Vampire Academy 04
sackte zu Boden. Mit ihrer vereinten Magie hatten die Geistbenutzer ihn außer Gefecht gesetzt. Lissa und Adrian wandten sich zu Avery um und machten sich bereit, doch das war gar nicht nötig.
Als Simon von dieser geballten Ladung Geist bombardiert wurde, hatte Avery zu schreien begonnen. Und sie schrie und schrie. Sie griff sich an den Kopf, ihr Kreischen ging durch Mark und Bein. Lissa und Adrian tauschten hilflose Blicke, unsicher, wie sie mit dieser neuen Entwicklung umgehen sollten.
„Um Gottes willen“, stieß Adrian erschöpft hervor. „Wie bringen wir sie bloß zum Schweigen?“
Lissa wusste es nicht. Sie spielte mit dem Gedanken, zu ihr zu gehen, sie wollte Avery helfen, trotz allem, was geschehen war. Aber einige Sekunden später verstummte Avery. Sie wurde jedoch nicht ohnmächtig wie ihre Gefährten. Sie saß einfach nur mit weit aufgerissenen Augen da. Der benommene Blick, den sie gezeigt hatte, solange sie sich des Elements Geist bediente, war verschwunden. Ihre Augen waren einfach … leer. So als sei Avery nur eine leere Hülle.
„W-Was ist passiert?“, fragte Lissa.
Ich kannte die Antwort. Der Geist ist von Simon in sie hineingeströmt. Und hat sie gegrillt.
Lissa war bestürzt. Wie konnte er von Simon in sie hineinfließen?
Weil sie ein Band teilen.
Du hast gesagt, sie würde ein Band mit Reed teilen!
Das tut sie auch. Sie ist mit beiden verbunden.
Während sie um ihr Leben gekämpft hatte, war Lissa zu sehr abgelenkt gewesen, aber ich konnte durch ihre Augen die Aura aller Beteiligten wahrnehmen. Avery – die ihre Aura nicht länger verbarg – besaß eine goldene, genau wie Adrian und Lissa. Die Auren von Simon und Reed waren beinahe identisch gewesen, mit ganz normalen Farben – allerdings schwarz umrandet. Sie waren schattengeküsst, da Avery sie beide von den Toten zurückgeholt hatte.
Lissa stellte keine Fragen mehr und ließ sich einfach in Adrians Arme fallen. Es lag nichts Romantisches darin, sie hatten nur beide den verzweifelten Wunsch, in der Nähe eines Freundes zu sein.
„Warum bist du hierhergekommen?“, fragte sie ihn.
„Machst du Witze? Wie hätte ich nicht kommen können? Ihr wart wie ein Leuchtfeuer mit all dem Geist, den ihr benutzt habt. Ich habe es über den ganzen Campus hinweg gespürt.“ Er sah sich um. „Mann, ich habe wirklich haufenweise Fragen.“
„Da sind wir schon zu zweit“, murmelte sie.
Ich muss gehen, sagte ich zu Lissa. Es erfüllte mich mit einer Spur Melancholie, die beiden verlassen zu müssen.
Ich vermisse dich. Wann kommst du zurück?
Bald.
Danke. Danke, dass du für mich da warst.
Immer. Ich vermutete, dass mein Körper lächelte. Oh, und Lissa? Sag Adrian, dass ich stolz auf ihn bin.
Der Raum in der Akademie verblasste. Ich saß wieder auf einem Bett am anderen Ende der Welt. Abe musterte mich voller Sorge. Auch Mark war besorgt, aber er hatte nur Augen für Oksana, die neben mir lag. Sie sah ein wenig so aus wie Avery, bleich und verschwitzt. Mark umklammerte verzweifelt ihre Hand, Angst sprach aus seinen Augen. „Geht es dir gut?“
Sie lächelte. „Nur müde. Ich komme bald wieder auf die Beine.“
Ich wollte sie umarmen. „Danke“, flüsterte ich. „Ich bin Ihnen so dankbar.“
„Ich freue mich, dass ich helfen konnte“, erwiderte sie. „Aber ich hoffe, ich muss so etwas nicht noch einmal tun. Es war … seltsam. Ich bin mir nicht sicher, welche Rolle ich dabei gespielt habe.“
„Ich auch nicht.“ Es hatte sich sogar richtig unheimlich angefühlt. Manchmal schien es, als sei Oksana tatsächlich dort gewesen, als hätte sie zusammen mit Lissa und den anderen gekämpft. Dann wieder hatte es sich so angefühlt, als sei Oksana irgendwie mit mir verschmolzen. Ich schauderte. Da waren eindeutig zu viele Psychen miteinander verbunden gewesen.
„Beim nächsten Mal müssen Sie an ihrer Seite sein“, sagte Oksana. „In der realen Welt.“
Ich betrachtete meine Hände, verwirrt und unsicher, was ich denken sollte. Der silberne Ring funkelte mich an. Ich nahm ihn ab und reichte ihn ihr.
„Dieser Ring hat mich gerettet. Kann er Sie auch heilen, obwohl Sie ihn selbst gemacht haben?“
Sie hielt ihn einen Moment lang in der Hand, dann gab sie ihn mir zurück. „Nein, aber wie ich schon sagte, ich bin schon bald wiederhergestellt. Ich erhole mich wirklich sehr schnell von ganz allein.“
Das stimmte. Ich hatte in der Vergangenheit häufiger erlebt, wie erstaunlich schnell Lissa gesund wurde. Das lag daran,
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