Vampire Academy 04
loszulassen.“
„Ich kann das nicht“, sagte er. „Ich kann nicht mit dir zusammen sein, wenn das jetzt dein Leben ist.“
Ihre Augen weiteten sich. „Machst du Schluss mit mir?“
„Ich … ich weiß nicht. Ja, ich schätze schon.“ Lissa war so geschockt, dass sie Christian nicht wirklich so sehen konnte wie ich, so entsetzt, dass sie die Qual in seinen Augen nicht erkannte. Es zerriss ihm das Herz, das tun zu müssen. Auch er litt, und alles, was er sah, war das Mädchen, das er liebte und das sich veränderte und zu jemandem wurde, mit dem er unmöglich zusammenbleiben konnte. „Die Dinge sind nicht mehr so, wie sie einmal waren.“
„Das kannst du nicht machen“, rief sie. Sie konnte seinen Schmerz nicht erkennen. Für sie war er einfach nur grausam und unfair. „Wir müssen darüber reden – das Problem lösen …“
„Die Zeit zum Reden ist vorbei“, wandte er ein. „Dazu hättest du früher bereit sein sollen – nicht erst jetzt, nicht erst, wenn die Dinge plötzlich nicht mehr nach deinen Wünschen laufen.“
Lissa wusste nicht, ob sie schreien oder weinen sollte. Sie wusste nur, dass sie Christian nicht verlieren durfte – nicht, nachdem sie mich bereits verloren hatte. Wenn sie nun uns beide verlor, sah sie in diesem Leben keinen Sinn mehr.
„Bitte, tu das nicht“, flehte sie. „Ich kann mich ändern.“
„Tut mir leid“, blaffte er. „Dafür sehe ich keinerlei Anzeichen.“
Abrupt drehte er sich um und ging davon. Für sie war sein Verhalten hart und kalt. Doch auch jetzt hatte ich den Schmerz in seinen Augen gesehen. Christian war vermutlich einfach weggegangen, weil er wusste, dass er ansonsten nicht bei seiner Entscheidung hätte bleiben können – einer Entscheidung, die schmerzlich war, die sich für ihn jedoch richtig anfühlte. Lissa machte Anstalten, ihm zu folgen, als eine Hand sie plötzlich zurückhielt. Sie drehte sich um und stand vor Avery und Adrian. Ihren Mienen zufolge hatten sie alles mit angehört.
„Lass ihn gehen“, sagte Adrian ernst. Er war derjenige gewesen, der sie festgehalten hatte. Jetzt ließ er die Hand sinken und fädelte seine Finger durch Averys. „Wenn du ihm jetzt folgst, machst du es nur schlimmer. Lass ihm ein wenig Abstand.“
„Das kann er nicht machen“, sagte Lissa. „Das kann er mir doch nicht antun.“
„Er ist völlig aufgebracht“, meinte Avery, deren Sorge ein Spiegelbild von Adrians war. „Er kann nicht klar denken. Warte, bis er sich abgekühlt hat, dann wird er schon wieder zu sich kommen.“
Lissa sah Christian nach, und ihr brach das Herz. „Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, ob er das tun wird. O Gott. Ich darf ihn nicht verlieren.“
Es brach mir mein eigenes Herz. Ich wünschte mir so sehr, zu ihr gehen zu können, sie zu trösten und für sie da zu sein. Sie fühlte sich so allein, und ich fühlte mich scheußlich, weil ich sie verlassen hatte. Irgendetwas hatte sie in diese Abwärtsspirale gezogen, und ich hätte da sein müssen, um ihr wieder herauszuhelfen. Dafür waren beste Freundinnen doch da. Ich musste zu ihr.
Lissa drehte sich wieder um und sah Avery an. „Ich bin so verwirrt … ich weiß nicht, was ich tun soll.“
Avery schaute ihr in die Augen, aber als sie das tat … geschah etwas Unglaubliches. Avery sah nicht sie an. Sie sah mich an.
Oh, nein. Nicht du schon wieder.
Die Stimme tönte in meinem Kopf, und zack! flog ich aus Lissa heraus.
Da war er wieder, dieser mentale Stoß, die Berührung meines Geistes und die heißen und kalten Wellen, die durch meinen Körper liefen. Erstaunt sah ich mich in meinem Zimmer um, schockiert darüber, wie abrupt der Übergang gewesen war. Dennoch hatte ich etwas gelernt. Ich wusste jetzt, dass nicht Lissa diejenige war, die mich beim ersten Mal hinausgestoßen hatte. Lissa war viel zu abgelenkt gewesen und zu bekümmert. Die Stimme? Auch die hatte nicht Lissa gehört.
Und dann fiel mir endlich wieder ein, wo ich diese leichte Berührung in meinem Kopf schon einmal gespürt hatte. Oksana. Es war das gleiche Gefühl gewesen, als sie in meinen Geist gegriffen und versucht hatte, einen Einblick in meine Stimmungen und Absichten zu bekommen, eine Tat, von der sowohl sie als auch Mark zugaben, dass sie aufdringlich und unrecht war, wenn man kein Band mit jemandem teilte.
Sorgfältig ging ich noch einmal durch, was gerade mit Lissa geschehen war. Im Geiste sah ich noch einmal die letzten Sekunden vor mir. Blaugraue Augen, die mich anstarrten – mich,
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