »Bisher konnte ich schon ein halbes Dutzend meiner Leute freikaufen. Schuhe sind übrigens derzeit sehr beliebt. Turnschuhe.«
    Was für Schuhe?
»Und niemand sieht dich kommen und gehen?«
    »Bestechung ist sehr hilfreich. Das eigentliche Problem ist der Bereich außerhalb der Burg.«
    »Wie das?«
    »Nun, es gefällt bei weitem nicht allen, dass Wesen aus der Burg in Freiheit gelangen. Aber ich habe dafür gesorgt,

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