Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
„Sie denken, ich bin neidisch?”
„Sind Sie es?”, fragte er. Ich hasste es, wenn er meine Fragen mit Gegenfragen beantwortete. „Wenn ja, worum genau beneiden Sie sie?”
Ich sah Dimitri an. „Ich weiß es nicht. Vielleicht um ihren Ruf. Vielleicht bin ich auch eifersüchtig, weil sie mehr Zeit in ihren Ruf investiert hat als in mich. Keine Ahnung.”
„Sie finden nicht, dass das, was sie getan hat, großartig war?”
„Ja. Nein. Ich weiß nicht. Es klang einfach so .... ich weiß nicht .... als würde sie damit angeben. Als hätte sie es um dies Ruhmes willen getan.” Ich verzog das Gesicht. „Wegen der Markierungen.” Molnijas waren Tätowierungen, mit denen Wächter für jeden getöteten Strigoi ausgezeichnet wurden. Jede einzelne sah aus wie ein winziges, aus Blitzen bestehendes X. Sie wurden in unserem Nacken eintätowiert und verrieten die Erfahrung eines Wächters.
„Sie denken, ein Kampf mit Strigoi sei einige Markierungen wert? Ich dachte, Sie hätten aus dem Fall Badica etwas gelernt.”
Ich kam mir dumm vor. „Das ist es nicht, was ich .... ”
„Kommen Sie.”
Ich blieb stehen. „Was?”
Wir waren auf mein Wohnheim zugegangen, aber jetzt deutete er mit einem Kopfnicken auf die entgegengesetzte Seite des Campus. „Ich will Ihnen etwas zeigen.”
„Was denn?”
„Dass nicht alle Markierungen Ehrenabzeichen sind.” Ich hatte keine Ahnung, wovon Dimitri sprach, aber ich folgte ihm gehorsam.
Zu meiner Überraschung führte er mich vom Campus und in den umliegenden Wald. Der Grundbesitz der Akademie erstreckte sich weit ins Umland, und nicht alles davon wurde aktiv für Ausbildungszwecke benutzt. Wir befanden uns in einem entlegenen Teil von Montana, und bisweilen schien es, als halte die Schule die Wildnis ringsum nur mit knapper Not in Schach.
Eine Weile gingen wir schweigend nebeneinander her, durchbrachen mit jedem Schritt knirschend die dicke, glatte Schneedecke. Einige Vögel huschten vorüber und sangen der aufgehenden Sonne ihren Gruß entgegen, aber im Wesentlichen sah ich nur dürre, verschneite Nadelbäume. Ich hatte Mühe, mit Dimitri Schritt zu halten. Dann sah ich etwas Dunkles vor uns.
„Was ist das?”, fragte ich. Bevor er antworten konnte, wurde mir klar, dass es sich um eine kleine Blockhütte handelte. Eine nähere Betrachtung ergab, dass die Stämme der Wände an manchen Stellen stark abgenutzt und verfault zu sein schienen. Das Dach war ein wenig eingesackt.
„Ein alter Wachposten”, sagte er. „Früher haben Wächter am Rand des Campus gelebt und nach Strigoi Ausschau gehalten.”
„Warum tun sie das heute nicht mehr?”
„Wir haben nicht genug Wächter, um die Posten zu besetzen. Außerdem haben die Moroi den Campus mit so viel schützender M a gie belegt, dass die meisten es nicht für nötig halten, zusätzlich Wachen aufzustellen.” Vorausgesetzt, dass nicht irgendwelche Menschen die Wachen pfählten, dachte ich.
Einige kurze Sekunden lang hegte ich die Hoffnung, dass Dimitri mich zu einem romantischen Abenteuer entführen wollte. Dann hörte ich von der anderen Seite der Blockhütte Stimmen. Ein vertrautes Summen floss in meinen Geist. Lissa.
Dimitri und ich folgten den Stimmen und gerieten in eine überraschende Szene. Dort lag ein kleiner, zugefrorener Teich, auf dem Christian und Lissa Schlittschuh liefen. Eine Frau, die ich nicht kannte, war bei ihnen, aber sie hatte mir den Rücken zugewandt. Ich konnte nur eine Welle pechschwarzer Haare ausmachen, die sie umfloss, als sie mit ihren Schlittschuhen anmutig stehen blieb.
Lissa lächelte, als sie mich sah. „Rose!” Christian schaute zu mir hinüber, aber ich gewann den Eindruck, dass er fand, ich störe sie bei ihrem romantischen Augenblick. Lissa bewegte sich unbeholfen auf den Rand des Teiches zu. Sie war keine so geschickte Schlittschuhläuferin.
Ich konnte mich nur voller Verwirrung umsehen - und voller Eifersucht. „Danke, dass ihr mich zu der Party eingeladen habt.”
„Ich dachte, du wärest beschäftigt”, gab Lissa zurück. „Außerdem ist das hier ohnehin ein Geheimnis. Wir dürften gar nicht hier sein.” Das hätte ich ihnen auch sagen können.
Christian glitt neben sie, und die fremde Frau folgte ihm. „Bringst du ungeladene Gäste zu unserer Party, Dimka?”, fragte sie.
Ich fragte mich, mit wem sie sprach, bis ich Dimitri lachen hörte. Das tat er nicht oft, und meine Überraschung verstärkte sich. „Es ist unmöglich, Rose von Orten fernzuhalten, die
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