Vampire Academy 04
Strigoi zu töten. Außerdem wäre es das Klügste und Sicherste gewesen. Die Gelegenheit war so günstig, und ich hatte meinen Pflock schon in der Hand. Falls mein verrückter Verhörplan scheiterte, würde ich mich für den Tod der anderen verantworten müssen.
Wie auf Kommando griffen Artur und ich wieder an. „Helft uns!“, brüllte ich.
Tamara warf sich frontal gegen den Strigoi und landete prompt einen Treffer in der Magengegend. Als ich schon spürte, dass er anfing, uns abzuschütteln, war auch Denis wieder mit dabei. Zu viert rangen wir den Strigoi nieder, bis er rücklings auf dem Pflaster lag. Doch das Schlimmste stand uns noch bevor. Ihn am Boden zu halten, war nämlich gar nicht so leicht. Mit unfassbarer Kraft warf er sich hin und her, seine Arme und Beine wanden sich wie wild. Ich zog mich an ihm hoch und wollte seinen Oberkörper mit meinem Gewicht niederdrücken, während die anderen seine Beine festhielten. Ein weiteres Paar Hände packte mit an, und als ich aufblickte, sah ich Lew. Seine Lippen bluteten, doch seine Miene war entschlossen.
Der Strigoi hörte nicht auf, sich zu wehren, aber ich vertraute einfach darauf, dass er sich nicht allzu schnell würde befreien können, nicht solange wir ihn zu fünft festhielten. Also rückte ich weiter vor und drückte ihm die Spitze meines Pflocks an den Hals. Das ließ ihn kurz innehalten, doch schon bald nahm er seine Gegenwehr wieder auf. Ich beugte mich über sein Gesicht.
„Kennst du Dimitri Belikov?“, fragte ich.
Er rief etwas Unverständliches, das nicht besonders freundlich klang. Ich drückte den Pflock fester in seine Haut und ritzte einen langen Schnitt über seine Kehle. Er schrie vor Schmerz, aus seinen Augen funkelte pure Bosheit, während er auf Russisch weiterfluchte.
„Übersetzen“, verlangte ich, wobei es mir egal war, wer es tat. „Was ich gesagt habe.“
Einen Moment später sagte Denis etwas auf Russisch, und da ich Dimitris Namen hörte, handelte es sich vermutlich um meine Frage. Der Strigoi knurrte eine Antwort, und Denis schüttelte den Kopf. „Er sagt, er würde keine Spielchen mit uns spielen.“
Ich nahm den Pflock und schlitzte dem Strigoi das Gesicht auf, wobei ich die Schnittwunde, die Denis ihm bereits zugefügt hatte, noch etwas vertiefte. Wieder schrie der Strigoi auf, und ich betete, dass der Sicherheitsdienst des Klubs ihn nicht hören konnte. Ich schenkte ihm ein hämisches Grinsen, das seiner Bösartigkeit in nichts nachstand.
„Sag ihm, wir werden so lange unsere Spielchen mit ihm treiben, bis er redet. So oder so, er wird heute Nacht sterben. Es liegt an ihm, ob schnell oder langsam.“
Ich konnte kaum glauben, dass diese Worte wirklich aus meinem Mund gekommen waren. Sie waren so hart … so, nun ja, grausam. Nie im Leben hatte ich damit gerechnet, irgendwann tatsächlich jemanden zu foltern, nicht einmal einen Strigoi. Der Strigoi quittierte Denis’ Übersetzung abermals mit einer trotzigen Antwort, also bearbeitete ich ihn weiter mit dem Pflock und fügte ihm Schnittwunden zu, die jeden Menschen, jeden Moroi oder jeden Dhampir getötet hätten.
Zu guter Letzt stieß er eine Abfolge von Worten hervor, die anders klangen als seine bisherigen Beleidigungen. Denis übersetzte sofort. „Er sagt, er habe niemals von jemandem mit diesem Namen gehört und dass er, wenn Dimitri ein Freund von dir sei, dafür sorgen würde, ihm einen langsamen und qualvollen Tod zu bereiten.“
Über die letzte Bemühung des Strigoi, uns herauszufordern, musste ich beinahe lächeln. Das Problem bei meiner Strategie war, dass der Strigoi lügen konnte. Da konnte ich mir unmöglich sicher sein. Doch etwas in seiner Antwort ließ mich glauben, dass er die Wahrheit sagte. Seinen Worten nach zu urteilen, dachte er, ich spräche von einem Menschen oder einem Dhampir, nicht von einem Strigoi.
„Dann ist er nutzlos“, erklärte ich und richtete mich auf, sah Denis an. „Nur zu, töte ihn.“
Darauf hatte Denis schon die ganze Zeit gebrannt. Er zögerte keine Sekunde, und sein Pflock fuhr hart und schnell durch das Herz des Strigoi. Einen Moment später kam die verzweifelte Gegenwehr zum Erliegen. Das bösartige Licht in den roten Augen erlosch. Wir standen auf, und meine Gefährten betrachteten mich voller Sorge und Furcht.
„Rose“, fragte Denis schließlich. „Was hoffst du, zu …“
„Vergiss es“, unterbrach ich ihn und trat neben das bewusstlose menschliche Mädchen. Ich kniete mich hin und untersuchte
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