Vampire Academy 03 ● Schattenträume
mit steinerner Miene geradeaus und weigerte mich, seinen Einwand zur Kenntnis zu nehmen. „Sie sollten uns trotzdem hingehen lassen. Oder....”, ich holte tief Luft,,, .... Sie sollten zumindest Lissa hingehen lassen.”
Es fiel mir schwerer, diese Worte zu sagen, als das hätte der Fall sein dürfen. Aber es war etwas, über das ich nachgedacht hatte. Ich glaubte nicht, dass ich ruhmsüchtig war, wie Stan unterstellt hatte, aber in gewisser Weise hatte ich den Drang, mich in jeden Kampf zu werfen.
Ich wollte vorpreschen, wollte tun, was richtig war, und anderen helfen. Ebenso wollte ich bei Victors Verhandlung dabei sein. Ich wollte ihm in die Augen sehen und sicherstellen, dass er bestraft wurde.
Aber je mehr Zeit verging, umso unwahrscheinlicher erschien es, dass das auch geschehen würde. Sie würden uns wirklich nicht hingehen lassen. Aber vielleicht, vielleicht würden sie eine von uns hingehen lassen, und wenn irgendjemand dabei sein sollte, dann war es Lissa. Sie war die Zielscheibe von Victors Plan gewesen, und auch wenn es Nachteile für mich hatte, wenn sie allein hinging - es rührte diesen nervösen Gedanken in mir auf, dass sie mich vielleicht doch nicht brauchte, um sie zu bewachen -, ich würde das Risiko trotz allem lieber eingehen und dafür sorgen, dass er hinter Schloss und Riegel kam.
Dimitri, der mein Bedürfnis verstand, aktiv zu werden, schien von meinem ungewöhnlichen Benehmen überrascht zu sein. „Sie haben recht - sie sollte dort sein, aber andererseits kann ich in dieser Angelegenheit nichts unternehmen. Sie denken immer noch, ich hätte das in der Hand, aber das ist nicht wahr.”
„Aber haben Sie wirklich alles getan, was Sie tun konnten?” Ich dachte an Adrians Worte in dem Traum, dass Dimitri hätte mehr tun können. „Sie haben doch eine Menge Einfluss. Es muss einfach etwas geben. Irgendetwas.”
„Nicht so viel Einfluss, wie Sie denken. Ich bekleide hier an der Akademie eine hohe Position, aber im Rest der Wächterwelt bin ich noch ziemlich jung. Und - das ist wahr: Ich habe mich für Sie eingesetzt.”
„Vielleicht hätten Sie sich mit mehr Nachdruck einsetzen sollen.”
Ich konnte spüren, dass er nun dichtmachte. Er war bereit, über die meisten Dinge vernünftig zu diskutieren, ermutigte mich jedoch nicht, wenn ich zickig wurde. Also versuchte ich, vernünftiger zu sein. „Victor weiß über uns Bescheid”, erklärte ich. „Er könnte etwas sagen.”
„Victor hat in dieser Verhandlung wichtigere Sorgen als uns.”
„Ja, aber Sie kennen ihn doch. Er benimmt sich nicht gerade wie eine normale Person. Wenn er das Gefühl hat, alle Hoffnung auf einen Freispruch verloren zu haben, könnte er beschließen, uns zu verraten - allein aus Rachsucht.”
Ich war nie imstande gewesen, Lissa meine Beziehung zu Dimitri zu beichten - unser schlimmster Feind aber wusste davon. Das war noch merkwürdiger als der Umstand, dass Adrian es wusste. Victor hatte es sich zusammengereimt, indem er uns beobachtet und Daten gesammelt hatte. Ich schätze, ein so intriganter Schurke war ziemlich geschickt in solchen Dingen. Er hatte sein Wissen jedoch nie publik gemacht. Stattdessen hatte er es mit dem Lustzauber, den er aus Erdmagie gewirkt hatte, gegen uns verwendet. Ein solcher Zauber funktionierte nicht, wenn die beiden Personen sich nicht bereits zueinander hingezogen fühlten. Der Zauber heizte die Dinge lediglich an. Dimitri und ich waren praktisch übereinander hergefallen und nur einen Herzschlag davon entfernt gewesen, miteinander zu schlafen.
Es war eine recht kluge Vorgehensweise von Victor gewesen, uns abzulenken, ohne Gewalt anzuwenden. Wenn jemand versucht hätte, uns anzugreifen, hätten wir dem Betreffenden einen guten Kampf geliefert. Aber uns aufeinander loszulassen? Dagegen anzukämpfen, m achte uns Mühe.
Dimitri schwieg einige Sekunden lang. Ich wusste, er wusste, dass ich nicht unrecht hatte. „Dann werden wir damit umgehen müssen, so gut wir können”, sagte er schließlich. „Aber wenn Victor es verraten will, wird er es tun, ganz gleich, ob Sie aussagen oder nicht.”
Ich weigerte mich, noch etwas anderes zu sagen, bis wir die Kirche erreichten. Dort angekommen, eröffnete uns Father Andrew, dass er noch einige weitere Dinge durchgesehen und befunden habe, dass noch eine weitere Kiste zu Ms Davis gebracht werden musste. „Das werde ich tun”, erklärte ich Dimitri schroff, sobald der Priester außer Hörweite war. „Sie brauchen nicht
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