Vampire Academy 01 ● Blutsschwestern
Blick zu. „Nicht jeder denkt ‐ und handelt ‐ wie du. ʺ
Bei diesen Worten zuckte ich zusammen. Dann bemerkten wir, dass Mia vorbeiging. Sie hatte das Gespräch zwar nicht mit angehört, den Tonfall aber aufgefangen. Ein gehässiges Lächeln legte sich über ihre Züge. „Arger im Paradies? ʺ
„Geh, hol dir deinen Schnuller und halt die verdammte Klappe ʺ , zischte ich ihr zu; ihre Antwort wollte ich gar nicht hören. Ihr klappte der Unterkiefer herunter, dann runzelte sie wütend die Stirn.
Lissa und ich gingen schweigend weiter, dann brach Lissa in Gelächter aus. So einfach löste sich unser Streit in Nichts auf.
„Rose.... ʺ Ihr Tonfall war jetzt sanfter.
„Lissa, er ist gefährlich. Ich mag ihn nicht. Bitte, sei vorsichtig. ʺ Sie berührte mich am Arm. „Das bin ich ja. Ich bin die Vorsichtige von uns, weißt du nicht mehr? Du bist die Verwegene. ʺ Ich hoffte, dass das immer noch galt.
Aber später, nach der Schule, kamen mir Zweifel. Ich war in meinem Zimmer und machte gerade Hausaufgaben, als ich von Lissa ein Rinnsal von etwas verspürte, das man nur Verstohlenheit nennen konnte. Ich verlor den Faden bei den Hausaufgaben, starrte ins Leere und versuchte genauer in Erfahrung zu bringen, was mit ihr geschah. Wenn es je eine Zeit gab, in ihren Geist zu schlüpfen, dann war es jetzt. Aber ich wusste nicht, wie ich das kontrollieren konnte.
Stirnrunzelnd probierte ich aus, was diese Verbindung normalerweise heraufbeschwor. Für gewöhnlich erlebte sie in solchen Augenblicken irgendein starkes Gefühl, eines, das so mächtig war, dass es sich in meinen Geist zu sprengen versuchte. Ich musste hart arbeiten, um dagegen anzukämpfen; ich hielt beständig eine Art mentalen Schutzwall aufrecht.
Jetzt konzentrierte ich mich auf sie und versuchte, die Mauer niederzureißen. Gleichmäßig atmete ich ein und aus und ließ Leere in meinen Geist einkehren. Meine Gedanken waren nicht wichtig, nur ihre waren es. Ich musste mich ihr öffnen und die Verbindung zwischen uns entstehen lassen.
Noch nie zuvor hatte ich etwas Derartiges getan; ich hatte zu wenig Geduld, um zu meditieren. Mein Verlangen, mich mit Lissa zu verbinden, war jedoch so stark, dass ich mich zu einer intensiven, konzentrierten Entspannung zwang. Ich musste wissen, was mit ihr los war, und nach einigen weiteren Augenblicken zahlte sich meine Mühe aus. Ich war bei ihr.
Wieder erlebte ich unmittelbar mit, was um sie herum geschah.
Sie schlich sich erneut auf den Dachboden der Kapelle und bestätigte damit meine schlimmsten Befürchtungen, Wie beim letzten Mal traf sie auf keinerlei Widerstand. Gütiger Gott, dachte ich, konnte dieser Priester seine eigene Kapelle noch schlechter sichern?
Der Sonnenaufgang beleuchtete die Buntglasfenster, und Christians Silhouette zeichnete sich dagegen ab: Er saß auf dem Fenstersitz.
„Du bist spät dran ʺ , bemerkte er. „Ich warte schon eine ganze Weile. ʺ
Lissa zog sich einen der klapprigen Stühle heran und wischte den Staub davon ab. „Ich dachte, du säßest noch bei Direktorin Kirova fest. ʺ
Er schüttelte den Kopf. „Das war nichts Besonderes. Für eine Woche suspendiert, mehr nicht. Ist ja nicht besonders schwer, sich aus seinem Zimmer zu schleichen! ʺ
Er redete mit den Händen. „Wie du sehen kannst. ʺ
„Es überrascht mich, dass sie dir nicht mehr aufgebrummt hat. ʺ Ein Sonnenstrahl ließ seine kristallblauen Augen aufleuchten. „Enttäuscht? ʺ
Schockiert blickte sie drein. „Du hast jemanden in Brand gesteckt! ʺ
„Nein, das habe ich nicht. Hast du irgendwelche Brandwunden bei ihm entdeckt? ʺ
„Er war in Flammen gehüllt. ʺ
„Ich hatte sie unter Kontrolle. Ich habe sie von ihm ferngehalten. ʺ Sie seufzte. „Du hättest das nicht tun sollen. ʺ
Bisher hatte er sich auf den Fenstersitz gelümmelt, doch jetzt richtete er sich auf und beugte sich zu ihr vor. „Ich habe es für dich getan. ʺ
„Du hast jemanden für mich angegriffen? ʺ
„Klar. Er ha t dich und Rose schikaniert. Sie hat sich zwar, glaube ich, ganz gut gegen ihn behauptet, aber ich dachte, sie könnte Verstärkung gebrauchen. Außerdem wird sich von jetzt an jeder hüten, noch ein Wort über diese Fuchsgeschichte zu verlieren. ʺ
„Du hättest das nicht tun sollen ʺ , wiederholte sie und wandte den Blick ab. Sie wusste nicht, was sie von dieser „Großzügigkeit ʺ halten sollte. „Und tu nicht so, als war es allein für mich gewesen. Dir hat Spaß gemacht, es zu tun. Zum Teil, weil du
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