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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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Burgschlüssel zu angeln, den sie in das Durcheinander von Kleidern auf dem Boden geworfen hatte. Er war kalt, scharfkantig, grob, das Gegenteil von den feinen weichen Laken, die noch Macs Abdruck trugen. Constance drehte den runden Schlüssel zwischen ihren Fingern und beobachtete sein goldenes Funkeln.
    Sie spürte, dass Mac in Schwierigkeiten steckte. Der Dämon in ihm war erstarkt, und niemand konnte sagen, wohin die Verwandlung führte. Was eine lauernde Gefahr bedeutet hatte, ließ sich nun kaum mehr zügeln. Mac brauchte einen Anker, ein Heim, etwas, das die Balance zwischen Bestie und Mann ausglich. Jemanden, der ihn nicht dem Dämon überließe.
    Während ihres Liebesaktes hatte Constance eines für sich beschlossen: Liebe war weit wichtiger als Unschuld. Das Band, das sie zu ihren Lieben geknüpft hatte, übertrumpfte alles andere.
    Sie betete, dass Mac ebenso empfand. In der Nacht hatte sie sich ihrer beidseitigen Leidenschaft hingegeben, sich vom Zauber seiner Berührungen bannen lassen. Und auf eine urtümliche Weise hatte er ihr ein Geschenk gemacht, das ihr über Jahrhunderte verweigert worden war.
Mein Dämongeliebter.
    Dennoch, so gern sie auch das verbliebene Glühen ihrer Lust auskosten wollte, mussten ihre Gedanken gänzlich ihrem Jungen gelten. Ganz gleich, was Lor sagte: Sylvius im Stich zu lassen, würde sie zu einem schlimmeren Monstrum machen, als jeder Blutdurst es könnte. Falls Mac sie enttäuschte, musste sie eben den Mut aufbringen, ihren Sohn allein zu retten. Sie war keine Dienerin mehr. Sie genoss nicht mehr den Luxus, unter jemandes Schutz zu stehen, also durfte sie auch nicht erwarten, dass ihr ein anderer sagte, was sie zu tun hätte. Es lag einzig bei ihr.
    Sie rollte sich auf den Rücken, den Schlüssel ins Kerzenlicht haltend. Falls sie die Burg verließ, würde sie dann wirklich zu dem wütenden Untier, wie Lor fürchtete? Sie durfte nicht zu lange warten, dann musste sie das Schicksal auf die Probe stellen.
    Bitte, o bitte, halte dein Versprechen!
     
    Als Mac sich wieder materialisierte, drehte er sich um, das Schwert schlagbereit, und sah, dass die Höhle, in der er stand, ein Lagerraum war. Er war allein.
    Als Erstes bemerkte er, dass es laut war. Der Lärm kam von dem Plateau unter ihm, und nach der Stille in Connies verborgenem Burgwinkel kam dieser Krach fast einem körperlichen Angriff gleich. Meistenteils waren es Männerstimmen, brüllend und dröhnend, unterbrochen von gelegentlichem Scheppern, das von Waffen und Rüstungen rühren musste. Die Umgebung war eine andere, die Stimmung hingegen sehr ähnlich der in einer belebten Polizei-Einsatzzentrale.
    Mac schaute sich in der Höhle um. Hier lagerten Unmengen alter Rüstungen, Schilde und Brustpanzer, die mit einer sechsstrahligen Sonne verziert waren: dem Symbol der Wachen. In einem groben Holzgestell standen reihenweise Speere. Eine Truhe ohne Deckel quoll mit alten Uniformen über. Alles roch nach Leder und Öl.
    Für einen kurzen Moment überlegte Mac, sich etwas von den größeren Sachen anzuziehen, entschied jedoch, dass es sinnlos war. Nach Hunderten von Jahren im gemeinsamen Dienst kannten die Burschen sich untereinander zu gut, als dass ihm eine Verkleidung hätte nützen können. Außerdem war Macs Plan bislang zu vage. Er hatte noch gar keinen Schimmer, was er brauchte.
    So oder so suchte er herum, bis er eine Schwertscheide mit dazugehörigem Gürtel für sein Schwert gefunden hatte. Ihm wurde allmählich die Hand davon steif, das Ding dauernd zu tragen. Er hatte sogar schon erwogen, es wegzuwerfen, wo er doch jetzt seine Sig Sauer dabeihatte; nur gab es ein paar Critter, die eine Kugel nicht aufhielt.
    Es dauerte ein bisschen, einen Gürtel aufzutun, der seinem Waffenhalfter nicht in die Quere kam, aber schließlich wurde er fündig. Als Nächstes stand Überwachung an.
    Mac begab sich an den Höhleneingang, wo er sich in den Schatten kauerte und ein dunkles Karohemd über sein weißes T-Shirt zog. Aus diesem Winkel konnte er die Leute von oben sehen, die unten in dem belebten Raum kamen und gingen. Zwölf Fuß vom Eingang saßen vier Wachen um einen Tisch. Einer von ihnen war Bran, wie Mac verdrossen feststellte. Der Feuerschein unten reichte, dass es beinahe hell war.
    Gelassen berechnete er die Position und den Winkel jedes Einzelnen, schätzte ihre Verwundbarkeiten und Stärken ein. Falls er von hier dort hinuntersprang und in der Tischmitte landete, könnte er wahrscheinlich alle vier mit acht

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