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Vampire Academy 04

Vampire Academy 04

Titel: Vampire Academy 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Mead
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dass sie immer das Geistelement in sich trug. Ich schaute auf den Ring, und mir kam ein beunruhigender Gedanke. Diesen Gedanken hatte ich schon während der Fahrt mit dem alten Ehepaar nach Nowosibirsk gehabt, als ich immer wieder das Bewusstsein verlor.
    „Oksana … ein Strigoi hat diesen Ring berührt. Und für einige Augenblicke – als er das tat – schien es so, als … nun, er war immer noch ein Strigoi, keine Frage. Aber solange er den Ring in der Hand hielt, war er auch beinahe wieder der Alte.“
    Oksana antwortete nicht sofort. Sie sah zu Mark auf, und die beiden schauten einander lange an. Er biss sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf.
    „Nicht“, sagte er. „Das ist ein Märchen.“
    „Was?“, rief ich. Ich blickte zwischen den beiden hin und her. „Wenn Sie etwas darüber wissen – über Strigoi –, dann müssen Sie es mir erzählen!“
    Mark sagte im scharfen Ton etwas auf Russisch, eine Warnung lag in seiner Stimme. Oksana wirkte gleichermaßen entschlossen. „Es steht uns nicht zu, Informationen zurückzuhalten“, erwiderte sie. Dann wandte sie sich mit ernster Miene an mich. „Mark hat Ihnen doch von dem Moroi erzählt, dem wir vor langer Zeit begegnet sind … dem anderen Geistbenutzer?“
    Ich nickte. „Ja.“
    „Er erzählte viele Geschichten – von denen ich die meisten für unwahr halte. Aber eine von ihnen … nun, er behauptete, er habe einen Strigoi ins Leben zurückgeholt.“
    Abe, der bis dahin geschwiegen hatte, lachte höhnisch auf. „Das ist allerdings ein Märchen.“
    „Was?“ Meine ganze Welt geriet ins Wanken. „Wie denn?“
    „Das weiß ich nicht. Er hat nie viel darüber gesprochen, und die Einzelheiten haben sich häufig verändert. Sein Verstand ließ ihn im Stich, und ich glaube, die Hälfte der Dinge, von denen er uns erzählt hat, beruht auf Einbildung“, erklärte sie.
    „Er ist verrückt“, stellte Mark fest. „Das entspricht alles nicht der Wahrheit. Lassen Sie sich nicht von der Fantasie eines Geisteskranken einfangen. Fixieren Sie sich nicht darauf. Lassen Sie nicht zu, dass dies zu Ihrer nächsten Mission wird. Sie müssen zu Ihrer Bundgefährtin zurückkehren.“
    Ich schluckte, und alle Gefühle dieser Welt brodelten in meinem Magen. War es wahr? Hatte ein Geistbenutzer einen Strigoi ins Leben zurückgeholt? Rein theoretisch … nun, wenn Geistbenutzer heilen und Tote zurückbringen konnten, warum also nicht auch Untote? Und Dimitri … Dimitri wirkte jedenfalls sehr verändert, als er den Ring in der Hand gehalten hatte. Konnte der Geist auf ihn gewirkt und einen Teil seines alten Ichs berührt haben? In jenem Moment hatte ich lediglich vermutet, es seien die liebevollen Erinnerungen an seine Familie, die diese Veränderung bewirkt hatten …
    „Ich muss mit diesem Mann reden“, murmelte ich.
    Nicht dass ich gewusst hätte, warum. Märchen hin oder her, es war sowieso zu spät. Ich hatte es bereits getan. Ich hatte Dimitri getötet. Nichts würde ihn jetzt wieder zurückholen, auch kein Wunder des Geistes. Mein Herz raste, und ich konnte kaum atmen. Vor meinem inneren Auge sah ich ihn fallen, immer tiefer … für alle Ewigkeit mit dem Pflock in der Brust. Hätte er gesagt, dass er mich liebte? Diese Frage würde ich mir für den Rest meines Lebens stellen.
    Eine quälende Trauer erfüllte mich, doch gleichzeitig empfand ich auch Erleichterung. Immerhin hatte ich Dimitri aus seinem Zustand der Bösartigkeit befreit. Ich schenkte ihm Frieden und half ihm auf den Weg ins Glück. Vielleicht waren er und Mason irgendwo im Himmel zusammen und trainierten das eine oder andere Wächtermanöver. Ich hatte das Richtige getan. In diesem Fall sollte es kein Bedauern geben.
    Oksana, die nichts von meinen Gefühlen ahnte, reagierte auf meine letzte Bemerkung. „Das war Marks voller Ernst. Dieser Mann ist verrückt – falls er überhaupt noch lebt. Als wir ihm das letzte Mal begegnet sind, konnte er kaum ein zusammenhängendes Gespräch führen, geschweige denn seine Magie benutzen. Er ist davongelaufen und hält sich seither versteckt. Niemand weiß, wo er jetzt ist – ausgenommen vielleicht sein Bruder.“
    „Genug“, warnte Mark.
    Doch Abes Neugier war entfacht. Er beugte sich vor, scharfsinnig wie eh und je. „Wie heißt dieser Mann?“
    „Robert Doru“, antwortete Mark nach einigen Augenblicken des Zögerns.
    Diesen Namen hatte ich noch nie gehört, und mir wurde klar, wie sinnlos das alles war. Der Mann war ein hoffnungsloser Fall und

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