Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
Tollwut haben?”
„Ich wüsste nicht, was dagegensprechen sollte. Alle Lebewesen können Tollwut bekommen. Glaube ich jedenfalls.” Er hielt mir die Flurtür auf. „Aber kanadische Gänse sind womöglich schlimmer als Vipern.”
Ich warf ihm einen Seitenblick zu. „Kanadische Gänse sind tödlicher als Vipern?”
„Hast du je versucht, diese kleinen Bastarde zu füttern?”, fragte er in dem vergeblichen Mühen um Ernsthaftigkeit. „Die sind absolut bösartig. Wenn man dich zu Vipern wirft, stirbst du schnell. Aber die Gänse? Das dauert Tage. Mehr Leiden.”
„Wow. Ich weiß nicht, ob ich beeindruckt oder erschrocken darüber sein soll, worüber du dir so Gedanken machst”, bemerkte ich.
„Ich versuche lediglich, kreative Möglichkeiten zu finden, deine Ehre zu rächen, das ist alles.”
„Du schienst mir bloß nie der kreative Typ zu sein, Mase.”
Wir standen direkt vor dem Klassenzimmer, in dem wir die zweite Stunde hatten. Masons Gesichtsausdruck war immer noch unbeschwert und zu Scherzen aufgelegt, aber als er wieder zu sprechen begann, lag ein suggestiver Unterton in seiner Stimme. „Rose, wenn ich in deiner Nähe bin, fallen mir alle möglichen kreativen Dinge ein, die ich tun könnte.”
Ich kicherte noch immer über die Vipern und brach abrupt ab, um ihn überrascht anzusehen. Ich hatte Mason immer nett gefunden, aber mit diesem ernsthaften, rauchigen Ausdruck in den Augen kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass er tatsächlich irgendwie sexy war.
„Oh, sieh dir das an”, lachte er, als ihm auffiel, wie sehr er mich aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. „Rose ist sprachlos. Ashford: 1, Hataway: 0 .”
„ He , ich will dich nicht noch vor der Reise zum Weinen bringen. Es macht keinen Spaß mehr, wenn ich dich bereits gebrochen habe, bevor wir auch nur einen Fuß auf die Hänge gesetzt haben.”
Er lachte, und wir traten in den Raum. Im folgenden Kurs ging es um Leibwächtertheorie, und er fand in einem richtigen Klassenzimmer statt und nicht auf dem Übungsfeld. Es war eine schöne Abwechslung nach all der körperlichen Anstrengung. Heute standen in der Stirnseite drei Wächter, die nicht zum Personal der Schule gehörten. Bestimmt Urlaubsgäste, dachte ich. Inzwischen waren die ersten Eltern mit ihren Wächtern auf dem Campus eingetroffen, um ihre Kinder in den Skiort zu begleiten. Sofort flammte mein Interesse auf.
Einer der Gäste war ein hochgewachsener Mann, der aussah, als sei er ungefähr hundert Jahre alt, könne aber noch immer prächtige Arschtritte austeilen. Der andere Mann war etwa in Dimitris Alter. Er WAR gebräunt und so gut gebaut, dass einige der Mädchen aussahen, als würden sie jeden Moment vor Begeisterung in Ohnmacht fallen.
Der letzte Wächter war eine Frau. Ihr kastanienbraunes Haar war kurz geschnitten und lockig, und ihre braunen Augen waren gegenwärtig ziemlich schmal, weil sie offenkundig nachdachte. Wie ich schon sagte, eine Menge Dhampir-Frauen entscheiden sich dafür, Kinder großzuziehen, statt dem Weg des Wächters zu folgen. Da auch ich eine der wenigen Frauen in diesem Berufszweig war, fand ich es immer aufregend, potenzielle Kolleginnen wie Tamara kennenzulernen.
Nur dass diese Frau nicht Tamara war. Ich kannte sie schon seit Jahren, und sie löste alles andere als Stolz und Aufregung in mir aus.
Stattdessen empfand ich Groll. Groll, Wut und brennende Entrüstung.
Die Frau, die vor der Klasse stand, war meine Mutter.
Ich konnte es nicht glauben. Janine Hathaway. Meine Mutter. Meine wahnsinnig berühmte und auf atemberaubende Weise abwesende Mutter. Sie war kein Arthur Schoenberg, aber sie hatte in der Wächterwelt einen ziemlich glanzvollen Ruf. Ich hatte sie seit Jahren nicht mehr gesehen, weil sie immer in irgendeiner verrückten Mission unterwegs war. Und doch .... in diesem Augenblick war sie in der Akademie - direkt vor mir -, und sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, mich wissen zu lassen, dass sie kommen würde. So viel zum Thema Mutterliebe.
Was zur Hölle tat sie überhaupt hier? Die Antwort kam schnell.
Alle Moroi, die auf dem Campus eingetroffen waren, hatten ihre Wächter im Schlepptau. Meine Mutter beschützte einen Adeligen aus dem Szelsky-Clan, und mehrere Mitglieder dieser Familie waren zum Ferienbeginn hier aufgetaucht. Natürlich hatte sie ihren Schützling begleitet.
Ich glitt auf meinen Stuhl und spürte, wie etwas in mir verschrumpelte . Ich wusste, dass sie mich hatte hereinkommen sehen müssen, aber
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