Vampire Academy 03 ● Schattenträume
hatte.
„Rose.... wir sollten zurückkehren....”, sagte Dimitri bedächtig. Er glaubte also immer noch nicht, dass ich tatsächlich Geister sah.
Aber ich rührte mich nicht. Masons Gesicht sagte mir noch etwas anderes - oder versuchte es jedenfalls. Irgendetwas war hier, etwas Wichtiges, das ich wissen musste. Aber er konnte es nicht vermitteln. „Was?”, fragte ich. „Was ist los?” Ein Ausdruck der Vergeblichkeit legte sich zunehmend über seine Züge. Er deutete hinter mich, dann ließ er die Hand sinken.
„Sag es mir”, rief ich, und meine Frustration war ein Spiegelbild der seinen. Dimitri blickte zwischen mir und Mason hin und her, obwohl Mason für ihn wahrscheinlich nur ein leerer Raum war.
Ich war zu sehr auf Mason fixiert, um mir darüber Sorgen zu machen, was Dimitri vielleicht dachte. Irgendetwas war hier. Etwas Großes. Mason öffnete den Mund und wollte wie schon die vorigen Male etwas sagen, war aber immer noch außerstande, die Worte herauszubringen. Nur dass es ihm diesmal nach mehreren qualvollen Sekunden dann doch gelang. Die Worte waren kaum hörbar. „Sie.... kommen....”
Die ganze Welt war still. Zu dieser Zeit der Nacht gab es keine Vogel oder andere Geräusche, doch es schien noch ruhiger als sonst. Selbst der Wind schwieg jetzt. Mason sah mich flehend an. Die Übelkeit und das Kribbeln verstärkten sich.
Dann wusste ich es. Dann wusste ich Bescheid. „Dimitri”, sagte ich drängend, „es sind Strig .... ”
Zu spät. Dimitri und ich sahen ihn gleichzeitig, aber Dimitri war ihm näher. Bleiches Gesicht. Rote Augen. Der Strigoi rauschte auf uns zu, und ich konnte mir beinahe vorstellen, dass er flog, genauso wie die Vampirlegenden es erzählten. Aber Dimitri war genauso schnell und fast genauso stark. Er hatte seinen Pflock - einen echten, keinen Übungspflock - in der Hand und stellte sich dem Strigoi entgegen. Ich denke, der Strigoi hatte auf das Überraschungsmoment gehofft. Sie rangen miteinander, und einen Moment lang schienen sie in der Zeit zu schweben, einander ebenbürtig. Dann schoss Dimitris Hand vor, und er rammte dem Strigoi den Pflock ins Herz. Die roten Augen weiteten sich vor Überraschung - der Strigoi brach auf dem Boden zusammen.
Dimitri drehte sich zu mir um, um sich davon zu überzeugen, dass es mir gut ging, und tausend unausgesprochene Botschaften gingen zwischen uns hin und her. Er wandte sich ab und spähte durch die Dunkelheit in den Wald hinein. Meine Übelkeit hatte sich verstärkt. Ich verstand nicht, warum, aber erstaunlicherweise konnte ich die Strigoi um uns herum spüren. Das war der Grund für meine Übelkeit.
Dimitri drehte sich wieder zu mir um, und in seinen Augen stand ein Ausdruck, den ich noch nie gesehen hatte. „Rose. Hör zu. Lauf. Lauf so schnell du kannst zurück in dein Wohnheim. Sag den Wächtern Bescheid.”
Ich nickte. Hier gab es keine weiteren Fragen zu stellen.
Er streckte die Hand aus, umfasste meinen Oberarm und sah mich durchbohrend an, um sicherzustellen, dass ich seine nächsten Worte verstand. „Bleib nicht stehen”, sagte er. „Ganz gleich, was du hörst, ganz gleich, was du siehst, bleib nicht stehen. Nicht bevor du die anderen gewarnt hast. Bleib nicht stehen, es sei denn du wirst direkt angegriffen. Verstehst du?”
Ich nickte wieder. Er ließ mich los. „Sag ihnen Buria.” Ich nickte noch einmal. „Lauf.
Ich lief. Ich schaute nicht zurück. Ich fragte nicht, was er tun würde, denn ich wusste es bereits. Er würde so viele Strigoi wie möglich aufhalten, damit ich Hilfe holen konnte. Und einen Moment später hörte ich Ächzen und einen dumpfen Aufprall, der mir sagte, dass er noch einen Strigoi gefunden hatte. Nur einen Herzschlag lang gestattete ich mir, mich um ihn zu sorgen. Wenn er starb, davon war ich überzeugt, würde ich es ebenfalls tun. Aber dann ließ ich den Gedanken los. Ich durfte nicht nur an eine einzige Person denken, nicht wenn Hunderte von Leben von mir abhingen. Es waren Strigoi in unserer Schule. Das war unmöglich. Es konnte nicht passieren.
Meine Füße schlugen hart auf dem Boden auf und spritzten durch Schnee und Schlamm. Um mich herum glaubte ich Stimmen zu hören und Gestalten zu sehen — nicht die Geister vom Flughafen, sondern die Ungeheuer, vor denen ich mich so lange gefürchtet hatte. Aber nichts trat mir in den Weg. Als Dimitri und ich mit unserem gemeinsamen Training begonnen hatten, hatte er mich jeden Tag Runde um Runde laufen lassen. Ich hatte mich beklagt,
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