Vampire Academy 04
Bewegungsfreiheit.
„Was machst du hier?“, fragte ich mit überraschend ruhiger Stimme.
„Mich um ein Problem kümmern.“
Worum es dabei ging, war nicht besonders schwer zu erraten. Ich war das Problem.
Wieder kämpfte ich gegen den Drang, zurückzuweichen. „Ich habe dir nie etwas getan.“ Das war einem Strigoi gegenüber eine mangelhafte Logik. Keins ihrer Opfer hatte ihnen je etwas getan.
„Du existierst“, sagte er. „Du nimmst hier Raum ein und verschwendest unser aller Zeit. Du weißt, wie wir sie finden können – das Dragomir-Mädchen –, aber du gibst nichts auch nur ansatzweise Nützliches preis, solange Belikov nicht endlich seinen Arsch bewegt und dich erweckt. Und bis dahin zwingt Galina mich, meine Zeit damit zu verschwenden, dich zu bewachen, und sie befördert ihn, weil er sie davon überzeugt hat, dass du einen großen Gewinn für uns darstellst.“
Das war wirklich eine interessante Reihe von Beschwerden. „Also … äh, was wirst du tun?“
Blitzartig stand er vor mir. Ihn aus nächster Nähe zu sehen löste vor meinem inneren Auge eine schreckliche Erinnerung aus – Nathan, wie er Dimitri biss und all das seinen Anfang nahm. Ein Funke des Ärgers zündelte in mir, entwickelte sich allerdings nicht viel weiter. „Ich werde die Information schon bekommen, so oder so“, zischte er. „Sag mir, wo sie ist.“
„Du weißt, wo sie ist. Sie ist in der Schule.“ Diese Neuigkeit konnte ich gefahrlos preisgeben. Er wusste, dass sie dort war. Und er wusste, wo die Schule war.
Der Blick, den er mir zuwarf, zeigte deutlich, dass er nicht gerade glücklich darüber war, eine Information von mir zu erhalten, die er bereits besaß. Er streckte die Hand aus, packte mein Haar und riss mir schmerzhaft den Kopf zurück. Es war vielleicht doch keine so gute Idee gewesen, das Haar offen zu tragen. „Wohin geht sie? Sie wird nicht für immer dort bleiben. Geht sie aufs College? An den königlichen Hof? Es wurden garantiert Pläne für sie gemacht.“
„Ich kenne diese Pläne nicht. Ich bin schon seit einer ganzen Weile fort.“
„Ich glaube dir nicht“, knurrte er. „Sie ist viel zu wertvoll. Ihre Zukunft muss schon vor einer ganzen Weile geplant worden sein.“
„Wenn das der Fall war, hat mich niemand eingeweiht. Da bin ich wohl zu früh aufgebrochen.“
Ich zuckte die Achseln. Zorn trat in seine Augen, und ich schwöre, sie wurden noch röter.
„Ihr zwei teilt ein Band! Du weißt darüber Bescheid. Sag es mir jetzt, und ich werde dich schnell töten. Wenn du es nicht tust, werde ich dich erwecken, um an die Information heranzukommen, und dich dann töten. Du wirst brennen wie ein Osterfeuer.“
„Du … du würdest mich töten, nachdem ich eine von euch geworden bin?“ Blöde Frage. Strigoi kannten keine Loyalität untereinander.
„Ja. Es wird ihn vernichten, und sobald Galina sieht, wie leicht er aus der Bahn zu werfen ist, werde ich meinen ursprünglichen Platz an ihrer Seite wieder einnehmen – vor allem, wenn ich die Dragomir-Linie erst mal ausgelöscht habe.“
„Den Teufel wirst du tun.“
Er lächelte und berührte mein Gesicht, dann strich er mit den Fingern über meinen Hals und all die blauen Flecken. „Oh, ich werde es bestimmt tun. Aber es würde die Dinge um einiges erleichtern, wenn du es mir jetzt einfach sagst. Du könntest in Ekstase sterben, statt bei lebendigem Leibe zu verbrennen. Wir würden es beide genießen.“ Behutsam legte er seine Hand um meine Kehle. „Du stellst eindeutig ein Problem dar, aber du bist durchaus schön – und ganz besonders deine Kehle. Ich kann verstehen, warum er dich will …“
Widerstreitende Gefühle spukten in mir. Logischerweise wusste ich, dass ich es hier mit Nathan zu tun hatte – dem Nathan, den ich dafür hasste, dass er Dimitri überhaupt erst verwandelt hatte. Dennoch machte sich das Verlangen meines Körpers nach Strigoi-Endorphinen ebenfalls deutlich bemerkbar, und es wurde nicht im Geringsten davon beeinträchtigt, dass es Nathan war, der gerade vor mir stand. Es zählte nur, dass seine Zähne nur einen Atemzug von meinem Hals entfernt waren und dieses unendlich süße Delirium versprachen.
Und während er mich mit einer Hand an der Kehle hielt, glitt die andere Hand zu meiner Taille hinunter und weiter zur Wölbung meiner Hüften. In Nathans Stimme hatte ein sinnlicher Unterton gelegen, so als wolle er mehr tun, als mich nur zu beißen. Und nach so vielen sexuell aufgeladenen Begegnungen mit Dimitri
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