Vampire Academy 03 ● Schattenträume
mitzukommen.”
„Rose, bitte, machen Sie nicht eine so große Sache daraus.”
„Es ist eine große Sache!”, zischte ich. „Und Sie scheinen es nicht zu begreifen.”
„Ich begreife es sehr wohl. Denken Sie wirklich, ich würde Victor auf freiem Fuß sehen wollen? Denken Sie, ich will, dass wir alle erneut in Gefahr geraten?” Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass er in meiner Anwesenheit die Kontrolle zu verlieren drohte. „Aber ich habe es Ihnen gesagt: Ich habe alles getan, was ich tun kann. Ich bin nicht wie Sie - ich kann keine Szene machen, wenn die Dinge nicht so laufen, wie ich es will.”
„Das tue ich auch nicht.”
„Sie machen gerade jetzt eine Szene.” Er hatte recht. Ein Teil von mir wusste, dass ich eine Grenze überschritten hatte.... aber wie immer in letzter Zeit konnte ich nicht aufhören zu reden.
„Warum haben Sie mir heute überhaupt geholfen?”, verlangte ich zu erfahren. „Warum sind Sie hier?”
„Ist das so merkwürdig?”, fragte er zurück. Er wirkte beinahe gekränkt.
„Ja. Ich meine, versuchen Sie, mir nachzuspionieren? Herauszufinden, warum ich meine Sache neulich verbockt habe? Um sich davon zu überzeugen, dass ich mich nicht in Schwierigkeiten bringe?”
Er musterte mich und strich sich das Haar aus den Augen. „Warum muss ich Hintergedanken gehabt haben?”
Ich hätte gern hundert verschiedene Dinge herausgesprudelt. Zum Beispiel, dass es, wenn er keine Hintergedanken hatte, bedeutete, dass er einfach Zeit mit mir verbringen wollte. Doch das ergab keinen Sinn, weil wir beide wussten, dass wir nur eine Lehrer-Schüler-Beziehung haben durften. Gerade er sollte das wissen. Er war derjenige, der es mir gesagt hatte. „Weil jeder irgendwelche Gründe hat.”
„Ja. Aber es sind nicht immer die Gründe, die Sie vermuten.” Er drückte die Tür auf. „Wir sehen uns später.” Ich sah ihm nach, meine Gefühle waren ein Durcheinander aus Verwirrung und Wut. Wenn die Situation nicht zu seltsam gewesen wäre, hätte ich beinahe gesagt, es fühlte sich so an, als hätten wir soeben ein Date gehabt.
Am nächsten Tag war ich wieder als Christians Wächter in der Pflicht. Einmal mehr hieß es, das eigene L eben für das des Beschützten zu rückzustellen.
„Wie war deine Buße?”, fragte er, während wir von seinem Wohnheim aus über den Campus gingen.
Ich unterdrückte ein Gähnen. In der vergangenen Nacht hatte ich nicht gut schlafen können, sowohl wegen meiner Gefühle für Dimitri als auch wegen der Dinge, die Father Andrew mir erzählt hatte. Nichtsdestoweniger war ich absolut wachsam. Dies war die Stelle, an der Stan uns schon zweimal angegriffen hatte, zudem schienen mir die Wächter krank und verkorkst genug zu sein, um mich an einem Tag anzugreifen, an dem ich so erschöpft war.
„Ganz okay. Der Priester hat uns früh gehen lassen.”
„Uns?”
„Dimitri hat mir geholfen. Ich denke, er hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich diese Arbeit tun musste.”
„Entweder das, oder er hat jetzt, da er dir keine zusätzlichen Stunden gibt, nichts anderes zu tun.”
„Mag sein, aber ich bezweifle es. Alles in allem schätze ich, es war kein allzu schlechter Tag.” Es sei denn man hielt es für schlecht, etwas über boshafte Geister zu erfahren.
„Ich hatte einen ganz wunderbaren Tag”, bemerkte Christian mit einer winzigen Spur Selbstgefälligkeit in der Stimme.
Ich unterdrückte den Drang, die Augen zu verdrehen. „Ja, ich weiß.”
Er und Lissa hatten ihren wächterlosen Tag ausgenutzt, um einander auszukosten. Wahrscheinlich sollte ich froh darüber sein, dass sie sich zurückgehalten hatten, bis Eddie und ich nicht in der Nähe waren, aber in vieler Hinsicht spielte es auch keine Rolle. Nun gut, wenn ich wach war, konnte ich die Einzelheiten ausblenden, aber ich wusste trotzdem, was vorging. Ein wenig von der Eifersucht und dem Ärger, die ich beim letzten Mal verspürt hatte, als sie zusammen gewesen waren, kehrte zurück. Es war wieder das gleiche Problem: Lissa tat all die Dinge, die ich nicht tun konnte.
Ich brannte darauf, zum Frühstück zu gehen. Ich konnte Pfannkuchen und heißen Ahornsirup riechen. Kalorien, die in noch mehr Kalorien gewickelt waren. Lecker. Aber Christian wollte Blut, bevor wir feste Nahrung zu uns nahmen, und seine Bedürfnisse kamen vor den meinen. Sie kommen zuerst. Offenbar hatte er gestern seine tägliche Blutdosis ausgelassen - wahrscheinlich um aus seiner romantischen Episode das meiste
Weitere Kostenlose Bücher