Vampire Academy 04
ohnehin eine Todesangst vor mir.“
„Das bezweifle ich nicht. Sie haben alle Angst vor uns, gefesselt an Jahrhunderte der Tradition und der Zuflucht hinter ihren Kreuzen, die sie beschützen sollen – trotz der Gaben, die sie ihren Tätowierungen verdanken. In vielerlei Hinsicht erhalten sie die gleichen Eigenschaften wie ihr Dhampire – nur ohne Fortpflanzungsprobleme.“ Während er sprach, blickte er zu den Sternen auf, wie ein Philosoph, der über die Mysterien des Universums nachgrübelte. Irgendwie machte mich das noch wütender. Er tat so, als sei das alles nur ein Scherz, obwohl er ganz offensichtlich irgendwelche Absichten verfolgte. Es gefiel mir nicht, Teil eines fremden Plans zu sein – vor allem dann nicht, wenn ich nicht wusste, wie dieser Plan aussah.
„Ja, ja, ich bin davon überzeugt, dass wir die ganze Nacht über die Alchemisten sprechen könnten und darüber, wie Sie sie kontrollieren“, blaffte ich. „Aber ich will trotzdem wissen, was Sie von mir wollen.“
„Nichts“, antwortete er schlicht.
„Nichts? Für nichts haben sie sich aber eine Menge Mühe gemacht, um Sydney auf mich anzusetzen und mir hierher zu folgen.“
Er senkte den Blick wieder, und in seinen dunklen Augen funkelte jetzt ein gefährliches Glitzern. „Sie sind für mich absolut nicht von Interesse, glauben Sie mir. Ich kümmere mich um meine eigenen Geschäfte. Allerdings bin ich im Auftrag anderer gekommen, die sich sehr für Sie interessieren.“
Ich erstarrte, dann durchströmte mich eine Heidenangst. Scheiße. Es war tatsächlich eine Menschenjagd nach mir im Gange. Aber wer steckte dahinter? Lissa? Adrian? Tatiana? Und wieder machte mich dieser letzte Name nervös. Die anderen würden mich suchen, weil ihnen an mir lag. Aber Tatiana … Tatiana fürchtete, ich würde mit Adrian durchbrennen. Einmal mehr ging mir dieser Gedanke durch den Kopf: Wenn sie mich finden wollte, dann vielleicht, um sicherzugehen, dass ich nie wieder zurückkehrte. Und Abe schien mir jemand zu sein, der Leute verschwinden lassen konnte.
„Und was wollen die anderen? Wollen die, dass ich nach Hause komme?“, fragte ich und versuchte, furchtlos zu klingen. „Dachten Sie etwa, Sie könnten einfach herkommen und mich in die Staaten zurückschleppen?“
Abes rätselhaftes Lächeln kehrte zurück. „Denken Sie, dass ich Sie einfach zurückschleppen könnte?“
„Nun“, antwortete ich spöttisch und wieder ohne nachzudenken, „Sie könnten es nicht. Ihre Jungs hier könnten es. Na ja, vielleicht. Vielleicht könnte ich es aber auch mit ihnen aufnehmen.“
Zum ersten Mal lachte Abe laut auf, ein tönendes, tiefes Gelächter, voller aufrichtiger Belustigung. „Sie werden Ihrem verwegenen Ruf wirklich gerecht. Köstlich.“ Na, toll. Irgendwo hatte Abe wahrscheinlich eine ganze Akte über mich. Womöglich wusste er sogar, was ich gern zum Frühstück aß. „Ich schlage Ihnen einen Handel vor. Sagen Sie mir, warum Sie hier sind, und ich sage Ihnen, warum ich hier bin.“
„Das habe ich Ihnen doch gesagt.“
Im Nu war das Lachen verschwunden. Er trat einen Schritt auf mich zu, seine Wächter blieben jederzeit zum Sprung bereit. „Und ich habe Ihnen gesagt, dass Sie mich nicht anlügen sollen. Sie haben einen Grund für Ihren Aufenthalt in Russland. Und ich muss wissen, welcher das ist.“
„Rose? Würdest du bitte reinkommen?“
Vom Haus der Belikovs erklang Viktorias klare Stimme durch die Nacht. Als ich mich umblickte, sah ich sie in der Tür stehen. Plötzlich wollte ich einfach nur weg von Abe. Unter dieser schwülstigen, jovialen Fassade verbarg sich etwas Tödliches, und ich wollte keine Minute länger in seiner Nähe sein. Also sprang ich auf und ging langsam rückwärts in Richtung Haus, wobei ich fast damit rechnete, dass seine Wächter mich trotz seiner Beteuerungen kidnappen würden. Die beiden Männer blieben zwar, wo sie waren, ließen mich jedoch nicht aus den Augen. Abes eigenartiges Lächeln kehrte zurück.
„Tut mir leid, dass ich nicht bleiben und plaudern kann“, erklärte ich.
„Das ist schon in Ordnung“, sagte er gönnerhaft. „Dafür werden wir später noch Zeit finden.“
„Unwahrscheinlich“, entgegnete ich. Er lachte, und ich folgte Viktoria eilig ins Haus. Ich fühlte mich erst sicher, als die Tür hinter mir ins Schloss gefallen war. „Ich mag diesen Burschen überhaupt nicht .“
„Abe?“, fragte sie. „Ich dachte, er ist dein Freund.“
„Wohl kaum. Er ist doch so eine Art
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