Vampire Academy 03 ● Schattenträume
konnte ich vielleicht - nur vielleicht - an ihm vorbeikommen. „Ich bin die Einzige, die hier etwas tun will, und wenn das falsch sein sollte, tut es mir leid. Sie wollen ständig, dass ich irgendeine unmögliche, gute Person bin, aber das bin ich nicht! Ich bin kein Heiliger wie Sie.”
„Keiner von uns ist ein Heiliger”, bemerkte er trocken. „Glauben Sie mir, ich will nicht .... ”
Ich machte meinen Zug, sprang auf und stieß ihn beiseite. Er musste mich loslassen, aber weit kam ich nicht. Ich hatte mich kaum zwei Schritte vom Bett entfernt, als er mich erneut packte und festhielt, wobei er diesmal das volle Gewicht seines Körpers benutzte, um mich unbeweglich zu machen. Irgendwie wusste ich, dass mir die Aussichtslosigkeit dieses Fluchtplanes hätte bewusst sein müssen, aber ich konnte nicht klar denken.
„Lassen Sie mich los!”, brüllte ich zum hundertsten Mal in dieser Nacht und versuchte, meine Hände zu befreien.
„Nein”, sagte er. Seine Stimme klang hart und beinahe verzweifelt. „Nicht bevor Sie sich davon freimachen. Das sind nicht Sie!”
In meinen Augen standen heiße Tränen. „Doch, das bin ich! Lassen Sie mich los!”
„Nein, das sind nicht Sie! Das sind nicht Sie.” In seiner Stimme lag Qual.
„Sie irren sich! Das bin....”
Meine Worte verloren sich plötzlich. Das sind nicht Sie. Es war doch das Gleiche, was ich zu Lissa gesagt hatte, als ich voller Entsetzen beobachtet hatte, wie sie ihre Magie benutzte, um Jesse zu foltern. Ich hatte dagestanden, außerstande zu glauben, was sie tat. Ihr war nicht bewusst gewesen, dass sie die Kontrolle verloren hatte und im Begriff stand, zu einem Ungeheuer zu werden. Und als ich jetzt in Dimitris Augen schaute und seine Panik und Liebe sah, begriff ich, dass mir jetzt das Gleiche widerfuhr. Ich war in dem gleichen Zustand wie sie zuvor, so geblendet von irrationalen Gefühlen, dass ich mir meiner eigenen Taten nicht einmal bewusst war. Es machte den Eindruck, als würde ich von etwas anderem kontrolliert werden.
Ich versuchte es abzuwehren, wollte die Gefühle abschütteln, die in mir brannten. Sie waren zu stark. Ich schaffte es nicht. Ich konnte sie nicht loslassen. Sie würden die volle Kontrolle über mich bekommen, geradeso wie es bei Anna und Ms Karp geschehen war.
„Rose”, sagte Dimitri. Es war nur mein Name, aber dieses eine Wort war so mächtig, gefüllt mit so viel Gefühl. Dimitri hatte solch ein absolutes Zutrauen zu mir, Zutrauen in meine Stärke und Güte.
Und er besaß ebenfalls Stärke, eine Stärke, die er mir ohne Bedenken lieh, wenn ich sie brauchte. Das konnte ich erkennen. Deirdre hatte vielleicht nicht ganz so falsch gelegen, dass ich Lissa insgeheim grollte, aber was Dimitri betraf, so befand sie sich ganz eindeutig auf dem Holzweg. Was uns verband, war Liebe. Wir waren wie zwei Hälften eines Ganzen, immer bereit, den anderen zu unterstützen. Keiner von uns war perfekt, aber das spielte keine Rolle. Mit ihm konnte ich diesen Zorn, der mich erfüllte, besiegen. Er glaubte, dass ich stärker war als der Zorn. Und ich war es tatsächlich.
Langsam, sehr langsam spürte ich, wie die Dunkelheit verebbte. Ich hörte auf, mich gegen ihn zu wehren. Mein Körper zitterte, aber inzwischen nicht mehr vor Zorn. Es war Furcht. Dimitri erkannte die Veränderung sofort und ließ mich los. „Oh mein Gott”, sagte ich mit bebender Stimme.
Er umfasste mein Gesicht mit den Händen, und seine Finger lagen leicht auf meinen Wangen. „Rose”, flüsterte er. „Geht es dir gut?”
Ich schluckte weitere Tränen herunter. „Ich.... ich denke, ja. Für den Augenblick.”
„Es ist vorbei”, sagte er. Er berührte mich noch immer, diesmal strich er mir das Haar aus dem Gesicht. „Es ist vorbei. Alles ist gut.”
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, das ist es nicht. Sie.... Sie verstehen nicht. Es ist wahr - alles, was mir Sorgen gemacht hat. Anna? Dass ich den Wahnsinn übernehme? Es geschieht, Dimitri. Lissa hat da draußen bei Jesse den Verstand verloren. Sie war außer Kontrolle, aber ich habe sie aufhalten können, weil ich ihr ihren Zorn abgenommen und ihn in mich hineingezogen habe. Und es ist - es ist furchtbar. Es ist so, als sei ich, keine Ahnung, eine Marionette. Ich habe keine Kontrolle über mich.”
„Sie sind stark”, erwiderte er. „Es wird nicht noch einmal geschehen.”
„Oh doch”, sagte ich. Ich konnte hören, dass meine Stimme brach, als ich mich mühte, mich aufrecht hinzusetzen. „Es wird
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