Vampire Academy 04
katapultierte mich aber dennoch von den Füßen. Während ich fiel, versuchte ich, mich an etwas festzuhalten – irgendetwas –, doch es gelang mir nicht. Ich prallte mit dem Rücken gegen die Tür und landete unsanft auf dem Boden. Eigentlich hatte ich erwartet, dass sie ihren Angriff auf mich fortsetzen würde, stattdessen eilte sie durch den Raum und – Gott steh uns bei – stellte sich schützend vor Nathan.
Bevor ich die Merkwürdigkeit ihres Versuchs, jemanden zu beschützen, der sie bereitwillig hätte sterben lassen, gänzlich verdauen konnte, wurde plötzlich die Tür aufgestoßen. „Au!“, sagte ich abermals, als sie mich anstieß und beiseiteschob.
Schnellen Schrittes kam Dimitri herein. Er blickte von einem zum andern, und ich hatte keinen Zweifel daran, dass mein Gesicht Spuren sowohl von Nathans als auch von Innas Treffer aufwies. Dimitri ballte die Fäuste und wandte sich Nathan zu. Die Atmosphäre erinnerte mich an ihre Schlägerei im Flur, voller Zorn, Bösartigkeit und Blutgier. Ich erschauerte und machte mich auf eine weitere schreckliche Konfrontation gefasst.
„Lass es lieber“, warnte Nathan ihn mit selbstgefälliger Miene. „Du weißt, was Galina gesagt hat. Krümmst du mir auch nur ein Haar, bist du weg vom Fenster.“
Dimitri stolzierte durch den Raum, baute sich vor Nathan auf und stieß Inna wie eine Stoffpuppe beiseite. „Es wäre mir ihren Zorn wert, vor allem, wenn ich ihr erzähle, dass du als Erster angegriffen hast. Roses Blessuren sind der schlagende Beweis dafür.“
„Das würdest du nicht tun.“ Er deutete auf Inna, die dort, wo Dimitri sie umgestoßen hatte, benommen auf dem Boden saß. Trotz meiner eigenen Verletzungen kroch ich zu ihr hinüber. Ich musste wissen, ob mit ihr alles in Ordnung war. „Sie wird ihr die Wahrheit sagen.“
Jetzt sah Dimitri selbstgefällig aus. „Denkst du wirklich, Galina würde einem Menschen glauben? Nein. Wenn ich ihr sage, dass du mich und Rose aus Eifersucht angegriffen hast, wird sie mich damit durchkommen lassen. Die Tatsache, dass du so leicht zu besiegen warst, wird der Beweis für deine Schwäche sein. Ich werde dir den Kopf abschneiden und Roses Pflock aus dem Tresorraum holen. Dann kannst du mit deinem letzten Atemzug zusehen, wie sie ihn dir ins Herz rammt.“
Verdammte Scheiße. Das war sogar noch ein wenig schlimmer als Nathans Drohung, mich zu verbrennen – Moment.
Mein Pflock?
Nathans Miene präsentierte noch immer seine überhebliche Arroganz – zumindest in meinen Augen. Aber ich vermute, Dimitri hatte etwas gesehen, das ihn befriedigte, etwas, das ihn glauben ließ, er habe die Oberhand gewonnen. Denn er entspannte sich sichtlich, und sein Feixen wurde breiter. „Zwei Mal“, sagte Dimitri leise. „Zwei Mal habe ich dich verschont. Beim nächsten Mal … beim nächsten Mal bist du dran.“
Ich erreichte Inna und streckte sanft die Hand aus. „Bist du okay?“, murmelte ich.
Mit hasserfülltem Blick zuckte sie zurück und rutschte von mir weg. Nathans Blick fiel auf mich, und er ging langsam rückwärts zur Tür
„Nein“, erwiderte er. „Zwei Mal habe ich sie am Leben gelassen. Beim nächsten Mal ist sie dran. Ich bin derjenige, der hier das Sagen hat, und nicht du.“
Nathan öffnete die Tür, und Inna stand auf, stolperte ihm hinterher. Mit offenem Mund starrte ich ins Leere, fassungslos ob der jüngsten Ereignisse. Ich wusste nicht, welches davon ich beunruhigender finden sollte. Als ich zu Dimitri aufblickte, wusste ich gar nicht, welche Frage ich ihm zuerst stellen sollte. Was würden wir jetzt unternehmen? Warum hatte Inna Nathan verteidigt? Warum hatte Dimitri ihn gehen lassen? Doch nicht eine einzige dieser herausfordernden Fragen kam mir über die Lippen.
Stattdessen brach ich in Tränen aus.
22
Ich weine nicht sehr oft. Und wenn ich es tue, hasse ich es. Als ich das letzte Mal in Dimitris Gegenwart geweint hatte, war ich sofort von ihm in den Arm genommen worden. Diesmal bekam ich lediglich einen eiskalten Blick voller Wut.
„Das ist deine Schuld!“, brüllte er mit geballten Fäusten.
Ich wich mit großen Augen zurück. „Aber er … er hat mich angegriffen …“
„Ja. Und Inna. Ein Mensch! Du hast dich von einem Menschen angreifen lassen.“ Er konnte den Hohn nicht aus seiner Stimme heraushalten. „Du bist schwach. Du bist außerstande, dich selbst zu verteidigen – und das alles nur, weil du deine Erweckung verweigerst!“
Seine Stimme war beängstigend, und der
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