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Vampire Academy 04

Vampire Academy 04

Titel: Vampire Academy 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Mead
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hätten auf der Flucht sein sollen, auf einer romantischen Flucht. Dimitri und ich hätten in exotischen Restaurants essen und dann abends tanzen gehen können. Ich hätte eines der Designerkleider tragen können, die ich in dem Hotel in Sankt Petersburg hatte zurücklassen müssen. So hätte es sein sollen. Nicht ich in Begleitung eines finster dreinblickenden Menschen.
    „Unwirklich, hm? Wie im Märchen.“
    Sydneys Stimme schreckte mich auf, und ich stellte fest, dass wir vor unserem Bahnhof stehen geblieben waren. Es gab einige Bahnhöfe in Moskau. Ihre Worte, die wie ein Echo meines Gesprächs mit Dimitri klangen, sandten mir kalte Schauer über den Rücken – im Wesentlichen deshalb, weil sie recht hatte. Der Bahnhof hatte zwar keine Zwiebeltürme, sah aber trotzdem aus wie etwas, das direkt aus einem Märchenbuch zu stammen schien, wie eine Kreuzung zwischen Dornröschens Schloss und einem Lebkuchenhaus. Der Bahnhof hatte ein großes, gewölbtes Dach und Türme an beiden Enden. Seine weißen Mauern waren mit Bereichen aus braunem Ziegelstein und grünem Mosaik durchsetzt, sodass er beinahe gestreift wirkte. In Amerika hätten ihn manche Leute vielleicht als grell bezeichnet. Für mich war er wunderschön.
    Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen schossen, als ich mich fragte, was Dimitri wohl über dieses Gebäude gesagt hätte. Wahrscheinlich hätte er es ebenso geliebt wie alles andere hier. Als mir klar wurde, dass Sydney auf eine Antwort wartete, schluckte ich meine Trauer hinunter und spielte den schnippischen Teenager. „Vielleicht wie in einem Märchen über einen Bahnhof.“
    Sie zog eine Augenbraue hoch, überrascht über meine Gleichgültigkeit, aber sie fragte nicht weiter nach. Und wer weiß? Wenn ich den Sarkasmus beibehielt, würde sie sich vielleicht bald so sehr über mich ärgern, dass sie einfach verschwand. Irgendwie bezweifelte ich allerdings, dass ich solches Glück haben würde. Ich war mir ziemlich sicher, dass ihre Angst vor ihren Vorgesetzten alle anderen Gefühle überwand, die sie in Bezug auf mich vielleicht hegen mochte.
    Wir hatten ein Schlafwagenabteil der ersten Klasse reserviert, das sich jedoch als erheblich kleiner herausstellte, als ich erwartet hatte. Im Abteil gab es auf beiden Seiten eine Kombination aus Bett und Sitzbank, dann ein Fenster und einen Fernseher, der hoch oben an der Wand befestigt war. Letzterer würde wahrscheinlich dabei helfen, uns die Zeit zu vertreiben, aber mir fiel es oft schwer, dem russischen Fernsehen zu folgen – nicht nur wegen der Sprache, sondern auch weil einige der Sendungen ausgesprochen bizarr waren. Immerhin würden Sydney und ich jeder unseren eigenen Bereich haben, auch wenn alles etwas enger zuging, als wir es gern gehabt hätten.
    Die Farben erinnerten mich stark an die fantasiereichen Muster, die ich in den Städten gesehen hatte. Selbst der Flur vor unserem Abteil war leuchtend bunt – dicke Teppiche in Rot und Gelb und ein braun-gelber Läufer in der Mitte. In unserem Abteil waren die Bänke voller Kissen aus orangefarbenem Samt, abgestimmt auf die gold- und pfirsichfarbenen Vorhänge aus einem dicken, schweren Stoff, in den ein Seidenmuster eingeprägt war. Mit alldem und einem reich verzierten Tisch in der Mitte des Abteils kam es einem beinahe so vor, als würde man in einem Minipalast reisen.
    Als der Zug aus dem Bahnhof rollte, war es bereits dunkel geworden. Aus irgendwelchen Gründen verließ die transsibirische Eisenbahn Moskau nur bei Nacht. Es war zwar noch nicht allzu spät, aber Sydney sagte, sie wolle schlafen. Da ich sie nicht noch mehr aufbringen wollte, knipsten wir bis auf eine winzige Leselampe an meinem Bett alle Lichter aus. Ich hatte mir auf dem Bahnhof eine Zeitschrift gekauft, und selbst wenn ich die Sprache nicht verstand, so überwanden die Bilder von Make-up und Mode doch alle kulturellen Barrieren. Ich blätterte die Seiten so leise wie möglich um, bewunderte sommerliche Tops und Kleider und fragte mich, wann ich wohl wieder – falls überhaupt je – in der Lage sein würde, mir über derartige Dinge den Kopf zu zerbrechen.
    Ich war gar nicht müde, als ich mich hinlegte, aber der Schlaf übermannte mich dennoch. In meinem Traum lief ich gerade Wasserski, als sich plötzlich die Wellen und die Sonne um mich herum in einen Raum verwandelten, der über und über mit Bücherregalen gefüllt war. An den Wänden standen Tische mit hochmodernen Computern, und es herrschte eine Stille, die alles

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