Vampire Academy 04
dahinterkommen könnte, wie ich all die nicht so guten Dinge regeln sollte.
„Ich habe es dir schon gesagt, ich bin nicht meinetwegen hier. Ich bin wegen Lissa hier.“ Er blickte ernsthaft und mit großen Augen zu mir auf. „Rose, ich flehe dich an , komm nach Hause. Lissa braucht dich. Ich weiß nicht, was los ist, und ich weiß einfach nicht, wie ich ihr helfen könnte. Auch sonst kann ihr niemand helfen. Ich glaube … ich glaube, nur du kannst es. Vielleicht ist eure Trennung das, woran sie leidet. Vielleicht stimmt deswegen auch mit dir etwas nicht, und deshalb verhältst du dich so merkwürdig. Komm nach Hause. Bitte. Wir werden euch beide heilen. Wir werden der Sache gemeinsam auf den Grund gehen. Sie benimmt sich so seltsam. Sie ist leichtsinnig und schert sich um rein gar nichts mehr.“
Ich schüttelte den Kopf. „Unsere Trennung hat nichts damit zu tun, wie es mir geht. Wahrscheinlich hat sie auch nichts mit Lissas Zustand zu tun. Wenn sie sich ernstlich Sorgen wegen der Geistbenutzung macht, sollte sie ihre Medikamente wieder nehmen.“
„Sie macht sich eben keine Sorgen; das ist ja das Problem. Verdammt!“ Er stand auf und begann auf und ab zu laufen. „Was ist los mit euch beiden? Warum kann nicht wenigstens eine von euch erkennen, dass etwas nicht stimmt?“
„Vielleicht liegt es nicht an uns“, meinte ich. „Vielleicht bildest du dir das alles nur ein.“
Adrian drehte sich zu mir um und musterte mich abermals von Kopf bis Fuß. „Nein. Das bilde ich mir nicht ein.“
Nichts von alledem gefiel mir – weder sein Tonfall noch sein Miene oder seine Worte. Ich hatte mich gefreut, ihn zu sehen, aber jetzt nahm ich es ihm übel, dass er mir die Laune verdarb. Ich wollte über all das überhaupt nicht nachdenken. Es war einfach zu anstrengend.
„Hör mal“, sagte ich. „Ich habe mich gefreut, dich heute Nacht zu sehen, aber jetzt nicht mehr, nicht wenn du nur dasitzt und mir Vorwürfe machen und Forderungen stellen willst.“
„Das versuche ich gar nicht.“ Seine Stimme war sanft, der Ärger verflogen. „Ich will dich nicht unglücklich machen, das wäre das Letzte, was ich wollte. Du bedeutest mir viel. Auch Lissa bedeutet mir viel. Ich möchte, dass ihr beide glücklich seid und euer Leben so lebt, wie ihr es wollt … aber nicht, wenn ihr beide auf dem Selbstzerstörunstrip seid.“
Seine Worte ergaben gewissermaßen sogar einen Sinn. Schienen annähernd vernünftig und aufrichtig zu sein. Ich schüttelte den Kopf.
„Halt dich da raus. Ich bin da, wo ich sein will, und ich komme nicht zurück. Lissa ist von nun an auf sich allein gestellt.“ Ich sprang vom Geländer. Die Welt drehte sich ein wenig, und ich stolperte. Adrian griff nach meiner Hand, und ich entriss sie ihm. „Es geht mir gut.“
„Tut es nicht. Herr im Himmel. Ich würde schwören, dass du betrunken bist, nur … auch das würde deine Aura nicht erklären. Was ist los?“ Er fuhr sich mit beiden Händen durch das dunkle Haar, ein typisches Anzeichen seiner Unruhe.
„Ich bin hier fertig“, sagte ich in dem Bemühen, so höflich wie möglich zu sein. Warum um alles in der Welt hatte ich den Wunsch gehabt, ihn wiederzusehen? Bei meiner Ankunft hier war es mir so wichtig erschienen. „Schick mich zurück, bitte.“
Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, dann erstarrte er für einige Augenblicke. „Was hast du da am Hals?“
Er streckte die Hand aus, und – Benommenheit hin oder her – es gelang mir, ihm ziemlich geschickt auszuweichen. Ich hatte keine Ahnung, was er an meinem Hals zu sehen glaubte, und ich hatte auch kein Interesse daran, es herauszufinden. „Fass mich nicht an.“
„Rose, das sieht aus wie …“
„Schick mich zurück, Adrian!“ So viel zum Thema Höflichkeit.
„Rose, lass mich dir helfen …“
„Schick. Mich. Zurück!“
Ich schrie die Worte, und dann gelang es mir zum ersten Mal, mich aus Adrians Traum zu befreien. Ich ließ auch gleich den Schlaf hinter mir und erwachte auf dem Sofa. In der Suite war alles still; das einzige Geräusch war mein schneller Atem. Ich war völlig durcheinander. Normalerweise schwebte ich so kurz nach einem Biss noch auf Wolken und war selig. Doch die Begegnung mit Adrian hatte einen Teil von mir besorgt und traurig gestimmt.
Schließlich stand ich auf und schaffte es ins Badezimmer. Ich knipste das Licht an und zuckte zusammen. Im Wohnzimmer war es nicht so hell gewesen. Sobald meine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, trat ich vor
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