Vampire Academy 04
Einrichtungsgegenstände. Grundgütiger. Meine beste Freundin musste wohl bald den anonymen Alkoholikern beitreten.
Lissa hielt die Arme vor der Brust verschränkt, und ihre Haltung war beinahe streitsüchtig. „Es gibt kein Problem. Wir haben lediglich versucht, uns zu amüsieren. Den entstandenen Schaden bedauere ich. Wenn Sie mich suspendieren wollen, nur zu.“
Deirdre schüttelte den Kopf. „Das ist nicht meine Entscheidung. Mir geht es hier um das Warum. Ich weiß, dass Sie früher wegen Ihrer … Magie unter Depressionen und anderen Problemen gelitten haben. Aber das jetzt scheint mir eher eine Art Rebellion zu sein.“
Rebellion? Oh, es war viel mehr als das. Seit ihrem Streit mit Christian hatte sie ihn nirgendwo finden können, und das brachte sie fast um. Irgendwelche Leerlaufzeiten, in denen sie allein war, konnte sie einfach nicht ertragen. Sie dachte an nichts anderes mehr als an ihn – oder an mich. Und das Einzige, was sie von uns ablenken konnte, war das Feiern von Partys und das Eingehen von Risiken.
„Studenten machen andauernd solche Sachen“, wandte Lissa ein. „Warum ist das ausgerechnet bei mir so eine große Sache?“
„Nun, weil Sie sich in Gefahr gebracht haben. Nach der Bibliothek waren Sie drauf und dran, ins Schwimmbad einzubrechen. Schwimmen in berauschtem Zustand ist in jedem Fall ein Grund zur Sorge.“
„Niemand ist ertrunken. Und selbst wenn jemand in Gefahr geraten wäre, bin ich davon überzeugt, dass wir ihn mit vereinten Kräften aus dem Wasser gezogen hätten.“
„Das Ganze ist angesichts einiger selbstzerstörerischen Verhaltensmuster in der Vergangenheit einfach besorgniserregend. Ich denke da zum Beispiel an das Ritzen …“
So ging es während der nächsten Stunde weiter, und Lissa verstand sich genauso gut wie ich darauf, Deirdres Fragen auszuweichen. Als die Sitzung endete, sagte Deirdre, dass sie keine Disziplinarmaßnahme empfehlen würde. Sie wollte Lissa allerdings zur weiteren Behandlung wiedersehen. Lissa wäre es absolut lieber gewesen, man hätte sie nachsitzen oder Tafeln schrubben lassen.
Als sie wütend über den Campus marschierte, entdeckte sie Christian, der in der anderen Richtung unterwegs war. Hoffnung hellte die Schwärze ihres Geistes auf wie Sonnenschein. „Christian!“, schrie sie und rannte auf ihn zu.
Er blieb stehen und sah sie misstrauisch an. „Was willst du?“
„Wie meinst du das, was will ich?“ Sie wollte sich in seine Arme werfen und von ihm hören, dass alles wieder gut sei. Sie war aufgebracht und überwältigt und von Dunkelheit erfüllt … aber es gab auch eine Verletzlichkeit in ihr, die ihn verzweifelt brauchte. „Ich konnte dich nirgendwo finden.“
„Ich war einfach …“ Ein dunkler Schatten fiel über sein Gesicht. „Ich weiß nicht. Ich habe nachgedacht. Außerdem hast du dich ja nach allem, was ich höre, nicht allzu sehr gelangweilt.“ Es war keine Überraschung, dass alle über das Fiasko der vergangenen Nacht Bescheid wussten. Dank der brodelnden Gerüchteküche der Akademie verbreiteten sich solche Dinge wie ein Lauffeuer.
„Das war nichts“, sagte sie. Die Art, wie er sie ansah, schnitt ihr ins Herz.
„Genau das ist es ja“, erwiderte er. „In letzter Zeit ist alles nichts. All deine wilden Partys. Das Herummachen mit anderen Typen. Die Lügen.“
„Ich habe nicht gelogen!“, rief sie. „Und wann wirst du endlich über die Sache mit Aaron hinwegkommen?“
„Du sagst mir nicht die Wahrheit. Das ist das Gleiche.“ Es klang ganz nach einem Echo von Jills Einstellung. Lissa kannte sie kaum und fing bereits an, sie zu hassen. „Ich komme einfach nicht damit klar. Ich kann und will nicht damit umgehen, dass du dich wieder wie ein Mädchen von königlichem Geblüt aufführst, das mit seinen anderen königlichen Freunden irgendwelche Scheiße baut.“
Und hier lag das Problem. Wenn Lissa nur deutlicher beschrieben hätte, wie sie sich fühlte, wie sehr ihre Schuldgefühle und Depressionen sie innerlich auffraßen und sie aus dem Gleichgewicht warfen … nun, ich denke, dann wäre Christian ohne Umstände für sie da gewesen. Denn trotz seines zynischen Auftretens hatte er ein gutes Herz – und das meiste davon gehörte Lissa. Früher jedenfalls. Jetzt sah er nur noch, dass sie töricht und oberflächlich war und zu einem Lebensstil zurückkehrte, den er verachtete.
„Das mache ich nicht!“, rief sie aus. „Ich bin nur … ich weiß nicht. Es fühlt sich einfach gut an, irgendwie
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