Vampire Academy 03 ● Schattenträume
Schule war von solchen Schutzzaubern massenhaft umgeben. Da auch Pflöcke mit der Magie aller vier Elemente durchtränkt waren, löschte man die Schutzwirkung, wenn man einen Pflock durch eine Schutzzauberlinie in der Erde trieb. Dies war nie ein besonderer Grund zur Sorge gewesen, weil Strigoi Pflöcke nicht berühren konnten. Bei einigen der jüngeren Angriffe hatten jedoch Menschen - die Pflöcke sehr wohl berühren konnten - Strigoi gedient und einige Zauber gebrochen. Wir glaubten, dass die Strigoi, die ich getötet hatte, die Rädelsführer dieser Gruppe gewesen waren. Aber mit Sicherheit wussten wir es immer noch nicht.
Alice musterte mich mit ihren trüben Augen eingehend, beinahe als wüsste sie, was ich dachte. „Nirgendwo ist man sicher. Zauber verblassen. Wächter sterben.” Ich blickte zu Christian hinüber, der die Achseln zuckte, als wolle er sagen: Was hast du von ihr erwartet?
„Wenn ihr mit eurem Frauengespräch fertig seid, kann ich dann jetzt mal trinken?”, fragte er. Alice war mehr als glücklich, ihm diesen Wunsch zu erfüllen; er war an diesem Tag ihr erster Moroi. Schon bald vergaß sie Zauber und alles andere und verlor sich einfach in der Ekstase seines Bisses.
Auch ich vergaß die Zauber. Tatsächlich beschäftigte mich nur eine einzige Frage: War Mason real gewesen oder nicht? Abgesehen von der beängstigenden Erklärung des Priesters musste ich zugeben, dass Masons Besuche nicht bedrohlich, sondern nur erschreckend gewirkt hatten. Wenn er es auf mich abgesehen hatte, machte er seine Sache irgendwie ziemlich halbherzig. So langsam neigte ich wieder mehr zu der Stress- und Müdigkeitstheorie.
„Jetzt ist es Zeit für mich zu essen”, erklärte ich, als sich Christian sattgetrunken hatte. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich jetzt Schinken riechen konnte. Das würde Christian wahrscheinlich glücklich machen. Er konnte ihn um seinen Pfannkuchen wickeln. Wir hatten den Raum kaum verlassen, als Lissa auf uns zugelaufen kam, Eddie im Schlepptau. Ihr Gesicht leuchtete vor Aufregung, obwohl die Gefühle, die durch das Band kamen, nicht gerade glückliche waren.
„Habt ihr es gehört?”, fragte sie ein wenig atemlos.
„Was sollen wir gehört haben?”, fragte ich.
„Ihr müsst euch beeilen und eure Sachen packen. Wir fahren zu Victors Verhandlung. Jetzt gleich.”
E s hatte vorher keinerlei Ankündigung gegeben, wann Victors Verhandlung stattfinden werde, geschweige denn, dass offenbar beschlossen worden war, dass wir daran teilnehmen durften. Christian und ich tauschten einen kurzen, verblüfften Blick und machten uns dann schleunigst auf den Weg zu seinem Zimmer, um unsere Sachen zu holen.
Das Packen war ein Kinderspiel. Meine Tasche war bereits reise-fertig, und Christian brauchte nur eine Minute, um die seine zu füllen. In weniger als einer halben Stunde waren wir draußen auf der Landebahn der Akademie. Zwei Privatjets standen dort bereit, einer davon war vollgetankt und startbereit. Einige Moroi wieselten herum und trafen die letzten Vorbereitungen für den Start am Flugzeug und auf der Landebahn.
Niemand schien zu wissen, was los war. Man hatte Lissa lediglich mitgeteilt, dass sie, Christian und ich aussagen sollten und Eddie mitkommen könne, um sein Praktikum fortzusetzen. Es hatte keine Erklärung gegeben, warum die Dinge sich geändert hatten. Eine seltsam knisternde Mischung aus Eifer und Furcht erfüllte uns. Wir alle wollten Victor für immer eingesperrt sehen, aber jetzt, da wir tatsächlich mit der Realität der Verhandlung konfrontiert waren und wussten, dass wir ihn sehen würden - nun, da war es irgendwie beängstigend.
Einige Wächter standen in der Nähe der Treppe, die zum Flugzeug hinaufführte. Ich erkannte in ihnen diejenigen, die bei der Gefangennahme von Victor geholfen hatten. Sie flogen wahrscheinlich in zweifacher Mission; einmal sollten sie als Zeugen dienen, zum anderen sollten sie uns beschützen. Dimitri stand ein wenig abseits, und ich eilte auf ihn zu.
„Es tut mir leid”, stieß ich hervor. „Es tut mir so leid.”
Er wandte sich mir zu, dabei trug er diese Maske perfekter Neutralität zur Schau, auf die er sich so gut verstand. „Was tut Ihnen leid?”
„All die grässlichen Dinge, die ich gestern gesagt habe. Sie haben es geschafft - Sie haben es wirklich geschafft. Sie haben sie dazu gebracht, uns hingehen zu lassen.” Trotz meiner Nervosität angesichts der bevorstehenden Begegnung mit Victor war ich voller Jubel. Dimitri
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