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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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hinweg. Derweil mehrten sich die Lichter von Fackeln und Lagerfeuern unten. Oben bei Mac brannten gar keine Lichter, was ihm umso lieber war, denn so blieb er im Schatten verborgen.
    Sehr gut! Dieser Teil der Höhle war auf jeden Fall besiedelt. Bei den meisten Gestalten unten handelte es sich um Wächter, wie Mac unschwer an ihren Waffen, ihrer Größe und den blauen Tattoos erkannte, die ihren ganzen Körper zu kennzeichnen schienen.
    Er lächelte zufrieden. Er hatte ihr Hauptquartier gefunden – oder wenigstens ihr Clubhaus. In dem Bereich unmittelbar unter Mac standen Tische und Bänke, an denen die Wachen ausruhten, lasen, Würfelspiele machten oder redeten. Zu den Seiten befanden sich offene Zimmer, aus denen Wächter kamen und gingen. Eines weiter hinten sah größer aus und wies regeren Betrieb auf als die übrigen, musste also irgendwie offiziell sein.
    Nachdem Mac sich einen Überblick über die Szenerie unter sich verschafft hatte, wandte er sich den Felsengewölben weiter oben zu. Oberhalb der Kammern sprenkelten Höhleneingänge die groben Mauern. Manche waren mit Gittern oder Toren gesichert. Waren das Käfige? Lagerräume? Von seiner Warte aus konnte Mac es unmöglich sagen, zumal beide Erklärungen naheliegend schienen. Als er näher hinsah, erkannte er offene Treppen, die im Zickzackkurs in die Felsen geschlagen waren.
    Mehr ließ sich von dem Höhenpfad aus nicht erfassen. Er musste näher heran.
    Also konzentrierte er sich auf eine leer aussehende Höhle, die den belebten Raum unten überblickte, atmete tief ein, wurde zu Staub und waberte durch die Schatten nach unten, wo er im Herzen des Feindesbereichs landete.
     
    Was habe ich getan?,
fragte Constance sich.
    Es war eine simple Frage, auf die es eine einfache Antwort hätte geben müssen, doch wie die Dame in dem Lied hatte Constances Dämongeliebter sie mit feinen Versprechungen verführt. Mit dem einzigen Unterschied, dass Mac ein Bett benutzte anstelle eines Schiffes.
    Und als sie erreichten das ferne Land,
    weit hinter des Horizont Nichts,
    sah Klauen sie unter seinem Gewand,
    und weinte bitterlichst.
    »Welch Berg ist dies dort«, rief sie bang,
    »von Feuer, Eis und Schnee?«
    »Der Höllenschlund«, sprach er galant,
    »der unsrer harrt.« O weh!
    Mac hingegen hatte nichts von einem Seefahrer, und er besaß eindeutig keine Klauen. Nicht zu vergessen, dass sie bereits in der Hölle waren. Folglich blieb nur noch die Frage, ob er ein verführerischer Schurke sein könnte.
    Constance war allein aufgewacht, und das bereitete ihr Sorge. Er hatte gefragt, wo die Wachen zu finden wären, aber wie konnte sie gewiss sein, dass er Wort hielt und ihren Sohn zurückbrachte?
    Kerzen tauchten das Zimmer in einen goldenen Schein. Sie blickte an die Decke, eingehüllt in die Wärme, die Macs heißer Leib hinterlassen hatte. Er konnte nicht lange fort sein, da sie seine Hitze in den Laken fühlte, in die sie sich einkuschelte wie ein Küken in sein Nest. Sie war ganz und gar wunderbar befriedigt auf Weisen, die sie vorher nicht einmal erahnt hatte. Wach zu sein aber bedeutete, sich der Zukunft zu stellen. Gefühle stürmten auf sie ein wie lästige Straßenhändler, die alle auf einmal nach ihr schrien.
Was sollte sie fühlen?
    Zu ihren Lebzeiten hätte sie Angst bekommen. Mädchen, die ihre Tugend aus Liebe verschenkten, liefen Gefahr, alles zu verlieren: ihren guten Namen, ihre Stellung, ihre Zukunft. Keine Arbeit hieß kein Essen. Ein ungewolltes Kind bedeutete allzu oft das Ende. Wozu es jetzt nicht käme. Denn Constance war eine Untote, mithin konnte sie nicht noch tiefer fallen.
    Er ist ein Dämon!
Ja, aber sie war ein Vampir, mehr oder weniger, quasi gleich verderbt wie er.
    Er ist ein Fremder!
Was schon bedeutsamer war. Manch einer mochte ihr Unbedarftheit vorhalten, dass sie den Verlockungen des Sommerzimmers erlag. Ihre Gelüste waren viel zu lange unterdrückt gewesen und hier erblüht wie in einem Gewächshaus, wo Dinge zu jeder Jahreszeit sprossen und gediehen.
    Wohl wahr, sie hatte sich schnell hingegeben, aber es hatte sich vollkommen angefühlt. Eine ideale Mischung aus Zärtlichkeit und Drang, wilder Dämonendominanz und Wonne. Conall Macmillan und sie fügten sich aufs Beste zusammen, entsprach er doch so viel mehr ihren Sehnsüchten als jede romantische Phantasie, die sie zu ihrem heimlichen Vergnügen gesponnen hatte.
    Aber würde er sein Versprechen halten, Sylvius zu finden? Constance streckte eine Hand aus dem Bett, um nach dem

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