Vampire Academy 03 ● Schattenträume
Stockwerke. Die meisten waren verängstigt, was vollkommen verständlich war. Einige wenige von ihnen - vor allem die Älteren - sahen so aus, wie ich mich fühlte. Sie wollten etwas tun, irgendetwas, um zu helfen. Und ich wusste, dass sie, auch wenn sie ihren Abschluss erst in einem Jahr machen würden, trotzdem auf ihre Weise sehr gefährlich waren. Ich nahm zwei von ihnen beiseite.
„Sorgt dafür, dass sie nicht in Panik geraten”, sagte ich mit leiser Stimme. „Und bleibt wachsam. Wenn den älteren Wächtern etwas zustößt, liegt die Sache in euren Händen.”
Ihre Gesichter waren ernst, und sie beantworteten meine Anweisungen mit einem Nicken. Sie verstanden genau. Es gab einige Novizen, wie Dean, die die Ernsthaftigkeit unseres Lebens nicht immer begriffen. Aber die meisten taten es. Wir wurden schnell erwachsen.
Ich ging in den ersten Stock, weil ich überlegte, dass ich dort am nützlichsten sein würde. Wenn irgendwelche Strigoi ins Erdgeschoss gelangten, war dies das nächste logische Ziel. Ich zeigte den diensthabenden Wächtern meinen Pflock und berichtete ihnen, was Alberta gesagt hatte. Sie respektierten ihre Wünsche, aber ich konnte erkennen, dass sie mich nicht allzu sehr mit einbeziehen wollten. Sie schickten mich in einen Flügel mit nur einem einzigen kleinen Fenster. Es passte wahrscheinlich nur jemand hindurch, der so groß wie ich oder noch kleiner war, und ich wusste, dass es praktisch unmöglich war, an der Fassade zu diesem Fenster hinaufzuklettern.
Aber ich patrouillierte den Flügel dennoch ab, in dem verzweifelten Wunsch zu erfahren, was hier vorging. Wie viele Strigoi waren da draußen? Wo waren sie? Dann begriff ich, dass ich eine gute Möglichkeit hatte, es herauszufinden. Während ich das Fenster so gut wie möglich im Auge behielt, klärte ich meinen Geist und schlüpfte in Lissas Kopf.
Lissa war mit einer Gruppe anderer Moroi ebenfalls im obersten Stockwerk ihres Wohnheims. Die Sicherheitsmaßnahmen für einen solchen Fall waren zweifellos auf dem ganzen Campus die gleichen.
Diese Gruppe war ein wenig angespannter als meine, was wahrscheinlich an der Tatsache lag, dass die Novizen, die im Augenblick bei mir waren, trotz ihres Mangels an Erfahrung eine gewisse Vorstellung davon hatten, wie man gegen Strigoi kämpfte. Die Moroi hatten keine Ahnung davon, trotz der beharrlichen politischen Gruppen, die sich unter ihnen befanden und irgendeine Art von Training durchsetzen wollten. Die Logistik eines solchen Trainings war noch immer Gegenstand der Überlegungen.
Eddie war in Lissas Nähe. Er wirkte so grimmig und so stark - als könnte er es eigenhändig mit jedem Strigoi auf dem Campus aufnehmen. Ich war so froh, dass man ihr ausgerechnet ihn zugeteilt hatte.
Da ich jetzt zur Gänze in ihrem Geist war, bekam ich die volle Wucht ihrer Gefühle mit. Jesses Folter wirkte nun, verglichen mit einem Strigoi-Angriff, bedeutungslos. Wenig überraschend war, dass sie furchtbare Angst hatte. Aber der größte Teil ihrer Angst galt nicht ihr selbst. Er galt mir und Christian.
„Rose geht es gut”, erklang eine Stimme in der Nähe. Lissa blickte zu Adrian hinüber. Er war offenbar im Wohnheim gewesen und nicht in den Gästequartieren. Jetzt trug er seine übliche träge Miene zur Schau, aber ich konnte hinter seinen grünen Augen doch auch Furcht sehen. „Sie kann es mit jedem Strigoi aufnehmen. Außerdem hat Christian dir gesagt, dass sie mit Belikov zusammen war. Sie ist wahrscheinlich sicherer als wir.”
Lissa nickte, denn sie wünschte sich verzweifelt, das zu glauben. „Aber Christian....”
Adrian wandte plötzlich trotz all seiner gespielten Tapferkeit den Blick ab. Er wollte ihr nicht in die Augen sehen oder ihr Trost zusprechen. Ich brauchte die Erklärung gar nicht zu hören, weil ich sie in Lissas Gedanken las. Sie und Christian hatten sich allein treffen und darüber reden wollen, was ihr im Wald widerfahren war. Sie hatten sich hinausschleichen und in seiner „Höhle” auf dem Dachboden der Kapelle treffen wollen. Lissa war nicht schnell genug gewesen und kurz vor dem Angriff von der Sperrstunde überrascht worden, was bedeutete, dass sie im Wohnheim hatte bleiben müssen, während Christian nun dort draußen war.
Es war Eddie, der Worte des Trostes sprach. „Wenn er in der Kapelle ist, geht es ihm gut. Dort ist er sicherer als wir alle.” Strigoi konnten geweihten Boden nicht betreten.
„Es sei denn sie brennen sie nieder”, wandte Lissa ein. „Das haben
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