Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
sich, runzelte die Stirn und sprach dann weiter. „Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich nicht auf diese Weise sterben wollte, nicht ohne mich zur Wehr zu setzen und alles in meiner Macht Stehende zu tun, um mich und diejenigen, die ich liebe, zu schützen. Also habe ich alle möglichen Arten der Selbstverteidigung erlernt. Und nach einer Weile, ähm, passte ich nicht mehr so gut zur High Society hier. Also bin ich nach Minneapolis gezogen und verdiene mir seither meinen Lebensunterhalt, indem ich andere unterrichte.”
Ich bezweifelte nicht, dass in Minneapolis noch andere Moroi lebten - obwohl Gott allein wusste, warum -, aber ich konnte zwischen den Zeilen lesen. Sie war dort hingezogen und hatte die Gesellschaft von Menschen gesucht und sich von anderen Vampiren ferngehalten, wie Lissa und ich es zwei Jahre lang getan hatten. Außerdem begann ich mich zu fragen, ob zwischen den Zeilen noch etwas anderes verborgen sein mochte. Sie hatte gesagt, sie habe „alle möglichen Arten von Selbstverteidigung” erlernt - anscheinend mehr als nur die üblichen Kampfkünste. Entsprechend ihren Vorstellungen von Angriff und Verteidigung vertraten die Moroi die Auffassung, dass Magie nicht als Waffe angewandt werden sollte. Vor langer Zeit war sie auf diese Weise benutzt worden, und einige Moroi taten es im Geheimen heute noch. Christian war, wie ich wusste, einer von ihnen. Plötzlich gewann ich eine Vorstellung davon, wo er sich das vielleicht abgeschaut hatte.
Stille breitete sich aus. Es war schwer, nach einer traurigen Geschichte wie dieser noch irgendetwas zu sagen. Aber Tasha war, so begriff ich, eine jener Frauen, die eine Stimmung stets aufzuhellen vermochten. Ich mochte sie dafür noch mehr, und sie verbrachte den Rest der Zeit damit, uns witzige Anekdoten zu erzählen. Sie war nicht hochmütig wie viele andere Königliche, daher wusste sie eine Menge Klatschgeschichten zum Besten zu geben. Dimitri kannte viele der Personen, von denen sie sprach - mal ehrlich, wie konnte jemand, der so ungesellig war Jeden in der Gesellschaft der Moroi und der Wächter kennen? -, und ergänzte hier und da ein pikantes Detail. Die beiden trieben uns immer wieder in hysterisches Gelächter, bis Tasha schließlich auf ihre Armbanduhr blickte.
„Wo kann ein Mädchen hier am besten einkaufen gehen?”, fragte sie.
Lissa und ich tauschten einen Blick. „Missoula”, sagten wir einstimmig.
Tasha seufzte. „Das sind zwei Stunden von hier, aber wenn ich bald aufbreche, kann ich wahrscheinlich noch einiges erledigen, bevor die Geschäfte schließen. Ich hinke mit meinen Weihnachtseinkäufen hoffnungslos hinterher.”
Ich stöhnte. „Ich könnte morden, um einkaufen zu gehen.”
„Ich auch”, meinte Lissa.
„Vielleicht könnten wir heimlich mitfahren .... ” Ich warf Dimitri einen hoffnungsvollen Blick zu.
„Nein”, sagte er sofort. Nun war es an mir zu seufzen.
Tasha gähnte abermals. „Ich benötige vorher dringend einen Kaffee, damit ich bei der Fahrt nicht einschlafe.”
„Könnte nicht einer Ihrer Wächter für Sie fahren?”
Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe keine.”
„Sie haben keine .... ” Ich runzelte die Stirn, während ich ihre Worte einsinken ließ. „Sie haben keine Wächter?”
„Nein.”
Ich schoss hoch. „Aber das ist nicht möglich! Sie gehören zu einer königlichen Familie. Sie sollten mindestens einen haben. Eigentlich zwei.”
Die Verteilung der Wächter unter den Moroi erfolgte - auf kryptische Weise — durch den Wächterrat. Das System war irgendwie unfair, wenn man die Zuteilung von Wächtern an bestimmte Moroi bedachte.
Wer nicht zu den königlichen Familien gehörte, war im Allgemeinen auf eine Art Lotteriesystem und sein Glück angewiesen. Die Königlichen bekamen immer ihre Wächter, hochrangige Königliche oft sogar mehr als einen. Aber nicht einmal das geringste Mitglied einer königlichen Familie musste ganz auf einen Wächter verzichten.
„Die Ozeras stehen, wenn Wächter zugeteilt werden, nicht gerade ganz oben auf der Liste”, bemerkte Christian verbittert. „Seit .... meine Eltern gestorben sind .... sind Wächter irgendwie Mangelware gewesen.”
Mein Ärger flammte auf. „Aber das ist ungerecht. Sie dürfen dich für das, was deine Eltern getan haben, nicht bestrafen.”
„Es ist keine Strafe, Rose.” Tasha schien nicht annähernd so erzürnt zu sein, wie sie es meiner Meinung nach hätte sein sollen. „Es ist nur eine .... Änderung der
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