Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
aufgespart.”
„Urlaub?” Ich warf ihr einen neugierigen Blick zu. „Haben Sie .... einen Job?”
„Traurigerweise ja”, antwortete Tasha, obwohl sie dabei nicht so klang, als sei sie wirklich sehr traurig darüber. „Ich gebe Kurse in verschiedenen Kampfkünsten.” Ich starrte sie erstaunt an. Meine Überraschung hätte nicht größer sein können, wenn sie gesagt hätte, sie sei Astronautin oder Telefonhellseherin.
Viele Königliche arbeiteten überhaupt nicht, und wenn sie es doch taten, dann gewöhnlich als Investoren, die ihr Familienvermögen vergrößerten. Und diejenigen, die wirklich arbeiteten, beschäftigten sich nur selten mit Kampfkünsten oder anderen körperlich anstrengenden Jobs. Moroi hatten eine Menge großartiger Eigenschaften: außer-ordentliche Sinneswahrnehmungen - Geruch, Sehvermögen und Gehör - und die Macht, Magie zu wirken. Dabei waren sie jedoch hochgewachsen und schlank, wenn auch nicht geradezu schmächtig, mit häufig zartem Knochenbau. Außerdem schwächte es sie, wenn sie sich im Sonnenlicht aufhielten. Das mochte es ihnen nicht unmöglich machen, sich zu Kämpfern zu entwickeln, erschwerte es ihnen aber gewiss. Im Laufe der Zeit waren die Moroi zu der Ansicht gelangt, dass eine gute Verteidigung für sie der beste Angriff war, und die meisten schreckten vor dem Gedanken an körperliche Gewalt zu-rück. Sie versteckten sich an gut geschützten Orten wie der Akademie und verließen sich immer auf stärkere, robustere Dhampire, die sie beschützten.
„Was denkst du, Rose?” Christian schien meine Überraschung überaus erheiternd zu finden. „Denkst du, du könntest sie besiegen?”
„Schwer zu sagen”, antwortete ich.
Tasha grinste mich an. „Du bist zu bescheiden. Ich habe gesehen, wozu ihr in der Lage seid. Ich habe bloß ein Hobby zu meinem Beruf gemacht.”
Dimitri kicherte. „Jetzt bist du zu bescheiden. Du könntest die H älfte der Kurse hier selbst geben.”
„Unwahrscheinlich”, meinte sie. „Es wäre ziemlich peinlich, von einer Horde Teenager verprügelt zu werden.”
„Ich glaube nicht, dass das passieren würde”, sagte er. „Ich meine mich daran zu erinnern, dass du Neil Szelsky einigen Schaden zugefügt hast.”
Tasha verdrehte die Augen. „Dass ich ihm meinen Drink ins Gesicht geschüttet habe, kann man wohl nicht direkt als Schaden bezeichnen - es sei denn, du meinst den Schaden, den sein Anzug dabei genommen hat. Und wir alle wissen ja, wie er sich mit seiner Kleidung anstellt.”
Sie lachten über einen privaten Scherz, an dem wir Übrigen keinen Anteil hatten, aber ich hörte nur mit halbem Ohr zu. Ich war noch immer fasziniert von ihrer Rolle in Bezug auf die Strigoi.
Die Selbstbeherrschung, die ich aufrechtzuerhalten versucht hatte, entglitt mir schließlich doch. „Haben Sie das Kämpfen gelernt, bevor das mit Ihrem Gesicht passiert ist oder danach?”
„Rose!”, zischte Lissa.
Aber Tasha schien meine Frage nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ebenso wenig wie Christian, und er fühlte sich normalerweise sofort unwohl, wenn die Rede auf den Überfall durch seine Eltern kam. Sie betrachtete mich mit einem offenen, nachdenklichen Blick. Der Blick erinnerte mich an den, den ich manchmal von Dimitri bekam, wenn ich etwas Überraschendes tat, das er guthieß.
„Danach”, antwortete sie. Sie senkte den Blick nicht und wirkte auch nicht verlegen, obwohl ich Traurigkeit bei ihr wahrnahm. „Wie viel weißt du?”
Ich schaute zu Christian hinüber. „Nur die wesentlichen Dinge.”
Sie nickte. „Ich wusste .... ich wusste, wozu Lucas und Moira geworden waren, aber vorbereitet war ich trotzdem nicht. Weder geistig noch körperlich noch emotional. Ich denke, wenn ich es noch einmal durchmachen müsste, wäre ich immer noch nicht bereit dafür. Aber nach jener Nacht habe ich mich - im übertragenen Sinne — angesehen und begriffen, wie schutzlos ich war. Ich hatte mein Leben lang in der Erwartung verbracht, dass Wächter mich beschützen und auf mich achtgeben würden.
Was natürlich nicht heißen soll, dass die Wächter dazu nicht in der Lage wären. Wie gesagt, du könntest mich in einem Kampf wahrscheinlich besiegen. Aber sie - Lucas und Moira - haben unsere beiden Wächter überwältigt, bevor wir überhaupt begriffen, was geschehen war. Ich konnte sie daran hindern, Christian mitzunehmen - aber nur mit knapper Not. Wenn die anderen nicht aufgetaucht wären, wäre ich jetzt tot, und er wäre .... ”
Sie unterbrach
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