Vampire Academy 04
durchdrang. Ich befand mich in der Bibliothek der St.-Vladimir-Akademie.
Ich stöhnte. „Oh, bitte. Nicht heute.“
„Warum nicht heute? Warum eigentlich nicht jeden Tag?“
Ich drehte mich um und blickte in das edle Gesicht von Adrian Ivashkov. Adrian war ein Moroi, der Großneffe der Königin und einer von denen, die ich in meinem alten Leben zurückgelassen hatte, als ich zu diesem Himmelfahrtskommando aufbrach. Er hatte wunderschöne smaragdgrüne Augen, bei denen fast jedes Mädchen ins Schwärmen geriet, insbesondere da sie wunderbar zu seinem modisch zerrauften braunen Haar passten. Außerdem war er wohl irgendwie in mich verliebt und der Grund, weshalb mir auf dieser Reise so viel Geld zur Verfügung stand. Ich hatte es ihm abgeschwatzt.
„Auch wieder wahr“, gab ich zu. „Wahrscheinlich sollte ich dankbar dafür sein, dass du nur etwa einmal in der Woche auftauchst.“
Er grinste und setzte sich rittlings auf einen der Holzstühle. Er war hochgewachsen und schlank. Moroi-Männer wurden niemals besonders massig. „Abwesenheit verstärkt die Zuneigung, Rose. Ich will doch nicht, dass du mich für selbstverständlich hältst.“
„Diese Gefahr besteht nicht, mach dir da mal keine Sorgen.“
„Du wirst mir wohl nicht erzählen, wo du bist, oder?“
„Nein.“
Abgesehen von Lissa war Adrian der einzig bekannte lebende Geistbenutzer, und zu seinen Talenten gehörte die Fähigkeit, in meinen Träumen aufzutauchen – häufig uneingeladen – und mit mir zu reden. Ich hielt es für einen Segen, dass seine Kräfte es ihm nicht ermöglichten, tatsächlich zu erfahren, wo ich war.
„Du bringst mich um, Rose“, sagte er melodramatisch. „Jeder Tag ohne dich ist pure Qual. Leer. Einsam. Ich verkümmere vor Sehnsucht nach dir und frage mich, ob du überhaupt noch lebst.“
Er sprach auf diese übertriebene, törichte Art, die typisch für ihn war. Adrian nahm nur selten etwas ernst und alles auf die leichte Schulter. Das Element Geist neigt außerdem dazu, seine Benutzer zu labil zu machen, und obwohl Adrian dagegen ankämpfte, war er dennoch nicht dagegen immun. Doch hinter all seinen melodramatischen Worten spürte ich ein Körnchen Wahrheit. Ganz gleich wie oberflächlich er sich nach außen geben mochte, lag ihm offenbar wirklich etwas an mir.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Nun, ich lebe offensichtlich noch. Also kannst du mich getrost weiterschlafen lassen.“
„Wie oft habe ich es dir schon gesagt? Du schläfst.“
„Und doch fühle ich mich unerklärlicherweise total erschöpft, wenn ich mit dir rede.“
Das brachte ihn zum Lachen. „Oh, wie habe ich dich vermisst.“ Das Lächeln verblasste. „Sie vermisst dich übrigens auch.“
Ich erstarrte. Sie. Er brauchte nicht einmal ihren Namen auszusprechen. Es bestand kein Zweifel daran, von wem er sprach.
Lissa.
Es tat mir schon weh, ihren Namen nur in Gedanken auszusprechen, vor allem, nachdem ich in der vergangenen Nacht in ihren Gedanken gewesen war. Die Entscheidung zwischen Lissa und Dimitri war die härteste Entscheidung meines Lebens gewesen, und auch mit der Zeit wurde es nicht leichter. Ich mochte mich für ihn entschieden haben, doch ohne sie fühlte ich mich geradezu amputiert. Denn das Band zwischen uns stellte sicher, dass wir uns niemals wirklich voneinander trennen konnten.
Adrian warf mir einen wissenden Blick zu, als könnte er meine Gedanken erraten. „Besuchst du sie manchmal?“
„Nein.“ Ich weigerte mich zuzugeben, dass ich sie erst gestern Nacht gesehen hatte. Sollte er doch glauben, dass ich all das endgültig hinter mir gelassen hatte. „Das gehört nicht mehr zu meinem Leben.“
„Ach, richtig. Dein Leben dreht sich ja nur noch um selbstmörderische Rettungsaktionen in eigener Regie.“
„Du würdest doch sowieso nichts verstehen, solange es nicht um Alkohol, Zigaretten oder Schürzenjägerei geht.“
Er schüttelte den Kopf. „Du bist die Einzige, die ich will, Rose.“
Unglücklicherweise glaubte ich ihm. Es wäre für uns beide einfacher gewesen, wenn er jemand anderen hätte finden können. „Nun, du kannst ja weiterhin so empfinden, aber du wirst auch weiterhin warten müssen.“
„Noch sehr viel länger?“
Diese Frage stellte er mir jedes Mal, und immer betonte ich, wie lange ich fort sein würde und dass er seine Zeit verschwendete. Bei dem Gedanken an Sydneys mögliche Spur zögerte ich heute Nacht. „Ich weiß es nicht.“
Auf Adrians Gesicht erstrahlte ein
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