Vampire Academy 03 ● Schattenträume
hatte sich Gehör verschafft.
Ich hatte die ganze Zeit über gewusst, dass ich ihm wirklich etwas bedeutete - dies bewies es nur wieder. Wenn nicht so viele Leute in der Nähe gewesen wären, hätte ich ihn umarmt. Dimitris Gesicht veränderte sich nicht. „Das war ich gar nicht, Rose. Ich hatte nichts damit zu tun.”
Alberta gab das Zeichen, dass wir an Bord gehen konnten, und er wandte sich ab, um sich zu den anderen zu gesellen. Einen Augenblick lang stand ich wie erstarrt da, beobachtete ihn und versuchte, mir zusammenzureimen, was geschehen war. Wenn er nicht eingegriffen hatte, warum flogen wir denn dann hin? Lissas diplomatische Bemühungen waren vor einiger Zeit abschlägig beschieden worden. Warum also der Gesinnungswandel?
Meine Freunde waren bereits an Bord, also beeilte ich mich, zu ihnen zu kommen. Sobald ich in die Kabine trat, rief jemand nach mir.
„Kleiner Dhampir! Wurde auch Zeit, dass du auftauchst.”
Ich blickte mich um und sah Adrian winken, einen Drink in der Hand. Klasse. Wir hatten betteln und flehen müssen, um mitgenommen zu werden, doch Adrian hatte sich irgendwie einfach reingeschmuggelt. Lissa und Christian saßen nebeneinander, daher gesellte ich mich zu Eddie, in der Hoffnung, mich von Adrian fernhalten zu können. Eddie überließ mir den Fensterplatz. Adrian zog jedoch auf den Sitz vor uns um und hätte ebenso gut in unserer Reihe sitzen können, so oft drehte er sich um, um mit mir zu reden. Sein Geplauder und sein unverschämtes Flirten ließen vermuten, dass er schon eine Zeit lang, bevor wir Übrigen an Bord gekommen waren, diversen Cocktails zugesprochen hatte. Sobald wir in der Luft waren, wünschte ich mir irgendwie, ich hätte selbst einige Cocktails intus.
Fast sofort nach dem Start machten sich bösartige Kopfschmerzen bemerkbar, und mir drängte sich die Vorstellung auf, sie am besten mit Wodka zu betäuben.
„Wir werden am Hof sein”, sagte Adrian. „Bist du deswegen nicht aufgeregt?”
Ich schloss die Augen und rieb mir die Schläfen. „Wegen welchen Hofes? Des königlichen oder des Gerichtshofes?”
„Wegen des königlichen. Hast du ein Kleid mitgenommen?”
„Das hat mir niemand gesagt.”
„Also.... ist das ein Nein.”
„ Ja “
„Ja? Ich dachte, du meintest: Nein.”
Ich öffnete ein Auge und funkelte ihn an. „Ich meinte tatsächlich Nein, und du weißt das. Nein, ich habe kein Kleid mitgenommen.”
„Wir werden dir eins besorgen”, erklärte er hochtrabend.
„Du wirst mit mir einkaufen gehen? Ich glaube allerdings, man wird dich kaum für eine angemessene Anstandsdame halten.”
„Einkaufen? Ach was! Es gibt dort Schneider. Wir werden dir etwas Maßgeschneidertes machen lassen.”
„So lange bleiben wir nicht. Und brauche ich für das, was wir dort tun, wirklich ein Kleid?”
„Nein, ich würde dich nur gern mal in einem sehen.”
Ich seufzte und lehnte den Kopf ans Fenster. Der Schmerz in meinem Schädel pulsierte noch immer. Es war so, als übe die Luft einen Druck auf meinen Kopf aus. Etwas blitzte in meinen Augenwinkeln auf, und ich drehte mich überrascht um. Aber draußen vor dem Fenster waren nur Sterne.
„Etwas Schwarzes”, fuhr er fort. „Satin, denke ich.... vielleicht mit Spitzenbesatz. Magst du Spitze? Manche Frauen denken, sie juckt.”
„Adrian.” Es war wie ein Hammer, ein Hammer innerhalb und außerhalb meines Kopfes.
„Aber du könntest dir auch einen schönen Samtbesatz machen lassen. Der würde nicht jucken.”
„Adrian.” Sogar meine Augenhöhlen schienen zu schmerzen.
„Und dann einen Schlitz an der Seite, um zu zeigen, was für groß-
artige Beine du hast. Er könnte fast bis zur Hüfte reichen und so eine niedliche kleine Schleife haben....”
,,Adrian!” Irgendetwas in mir platzte. „Verdammt noch mal, würdest du bitte für fünf Sekunden den Mund halten?”, schrie ich so laut, dass mich wahrscheinlich sogar der Pilot hörte. Adrian hatte diesen seltenen Ausdruck des Erstaunens auf dem Gesicht.
Alberta, die auf der anderen Seite des Ganges saß, schoss auf ihrem Platz hoch. „Rose”, rief sie. „Was ist los?”
Ich knirschte mit den Zähnen und rieb mir die Stirn. „Ich habe die beschissensten Kopfschmerzen auf der Welt, und er will einfach nicht den Mund halten.” Erst mehrere Sekunden später wurde mir überhaupt bewusst, dass ich vor einer Lehrerin geflucht hatte. An der anderen Seite meines Gesichtsfeldes glaubte ich, wiederum etwas gesehen zu haben - einen anderen
Weitere Kostenlose Bücher